Heidelberg. In Mannheim hat die Politik Anfang des Monats zumindest schon mal die Absicht formuliert: Eine Katzenschutzverordnung mit der darin festgeschriebenen Kastrationspflicht soll kommen - zu einem späteren Zeitpunkt. Vorläufig bleibt’s bei einer Registrierungspflicht von Freigängerkatzen, damit diese von Streunern unterschieden werden können. Die Stadt Heidelberg sieht die Notwendigkeit einer solchen Katzenschutzverordnung indessen nicht. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage der SPD-Fraktionsvorsitzenden Anke Schuster hervor.
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Demnach gebe es keine rechtlichen Voraussetzungen für den Erlass einer Katzenschutzverordnung. „Durch die Anwendung milderer Maßnahmen wie der Zusammenarbeit mit engagierten Tierschützern sowie Tierarztpraxen zu Fang- und Kastrationszwecken hat die Stadt die Situation der streunenden Katzen im Griff“, heißt es wörtlich in der Antwort der Stadt auf die Nachfrage. Das wiederum treibt den ehrenamtlichen Tierschützern des Vereins Straßenkatzen die Zornesröte ins Gesicht. „Da können wir nur lachen“, sagt Vorstandsmitglied Hellen Kühner.
Seit Jahren fordert der Verein von der Stadt Heidelberg eine Verordnung, nach der Freigängerkatzen grundsätzlich nach erfolgter Kastration Freigang erhalten sollen. Seit 1994 sind die Tierfreunde als Verein organisiert, fangen verwilderte Katzen ein und lassen sie auf eigene Kosten kastrieren. So kommt laut Kühner jährlich eine Summe von rund 50 000 bis 80 000 Euro zusammen. Unterstützung der öffentlichen Hand erhält der Verein nach eigenen Angaben nicht. Das Geld stamme aus Spenden.
Stadt sieht keine Notwendigkeit
Die Stadt Heidelberg sieht indessen keine Notwendigkeit und keine rechtliche Voraussetzung gemäß Paragraf 13b des Tierschutzgesetzes. Demnach müsste es hohe Populationsgrößen wildlebender Katzen mit schlechtem Gesundheits- und Ernährungszustand geben. Auch müssten andere geeignete Schutzmaßnahmen erfolglos sein.
Zwar gebe es immer wieder Hinweise aus der Bevölkerung zu Bereichen mit großen Katzenkolonien. Bei wiederholten Vor-Ort-Kontrollen durch Amtsveterinäre hätten diese jedoch nicht bestätigt werden können. „Ja klar, wenn man zur Mittagszeit bei laufendem Betrieb eines Recyclingunternehmens kontrolliert, wird man auch kaum auf streunende Katzen treffen“, schimpft Kühner. „Das ist ja genauso, wie einen Jäger laut hupend zur Jagd in den Wald zu schicken“. Ihr Verein habe an der Stelle in Kirchheim - nach der Kontrolle durch die Veterinäre - innerhalb weniger Wochen 29 Katzen gefangen.
Die Stadt verweist außerdem auf eine Umfrage unter 22 Tierarztpraxen in der Region. Acht Praxen hätten sich gemeldet, fünf hätten kein Elend der Katzenpopulation erkennen könne, eine habe dieses bestätigt, zwei hätten keine Aussagen dazu getroffen. „Wie sollen Tierärzte denn beurteilen, wo es verwilderte Katzen und ob es Katzenelend gibt“, ärgert sich Hellen Kühner über die Herangehensweise. Der Fragebogen sei völlig unbrauchbar, die Tierärzte könnten lediglich Aussagen zum Gesundheitszustand einer Katze machen, die in ihrer Praxis vorgeführt werde.
Wunschliste umfasst zwei Punkte
Besonders ärgert den Verein „Straßenkatzen“ die Herumlaviererei der Verwaltung. 2010 habe das Veterinäramt das Problem verwilderter Katzen nicht anerkannt, 2014 an einer Kastrationsverordnung gearbeitet, um 2017 eine solche Verordnung als nicht unmittelbar zielführend zu erklären. „Wir sind nicht mehr gewillt, uns von der Stadtverwaltung Heidelberg weiter ausnutzen zu lassen“, hat der Verein im vergangenen Jahr in einem Brandbrief an potenzielle Spender und Tierfreunde geschrieben.
Dabei umfasst die Wunschliste des Vereins nur zwei Punkte: einen ebenerdigen und trockenen Lagerraum für Gerätschaften und eben die Kastrationsverordnung für Freigänger.
Der Weg, den Mannheim gehen will, sei übrigens genauso wenig zielführend, weil es auch dort vermutlich noch Jahre und Jahrzehnte dauere, bis endlich eine Kastrationsverordnung dem Katzenelend ein Ende bereiten werde.
Ein Vorreiter beim Katzenschutz sei dagegen die Stadt Leimen. Die habe sich in kürzester Zeit als erste Kommune in der Region eine Katzenschutzverordnung gegeben. Und Gespräche mit der Stadt ließen erkennen, dass alle Beteiligten an einem Strang zögen. Deshalb hat der Verein beschlossen: „Hilfeersuchen aus Leimen in puncto verwilderte Hauskatzen werden wir daher künftig dauerhaft mit oberster Priorität bearbeiten.“
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