Heidelberg. Sie hat schon viele Auszeichnungen erhalten, aber diese, verrät sie, bedeute ihr besonders viel: Königin Silvia von Schweden ist am Freitagnachmittag zur Ehrenbürgerin ihrer Geburtsstadt Heidelberg ernannt worden. „Es ist nicht schwer, Botschafterin dieser schönen und berühmten Stadt zu sein“, reagierte die Königin bescheiden auf die ausführliche Würdigung ihres Engagements in den Reden von Oberbürgermeister Eckart Würzner und von Claudius Werwigk, dem Honorarkonsul des Königreichs Schweden für Baden-Württemberg.
„Wir sind dankbar, dass wir Ihnen diese Auszeichnung überreichen dürfen“, betonte Würzner den historischen Moment. Der Stadtchef zollte der Monarchin Respekt für ihr vielfältiges Engagement in mehreren Stiftungen. Unter anderem mit der von ihr gegründeten World Childhood Foundation trete Silvia von Schweden mit außergewöhnlichem Einsatz und viel Herz für Kinder ein - in Deutschland, Schweden und weltweit. 2019 hatte die Monarchin ein „Childhood“-Haus in Heidelberg eröffnet. Es widmet sich der Prävention von Kindesmissbrauch und hilft Betroffenen.
Familie mitgebracht
„Was trägt man, wenn man zum Empfang einer Majestät geladen ist - aber selbst nicht die Königin ist?“, mögen sich einige der rund 120 geladenen Gäste vorher gefragt haben - und sich gerne für ein stilvolles Dunkelblau entschieden haben. Zu den Ehrengästen zählten der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, die vier Bürgermeister der Stadt sowie einige Gemeinderäte. Der 79 Jahre alte Ehrengast selbst kam in einem hellgrauen Etuikleid, darüber ein naturweißer Blazer mit grauen Applikationen.
Silvia von Schweden brachte einen Teil ihrer Familie mit, darunter Neffen und Nichten des Sommerlath-Zweigs, außerdem Freunde. Auch ein Baby begleitete die dreifache Mutter und achtfache Oma an diesem Ehrentag. In wenigen Tagen wird auch in Schweden sehr groß gefeiert, stehe doch am 6. Juni das 50. Thronjubiläum von König Carl XVI. Gustaf von Schweden an, das zufällig auch auf den 500. Jahrestag des unabhängigen Schweden falle.
Als Chef-Hostess bei den Olympischen Spielen 1972 in München hatte Silvia Sommerlath den schwedischen Thronfolger kennengelernt. Als sie am 19. Juni 1976 heirateten, war er schon König. Ihrer Heimatstadt blieb die auch bei den Schweden sehr beliebte Königin immer treu: „Ich habe mein Herz an die Stadt Heidelberg verloren“, betonte die Majestät in Anlehnung an das berühmte Lied von Friedrich Raimund Vesely aus dem Jahr 1925, das vielfach neu interpretiert wurde. So komme sie regelmäßig inkognito, besuche Familie und Freunde und schätze sehr die Herzlichkeit der Heidelbergerinnen und Heidelberger, sagte sie in ihrer Dankesrede.
Zuvor überreichte der Oberbürgermeister ihr die von der Heidelberger Künstlerin Kornelia Roth gestaltete Urkunde. Die Malerin und Kalligraphin gestaltet auch regelmäßig Seiten im goldenen Buch der Stadt - und wählt für jeden Ehrengast eine eigene Blume. Auch im „E“ der Urkunde für Silvia „wächst“ ein Pflänzchen: Es ist ein Moosglöckchen (Linnaea borealis), einst das Lieblingsblümchen des schwedischen Naturforschers Carl von Linné (1707-1778). Es ziert auch den Eintrag von Silvia im städtischen Gästebuch 2019. In jenem Jahr kam die Monarchin zuletzt offiziell nach Heidelberg. Anlass war die Eröffnung des Childhood-Hauses in Bergheim.
Nun drei Ehrenbürgerwürden
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ehrenbürgerwürde Heidelbergs insgesamt 14 Mal verliehen. Sie erlischt mit dem Tod der geehrten Person. Aktuell gibt es daher bisher eine Ehrenbürgerin und einen Ehrenbürger der Stadt Heidelberg: die frühere Oberbürgermeisterin Beate Weber-Schuerholz (seit 2012) und Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen (2017). Weber-Schuerholz war beim Festakt im Rathaus am Freitag eine der rund 120 geladenen Gäste im Ratssaal.
Viele Fans der schwedischen Monarchin warteten draußen vor dem Rathaus. Dort hatte auch Künstlerin Dora Mittenzwei ihre Staffelei aufgebaut. Das Porträt der Königin war schon fast fertig, bevor Silvia ankam. „Ich porträtiere gerne Menschen, die für Heidelberg Gutes geleistet haben“, erklärt die Malerin, den Pinsel in der Hand. Königin Silvia hatte sie bis dahin noch nie persönlich getroffen - ihr Bild entstand auf der Basis von Fotografien.
Auch am Samstag kann man mit etwas Glück die Königin in der Stadt treffen. Am Abend feiert sie dann mit der Deutsch-Schwedischen Gesellschaft auf dem nach ihr benannten Schiff der Weißen Flotte bei einer Benefizgala für die Childhood-Stiftung.
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