Spendentour

Karsten Drath aus Meckesheim radelt 1800 Kilometer gegen den Blues

Seit 2017 tritt der Manager-Coach Karsten Drath aus Meckesheim im Rhein-Neckar-Kreis für den guten Zweck in die Pedale. Die siebte Etappe seiner Weltumrundung geriet allerdings zur Herausforderung

Von 
Bernhard Zinke
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Selfie vor den Niagara-Fällen: Karsten Drath war auf der siebten Etappe durch Kanada unterwegs. © Karsten Drath

Meckesheim. Nach der siebten Etappe hat Karsten Drath nun 16 500 Kilometer auf dem Tacho - und immerhin die stolze Summe von 106 000 Euro an Einnahmen für den guten Zweck erstrampelt. Mit seiner Weltumrundung auf dem Fahrrad will der 53-Jährige Spenden einwerben für seine Stiftung Cosmikk-Foundation.

Diese fördert sozial, humanitär und ökologisch engagierte Menschen in ihrer Arbeit und Entwicklung. Dabei geriet die siebte Etappe seiner Weltumrundung zu einer ungeplant intensiven Angelegenheit.

Karsten Drath hätte beinahe abgebrochen

Der Management Coach und Resilienz-Experte aus Meckesheim bei Heidelberg war gerade erst in Kanada gelandet, da erfuhr er kurz vorm Start vom plötzlichen Tod seiner Schwiegermutter. „Brech’ ich direkt ab oder fahr ich doch los“, das sei neben der tiefen Trauer sein Gedanke gewesen, berichtet er im Gespräch mit dieser Zeitung.

Brech’ ich direkt ab oder fahr ich doch los

Mit seiner Frau zusammen beschloss er schließlich, doch erst einmal loszufahren. Unterm Strich kürzte er dann die geplante Tour allerdings zusammen, war zehn Tage kürzer als vorgesehen, deutlich länger mit einem Auto unterwegs und radelte in 16 Tagen im Sattel auch „nur“ 1800 Kilometer von Saskatoon bis Toronto und nicht noch weitere 1200 Kilometer nach Montreal.

Fluggesellschaft verliert Fahrrad

Der Tourstart war noch aus anderen, sehr praktischen Gründen eine Herausforderung. Die Fluggesellschaft brauchte zwei Tage, um sein Fahrrad herbeizuschaffen. „Ich war kurz davor, mir in Kanada ein neues Rad zu kaufen“, berichtet Drath.

Ich war kurz davor, mir in Kanada ein neues Rad zu kaufen

Kurz vor dem Kauf schlug jedoch der Tracker an, mit dem der Meckesheimer seinen Drahtesel ausgestattet hatte. Das Rad bewegte sich - und zwar über den Atlantik. Also startete die Tour mit zwei Tagen Verspätung - und 1000 Kilometern durch eine ziemlich eintönige kanadische Prärie, „ohne Höhepunkte, ohne Bäume, keine Aha-Momente in der Landschaft“.

Ausnahmsweise fährt Drath auch mal mit dem Auto

In Grand Forks war erstmal Schluss. In dem Städtchen im US-Bundesstaat Nord Dakota wechselte Drath das Fahrzeug und lud sein Rad ins Auto, um Zeit zu gewinnen. Denn mittlerweile hatte er sich darauf verständigt, zur Bestattung der Schwiegermutter wieder zuhause zu sein. In Detroit stieg er erneut auf sein Tourenrad, um wieder zurück nach Kanada und nach Toronto zu kommen.

Der Grenzübertritt war hier eineweitere Herausforderung. Es gibt eine Brücke und einen Tunnel - beide absolut ungeeignet für Radler. Also bot ihm eine Kollegin aus Detroit an, ihn mit dem Auto hinüberzubringen. Die Grenzer brauchten 45 Minuten, bis sie dem Meckesheimer seine Geschichte abgekauft hatten.

Karsten Drath schläft auf seiner Tour im Zelt. © Karsten Drath

Dafür wurde die Etappe bis nach Toronto zum Erlebnis. Es ging durch den Gemüsegarten Kanadas, der in den gleichen Breitengraden wie Frankreich liegt. Auch Wein wird dort angebaut. Dem Niagara-Fluss folgte er bis zu den spektakulären Wasserfällen.

Neben Nächten auf Campingplätzen im mitgebrachten Zelt nutzte Drath wie schon im Vorjahr das Netzwerk „Warm Showers“. Hier haben sich leidenschaftliche Hobbyradler und Idealisten zusammengefunden, um Gleichgesinnten eine warme Dusche samt Übernachtungsmöglichkeit in festen vier Wänden zu ermöglichen.

Drath hat sich selbst in die Liste der Gastgeber aufnehmen lassen und öffnet sein Haus für Übernachtungsgäste auf Radreisen. „Das tat diesmal besonders gut, in den Alltag der Familien einzutauchen. Das half gegen den Blues und die Einsamkeit in dieser besonderen Situation“, sagt Drath dankbar.

Kartsen Drath ist mit unplattbaren Reifen unterwegs

Pannen hatte der Meckesheimer diesmal nicht - unter anderem dank der knapp fünf Zentimeter dicken Reifen des Typs Schwalbe Marathon plus. „Die gelten offiziell als ,unplattbar’. Denen macht nicht mal ein Reißnagel was aus“, so der Resilienz-Coach. Nur zwei Regen, Temperaturen zwischen acht und 34 Grad Celsius - da hat Drath auf seinen bisherigen Touren durch Europa Schlimmeres erlebt.

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Gefährlichster Part der Reise: Ein Transporter, der ein Haus huckepack auf der Ladefläche hatte und ihn um ein Haar erwischt hätte, weil er wegen einer Baustelle nicht ausweichen konnte. „Er hat nur einmal gehupt. Jetzt weiß ich: einmal hupen heißt, sofort weg von der Straße“, hat Drath die Lektion gelernt. Für diesen Tag hatte er die Schnauze voll.

Letztendlich endete die Tour in Toronto - vorzeitig. Dafür soll die nächste Etappe im kommenden Sommer etwas ausgedehnter werden: Von Toronto bis Neufundland - 2700 Kilometer: „Dann habe ich Kanada wie geplant in drei Etappen in seiner ganzen Breite überquert.“

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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