Cannabis

Legales Kiffen in der Region: Wie steht es um die Cannabis Social Clubs?

Der Anbau und Besitz von Cannabis wird zum 1. April legal, zumindest unter gewissen Voraussetzungen. Ab Juli sollen die Cannabis Social Clubs folgen. Doch die haben teilweise noch mit Problemen zu kämpfen

Von 
Rahel Adel
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Legal einen Joint rauchen ist bald kein Wunschdenken mehr: Ab voraussichtlich April ist der Anbau zum Eigenkonsum von Cannabis erlaubt. © Hannes P Albert/dpa

Rhein-Neckar. Es gibt Grund zur Freude bei den vielen Freunden des entspannenden Konsums: Am 1. April soll - wenn der Bundesrat am 22. März zustimmt - Cannabis in Deutschland zumindest teilweise legalisiert werden. Der private Eigenanbau von bis zu drei Cannabis-Pflanzen für den eigenen Konsum und der Besitz von 25 Gramm sollen dann straffrei sein. In der Öffentlichkeit darf Cannabis nur konsumiert werden, wenn ein Mindestabstand von 100 Metern zu Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kinderspielplätzen und öffentlich zugänglichen Sportstätten eingehalten wird.

Einige Monate später, ab Juli 2024, sollen auch die Anbauvereinigungen an den Start gehen dürfen. Diesen Vereinen ist es dann erlaubt, an jedes Mitglied über 21 Jahre höchsten 25 Gramm Cannabis am Tag und maximal 50 Gramm im Monat abzugeben.

Zuständige Behörde für Kontrolle der Social Clubs noch nicht bestimmt

Ob dieser Zeitplan allerdings so funktioniert, das sieht Christoph Lehner, Sprecher des Hanfverbands Rhein-Neckar, kritisch. „Dem Gesetz muss immer noch der Bundesrat zustimmen“, sagt er. Der könnte das Vorhaben zwar nicht komplett aufhalten, aber doch verzögern. Und auch den Start der Anbauvereinigungen Anfang Juli zweifelt Lehner an. „Formal könnte Juli klappen. Aber in der Praxis braucht man eine Anbaugenehmigung des Landes - und die zuständigen kontrollierenden Behörden gibt es entweder noch nicht, oder sie wissen noch nichts von ihrer Zuständigkeit.“ Er hofft, dass sich dies noch in den drei Monaten zwischen April und Juli klären wird.

Legaler Cannabis-Konsum - die gesetzlichen Bestimmungen

  • Wenn der Bundesrat zustimmt, dürfen Erwachsene ab 1. April je volljähriger Person im Haushalt drei Cannabispflanzen anbauen und dabei 50 Gramm getrocknetes Cannabis zum Eigenkonsum an ihrem Wohnsitz besitzen.
  • Ab Juli dürfen Anbauvereinigungen Cannabis anbauen.
  • Die Vereine dürfen höchstens 500 Mitglieder haben, die mindestens 18 Jahre alt sein müssen.
  • Jedes Mitglied über 21 Jahre darf höchstens 25 Gramm am Tag und 50 Gramm pro Monat erhalten.

In der Region gibt es einige Möglichkeiten, Mitglied einer Anbauvereinigung zu werden. Lehner selbst ist Vorstandsmitglied im Cannabis Social Club Rising Flowers in Heidelberg. Doch nicht nur die Bundespolitik bereitet den Rising Flowers Sorgen, wie Andreas Niemöller, der Erste Vorsitzende des Social Clubs, erklärt. „Das Registergericht Mannheim hat ein Problem mit unserer Satzung“, sagt er. Das liege daran, dass das Gericht den Zweck des Vereins noch als illegal ansehe. Der Verein habe aber klar gemacht, dass diese Regelungen erst ab dem Zeitpunkt der Legalisierung gelten würden. Deswegen habe der Social Club Klage beim Oberlandesgericht in Karlsruhe eingereicht.

Suche nach Ort für Anbau von Cannabis

Ein weiteres Problem stellt die Suche nach einem Ort für den Anbau der Pflanzen dar. Dieser muss mindestens 200 Metern Abstand zu Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen und Spielplätzen einhalten. So eine Position sei schwer zu finden. „Wir werden nach wie vor diskriminiert. Beim Aufmachen einer Craftbrauerei müssten wir so hohe Hürden nicht überwinden“, sagt Niemöller. Dabei würde der Social Club die Vorgaben der Bundesregierung verfolgen, wie Niemöller klarstellt.

Dazu gehöre auch eine Suchtberatung im Verein vor Ort, außerdem will der Verein bedenkliche Konsummuster durch Fragebögen schnell erkennen können. Gesundheitsschutz und Jugendschutz in Bezug auf Cannabiskonsum seien dem 43-Jährigen schon immer ein Anliegen gewesen. Er selbst sei in der Jugendhilfe in Mannheim tätig und habe in diesem Zusammenhang bereits mit Suchtberatung zu tun gehabt.

„Ich bin gut informiert über die negativen Auswirkungen des Schwarzmarkts“, sagt Niemöller. So behalte es sich der Verein vor, Mitglieder auszuschließen oder an Suchthilfeeinrichtungen zu verweisen, wenn dies nötig sein sollte. Im Moment verzeichnen die Rising Flowers etwa 500 Voranmeldungen, aus denen die Mitglieder dann ausgewählt werden. Nach Gesetzesvorlage der Bundesregierung dürfen Anbauvereinigungen höchstens 500 Mitglieder haben.

Wer dagegen in Speyer unterwegs ist, hat dort vielleicht schon die Marketingkampagne von Rico Cakir und Jennifer Rettinger gesehen. „Kiffen wird legal“, steht auf großen Plakaten. Die Beiden haben dort zusammen den Cannabis Social Club Miami Hempire gegründet.

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Von
Timo Schmidhuber
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Cakir sieht die ganze rechtliche Sache etwas entspannter als Lehner. „Ich finde es realistisch, dass es im April und Juli losgeht“, sagt das Vorstandsmitglied vom Miami Hempire. „Das ist erst mal durch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu Verzögerungen kommt.“ Der Verein habe sich in Ludwigshafen registrieren lassen und komme schon jetzt auf 1000 Bewerbungen, darunter seien auch Interessierte aus den umliegenden Städten. Bei der Auswahl aus diesem Pool würden die Personen bevorzugt, die das Cannabis auch aus medizinischen Gründen bräuchten.

„Wir sind schon relativ weit im Vergleich zu anderen Clubs“, sagt der gelernte Heizungs- und Maschinenbauer. So habe das Miami Hempire neben der Registrierung als Verein auch bereits eine Zusage für einen Anbauort. Im Durchschnitt soll das Gramm bei Miami Hempire zehn Euro kosten. „Wir legen Wert auf regionale Partner und Prüfungen vom Labor. Es wird günstiger als auf dem Schwarzmarkt, aber trotzdem zu keinen Dumpingpreisen angeboten werden“, erklärt Cakir das Konzept. „Zehn Euro sind ein realistischer Preis, wenn man Energiekosten und Anlagenbetreuung miteinrechnet.“ In beiden Vereinen kann man sich noch als Mitglied bewerben, bis Juli wird entschieden.

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