Jubiläum

Königin Silvia aus Heidelberg kennt Carl Gustaf seit 50 Jahren

Bei den Olympischen Spielen 1972 in München startete die Romanze zwischen der gebürtigen Silvia Sommerlath und dem schwedischen Kronzprinzen Carl Gustaf, die bis heute andauert

Von 
Jasper Rothfels
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Königin Silvia von Schweden (Mitte) bei der Eröffnung des Childhood-Hauses 2019 in Heidelberg – mit dabei Minister Thomas Strobl (l.) und OB Eckart Würzner. © Philipp Rothe

Heidelberg. Königin Silvia von Schweden gilt nicht nur als besonders offen und freundlich, sie scheint auch eine gute Blumenkennerin zu sein. Diesen Eindruck erweckte sie bei Hans-Peter Mathes, als beide einmal am Grab von Silvias Eltern auf dem Friedhof in Heidelberg-Handschuhsheim standen. Florist Mathes, der das Grab pflegt, wies die Monarchin nach eigenen Angaben darauf hin, dass er dort eine Blume namens „thunbergia alata“ gepflanzt hatte, auch „schwarzäugige Susanne“ genannt. Postwendend habe die Königin ihn aufgeklärt, dass die ursprünglich aus Südostafrika stammende Pflanze vom Naturforscher Carl Peter Thunberg (1743-1828) – einem Schweden – eingeführt worden sei. „Sie ist wirklich wahnsinnig belesen“, würdigt Mathes die Königin. „Man kann ihr wirklich nichts vormachen.“

„Das war ein Märchen“

Mit der Erinnerung an die vom Terror überschatteten Olympischen Spiele 1972 rückt derzeit auch die gebürtige Heidelbergerin wieder in den Blick, oder, genau genommen, die Romanze, die damals zwischen ihr und dem schwedischen Kronprinzen Carl Gustaf begann.

Silvia Sommerlath, wie die junge Frau mit bürgerlichem Namen hieß, war Ausbildungsleiterin für Olympia-Hostessen und fiel im Stadion dem Thronfolger auf. Er habe sie durch ein Fernglas angesehen – aus eineinhalb Metern Entfernung, erinnerte sie sich kürzlich im Bayerischen Rundfunk. „Das war natürlich eine köstliche Überraschung, ich habe so lachen müssen.“ 1976 folgten Verlobung und Hochzeit.

„Das war ein Märchen, die Schweden schmolzen dahin“, sagt die Erste Vorsitzende der Deutsch-Schwedischen Gesellschaft Heidelberg, die Schwedin Margret Dotter. Die schwedische Monarchie sei zuvor „ein bisschen in der Krise“ gewesen, aber die „Königin der Herzen“ habe „dazu beigetragen, dass das Königshaus beliebt ist“.

Königin Silvia ist seit 25 Jahren Schirmherrin der Deutsch-Schwedischen Gesellschaft Heidelberg, und deshalb kommt sie vielleicht bald an den Neckar. Denn die Gesellschaft feiert ihr 50-jähriges Bestehen und hat die 78-Jährige eingeladen, um ihr ein Geschenk zu machen: „Wir wollen auf dem Schiff ,Königin Silvia’ ein Benefizdinner machen, um Gelder zu sammeln für die Childhood-Häuser in Deutschland“, sagt Dotter. Die Einladung sei bereits verschickt, „das Datum steht aber noch nicht“. Beim Königshaus und bei der Stadt ist dazu nichts zu erfahren.

Die Königin hatte die „World Childhood Foundation“ 1999 für Kinder gegründet, die von Missbrauch und Gewalt bedroht oder betroffen sind. In einem „Childhood“-Haus erhalten sie nach Angaben der Organisation Hilfe. 2019 eröffnete die Königin ein Haus in Heidelberg. Damals trug sie sich auch in das Goldene Buch der Stadt ein. Zwei Jahre zuvor fuhr sie mit der „Königin Silvia“, einem nach ihr benannten Schiff der Weißen Flotte.

Heidelberg fühlt sich die Königin Dotter zufolge nach wie vor verbunden, nach städtischen Angaben kommt sie regelmäßig, oft allerdings privat und laut Mathes immer wieder auch zum Friedhof. Welche Bedeutung hat sie für die Stadt? „Sie ist eine Botschafterin für Heidelberg“, sagt der Geschäftsführer der Heidelberg Marketing GmbH, Mathias Schiemer. „Ich glaube schon, dass der eine oder andere schwedische Bürger sagt: Ich war noch nie in Heidelberg, wo unsere Königin herkommt, da gehen wir mal hin.“

Majestätischer Blumenschmuck

Es kämen viele Schweden, die nach dem Grab fragten, sagt Mathes, der in seinem mit der Schwedenfahne geschmückten Blumengeschäft am Friedhof Bilder und Orden zeigt, die er vom Königshaus erhalten hat. Er kennt Ihre Majestät nach eigenen Worten schon seit den 1980er Jahren und war danach bei allen Hochzeiten und Taufen in Sachen Blumenschmuck tätig.

Auch Segway-Touren führten bei ihm vorbei, die Menschen kämen dann in den Laden und schauten das Museum an. „Es ist ein bisschen auch unsere Königin“, so der 66-Jährige. Für die Handschuhsheimer spiele das Thema noch immer eine Rolle, aber nicht für alle, junge Leute könnten damit nicht immer etwas anfangen. Wenn er denen sage, dass die schwedische Königin in Heidelberg geboren sei, „dann sind die manchmal ganz erstaunt“.

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