Heidelberg. Stockender Verkehr und Rückstau auf der Ernst-Walz-Brücke – dafür sorgte die in den vergangenen Wochen durchgeführte Bohrkernuntersuchung zur Qualitätssicherung der Neckarquerung. Nicht nur der Berufsverkehr, sondern auch die Rettungsdienste waren von den Staus beeinträchtigt. Einen Notfallplan zur Sicherung der Zufahrtsgarantie in die Kliniken des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) habe es dennoch nicht gegeben. Stattdessen habe sich das UKHD auf „stockenden Verkehr im Bereich um das Neuenheimer Feld vorbereitet“, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.
Mit diesem Plan habe es während der Bauarbeiten, die noch bis diesen Donnerstag andauern, keine Probleme gegeben. Dabei ist die Zufahrt ins Neuenheimer Feld auch zweispurig ein Nadelöhr. Die Stadt Heidelberg, die laut UKHD für den Verkehr östlich der Berliner Straße zuständig sei, klärt weiter auf: „Bei Rückstau können Rettungsfahrzeuge die Gleistrasse der Rhein Neckar Verkehrs GmbH nutzen.“ Diese verläuft ebenerdig in der Mitte der Brücke und kann, ohne dass es Probleme mit dem Untergrund gäbe, in Notfallsituationen befahren werden.
Hinter der Brücke stehe des Weiteren die Notfallzufahrt über den Campus zur Verfügung, die 2016 erschlossen wurde. Über diese kann das UKHD auch von der Südseite angefahren werden, wodurch eventuelle Staus im südlichen Teil des Neuenheimer Feldes umfahren werden können – die Zu- und Abfahrten über den Campus sind für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Doch auch die Notfallzufahrt musste während der Arbeiten nicht verwendet werden, teilte das UKHD weiter mit. Wenn die Ernst-Walz-Brücke nicht mehr befahrbar sein sollte hält jedoch auch diese keine Lösung parat.
Totalausfall sei unwahrscheinlich
„Die Gefahr eines Totalausfalls sehen wir nicht“, erklärte ein Sprecher der Stadt auf die Frage, wie die Zufahrt zur Klinik garantiert werden kann, wenn die Brücke komplett gesperrt werden müsste. Dem Ergebnis der Bohrkernuntersuchung wolle die Stadt allerdings nicht vorgreifen. Falls Schäden festgestellt werden, könne sicher so saniert werden, dass es wie bei den jetzigen Bauarbeiten nur zu einer Teilsperrung komme, so die Stadt weiter.
Lebensdauer bis 100 Jahre
Dass bei den Untersuchungen Schäden festgestellt werden ist nicht unwahrscheinlich. Laut Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) halten Autobrücken etwa 80 bis 100 Jahre. Die Ernst-Walz-Brücke wurde im Jahr 1928 für den Verkehr freigegeben – also vor 93 Jahren. Das Unternehmen Würth, welches ein System zur nachträglichen Verstärkung für Bauten aus Stahlbeton entwickelt hat, gibt die mögliche Verlängerung der Lebensdauer dieser Bauten mit bis zu 25 Jahren an – je nach Witterungsbedingungen und anderen Faktoren auch kürzer. Deshalb gibt auch die BASt an, dass ein Ersatzneubau in vielen Fällen in den Vordergrund der Überlegungen gerate. Hierbei sei dann die „möglichst geringe Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit des Straßennetzes eine besondere Herausforderung.“
Die Belastung des Straßennetzes fällt in dem laut Stadt unwahrscheinlichen Fall, dass es zu einer Vollsperrung kommt, auf die Theodor-Heuss-Brücke. Über diese werden dann auch die Rettungswagen umgeleitet. Auch hier ist die Gleistrasse ebenerdig mit der Straße, so dass stockender Verkehr von Rettungsfahrzeugen umgangen werden könnte. Allerdings liege die Verantwortung zur Planung der Routen, auch östlich der Berliner Straße, dann bei der Leitstelle für Rettungsdienste.
Auch laut der Integrierten Leitstelle Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis gGmbH gebe es keinen Notfallplan für eine Vollsperrung. „Wir reagieren situativ darauf“, erklärt eine Sprecherin. Erst in Zusammenarbeit mit den Ämtern der Stadt werden die Routen festgelegt, wobei die für Rettungsfahrzeuge mit denen für den regulären Verkehr übereinstimmten. Und diese werden laut Leitstelle wiederum von der Stadt ausgeschildert. Ausnahmen gebe es nur, wenn die Feuerwehr andere Routen plane, um sicherzugehen, dass die Fahrzeuge durch die Straßen passen.
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