Bauarbeiten

Größer als das Brandenburger Tor: Ein Blick ins neue Heidelberger Congress Center

Für das neue Congress Center in der Heidelberger Bahnstadt stehen für 2024 schon 40 Veranstaltungen im Kalender. Ab März soll es losgehen

Von 
Jasper Rothfels
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Im kommenden Frühjahr soll das Heidelberg Congress Center in der Bahnstadt eröffnet werden. © Philipp Rothe

Heidelberg. Das Heidelberg Congress Center könnte schon vor seiner Eröffnung das Brandenburger Tor in den Schatten stellen - zumindest von der Höhe her. Während das Berliner Wahrzeichen ohne Figuren auf 20,3 Meter kommt, misst das mit rötlichem Neckartäler Buntsandstein verkleidete Konferenzzentrum am höchsten Punkt etwa 22 Meter.

So wölbt sich beeindruckend ein auskragendes Dach hoch über dem Nordeingang. Und imposant geht es innen weiter. Der „Große Saal“, der eine Fläche von 1500 Quadratmeter hat und fast 18 Meter hoch ist, ist zwar nicht für Sportevents gedacht, aber von den Maßen her „könnte man hier ohne weiteres Basketball spielen“, sagt Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck (CDU).

TV-Studio und "Showküche" geplant

Dem gelernten Architekten ist die Begeisterung für das Haus anzumerken, das auf vier Ebenen zwei Säle sowie zehn Konferenz- und Tagungsräume beherbergt, dazu ein geplantes TV-Studio und eine „Showküche“. Es sei „ein Alleskönner“, schwärmt Odszuck, theoretisch könnten sich hier mehr als 3500 Menschen gleichzeitig aufhalten.

Arbeit unter freiem Himmel ist in einem abgestuften Bereich möglich. © Jegliche Verwendung ist honorarp

Was das vom Baseler Büro Degelo entworfene und für seine Nachhaltigkeit - etwa in Form von Gründach und PV-Anlage - gewürdigte Gebäude tatsächlich kann, wird sich vom 1. März 2024 an zeigen. Dann wird das von der Bau- und Servicegesellschaft mbH Heidelberg (BSG) errichtete Zentrum an die städtische Gesellschaft Heidelberg Congress übergeben, die es betreiben wird.

Bereits 40 Veranstaltungen im Kalender

„Heidelberg wird dann in die Gruppe der Kongressstädte aufgenommen“, freut sich Thomas Sante, Geschäftsführer der Gesellschaft. Für 2024 hat er bereits gut 40 Veranstaltungen im Kalender, weitere werden erwartet. Als „Hauptfelder“ hätten sich bereits der medizinisch-pharmazeutische Bereich sowie IT und Bankwesen herausgebildet.

Im kommenden Frühjahr soll das Heidelberg Congress Center in der Bahnstadt eröffnet werden können. © Philipp Rothe

Den Auftakt macht im April eine Veranstaltung aus dem Bankensektor. Für Ende 2025 sei gar ein medizinischer „Weltkongress“ zu neurologischen Problemen notiert. Beim Betrieb des Zentrums werden etwa 20 Mitarbeitende der Gesellschaft als „Kernmannschaft“ mit externen Partnern zusammenarbeiten, etwa dem noch unbekannten Caterer.

Gibt es genug Bäume rund um das Center?

Doch noch ist in dem Gebäude mit der dynamisch wirkenden Fassade und davor vieles nur zu ahnen. So sollen an der fast vollständig gepflasterten Nordseite, die durch den Czernyring vom Europaplatz und dem Hauptbahnhof dahinter getrennt ist, drei Trauben- und zwei Zerreichen gepflanzt werden, alle acht Meter hoch, wie BSG-Projektleiter Wahid Saberi berichtet.

Seitens der Stadt hätte man gern mehr Bäume gehabt, so Odszuck, aber „von Nutzerseite“ aus gebe es die „starke Anforderung“, im Freien auch große Exponate zu präsentieren zu können, und dafür brauche man die Fläche. Dreieinhalb Minuten sind es Saberi zufolge von hier zum Hauptbahnhof, aber der komfortable Steg, der den Bahnhof mit dem Europaplatz verbindet, ist wegen Arbeiten auf Platzseite noch zu. Odszuck hofft auf eine Eröffnung Ende Oktober/Anfang November.

Konsequenzen aus der Pandemie

Zurück zum Großen Saal, in dem eine 13,5 mal 5,5 Meter große und fahrbare LED-Wand geplant ist. Wenn bestuhlt ist, finden hier laut Saberi über 1800 Menschen Platz, ohne Stühle sind es 1050 zusätzlich. „Der Große Saal ist das Herz des Kongresszentrums“, sagt er.

Ein Blick ins neue Heidelberg Congress Center. © Philipp Rothe

Er grenzt an das Hauptfoyer, das so hoch wie das Gebäude ist. Im Zwischengeschoss liegt neben der Hauptküche die „Showküche“ mit einer Theke und drei geplanten Kochinseln. Mit Hilfe des TV-Studios könnten die Events live gesendet werden, nach drinnen und draußen, sagt Saberi.

Showküche und TV-Studio sind Konsequenzen aus der Pandemie, die die Macher dazu brachte, auf eine „Volldigitalisierung des Hauses“ zu setzen. Im ersten Stock liegt neben Seminarräumen der teilbare Kleine Saal für 800 Menschen, darüber sind weitere Räume, einer hat einen abgestuften Freibereich, in dem die Menschen unter freiem Himmel mit Internetanschluss arbeiten können.

Gleiches Material wie bei Stuttgart 21

Viele Wände sind aus „Weißbeton“ - ein Material, das laut Saberi auch für Stuttgart 21 verwendet wird. Das sei aber die einzige Verbindung, so Odszuck. Man habe nicht die dortigen Kostensteigerungen. Allerdings wird es auch hier teurer, statt mit „unter 100 Millionen“ Euro wird nun mit 110 bis 112 Millionen gerechnet. Grund seien „zusätzliche funktionale Wünsche“ wie ein zweites Tiefgaragengeschoss, so Odszuck, auch bei Rohbau und Fassade habe es Nachträge gegeben. Zusätzliche Wünsche seien auch ein Grund für die einjährige Verzögerung - neben Corona, Lieferengpässen und aufwändigen Rohbauarbeiten wie dem auskragenden Dach.

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An der ein oder anderen Stelle habe das Gebäude „schon eine gewisse Monumentalität“, sagt der Erste Bürgermeister. Aber er würdigt „die Mischung“: ein radikal modernes Bauwerk, das trotzdem fein und mit Liebe zum Detail gestaltet sei und mit einer warmen Oberfläche atmosphärisch wirke. „Das fanden wir eben gerade auch für Heidelberg so passend.“

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