Jugendhilfe

Kampf um Sorgerecht: Heidelberger Mutter will zwölfjährigen Sohn wenigstens länger sehen

Weil ihr damals elfjähriger Junge während der Pandemie schwierig wurde, hatte sich eine Heidelbergerin an das Jugendamt gewandt. Heute bereut sie diesen Schritt sehr: Das Kind lebt nun in Jugendhilfe-Einrichtungen

Von 
Michaela Roßner
Lesedauer: 
In Heidelberg kämpft eine Mutter um ihren Sohn, der in Jugendhilfeeinrichtungen lebt. Sie hatte sich mit Erziehungsfragen ans Jugendamt gewandt – und fühlt sich nun ausgeliefert. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Heidelberg. Noch immer kämpft eine Heidelberger Mutter wie eine Löwin um die Rückgabe ihres inzwischen zwölfjährigen Sohnes, der ihr im Alter von fast elf Jahren weggenommen wurde und nun 100 Kilometer entfernt in einer Einrichtung lebt: In dieser Woche soll das Amtsgericht Mosbach über eine neue Besuchsregelung entscheiden. Momentan darf die Mutter den Jungen alle zwei Wochen eine Stunde sehen - und zwar „überwacht“: "Ich darf nicht einmal sagen, dass seine Großmutter ihn vermisst", gibt die Mutter ein Beispiel, "das Jugendamt sagt, dadurch würde ich mein Kind manipulieren". Er darf nicht über die Schule sprechen, er darf nicht über seine früheren Freunde sprechen, er darf nicht über die Zukunft sprechen, er darf nicht über die Vergangenheit sprechen - "in diesem Fall scheint es, dass jeder Gefangene mehr Rechte hat als diese Familie", sagt die Mutter.

Inzwischen hat die Heidelbergerin auch Unterstützung durch eine Online-Petition erhalten: Mehr als 550 Menschen fordern das Jugendamt Heidelbergs auf, den Fall „wegen offensichtlicher Unregelmäßigkeiten bei der Vorgehensweise in diesem speziellen Fall“ zu überprüfen.

Mehr zum Thema

Kindeswohl

Mutter kämpft gegen Heidelberger Jugendamt um ihren Jungen: 15 Minuten Weihnachten

Veröffentlicht
Von
Michaela Roßner
Mehr erfahren

Die alleinerziehende Mutter hatte sich im Winter 2020, während der Pandemie, an das Heidelberger Jugendamt gewandt, weil das Kind in dieser Zeit sich stark weigerte, zu Hause zu lernen und die Hausaufgabe zu erledigen. Kurz darauf wurde das Kind in einer Jugendhilfeeinrichtung untergebracht (wir berichteten) und lebt seitdem in mehreren Einrichtungen. Die Zeit in den Heimen hat dazu geführt, dass der Junge Depressionen entwickelte, sagt die Mutter. Und vor kurzem sei bei ihm ADHS diagnostiziert worden. Das Jugendamt wolle verhindern, dass der Junge zu seiner Mutter zurückkomme und sieht das Kindeswohl gefährdet.

Mehrere Anträge abgewiesen

„Ich habe nichts mehr zu verlieren“, sagt Maria verzweifelt: „Ich habe meinen Sohn nicht mehr, meine Ersparnisse sind aufgebraucht, um die Anwalts- und Gerichtskosten zu bezahlen“. Doch für ihren Sohn will sie nichts unversucht lassen. Begleitet von mehreren Anwälten geht sie immer wieder gegen die Verantwortlichen in den Behörden und der Justiz vor. Doch ihre Vorstöße werden abgewiesen. Seit eineinhalb Jahren beschäftigt der Fall nicht nur das Jugendamt der Stadt Heidelberg und die Mutter, sondern auch Anwälte, Sachverständige, Politiker, Gerichte (das Amtsgericht Heidelberg und das Verwaltungsgericht Karlsruhe) sowie Bürgerbeauftragte. Ende April 2023 entzog der Familienrichter des Amtsgerichts Heidelberg der Mutter das Sorgerecht.

Natürlich ha diese Redaktion versucht, das Jugendamt zu Wort kommen zu lassen. Mit Verweis auf das Recht des Kindes auf Privatsphäre und Datenschutz bleiben die aufgeworfenen Fragen unbeantwortet. Eine vom Fall unabhängige Diskussion über die Arbeit des Jugendamtes in ähnlichen Fällen wurde ebenfalls vorerst abgelehnt und werde erst nach der endgültigen Entscheidung, was mit Christian und seiner Mutter geschieht, möglich sein - allerdings mit einem längeren Zeitabstand, erklärte ein Sprecher der Stadtverwaltung.

Online-Petition unter: https://www.openpetition.de/petition/online/geben-sie-dem-12-jaehrigen-m-sein-zuhause-und-seine-mutter-wieder

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen