Heidelberg. Es ist eine aufregende Zeit für acht Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die derzeit in Heidelberg ihrem Forschungsdrang nachgehen dürfen. Sie sind momentan weit weg von zuhause. Genauer gesagt kommen sie aus den Partnerstädten Kumamoto (Japan), Montpellier (Frankreich), Rehovot (Israel) und Palo Alto (USA) und sind 16 bis 22 Jahre alt. Sie alle sind Teilnehmende der International Summer Science School Heidelberg (ISH), die dieses Jahr nach dreijähriger Corona-Pause in abgespeckter Form stattfindet. Seit 24. Juli sind die acht talentierten sowie begabten jungen Menschen am Neckar zu Besuch und dürfen neben einem Praktikum in Forschungseinrichtungen auch die Stadt kennenlernen.
Zwei von ihnen sind die 22-jährige Minori Shimizu aus dem japanischen Kumamoto und der 18 Jahre alte Yegor Stolyarsky aus Rehovot in Israel. Nach einem Kennenlerntag am 25. Juli starteten die beiden einen Tag später in das Praktikum unter der Leitung von Stefan Zimmermann vom Institut für Medizinische Mikrobiologie an der Universität Heidelberg.
Summer Science School
- Die International Summer Science School ist ein Projekt der Stadt Heidelberg in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg und weiteren Forschungseinrichtungen.
- Neben wissenschaftlicher Förderung geht es vor allem darum, internationale Freundschaften zu schließen.
- Dieses Jahr sind folgende Institutionen beteiligt: Centre for Organismal Studies, Deutsches Krebsforschungszentrum, Haus der Astronomie, Max-Planck-Institut für Astronomie, Universitätsklinikum Heidelberg, Europäische Laboratorium für Molekularbiologie , Zoo-Akademie und Max-Planck-Institut für Kernphysik.
Im Neuenheimer Feld sind Minori und Yegor keineswegs nur zum Kaffeekochen da. „Sie leisten wichtige Grundlagenarbeit“, betont Zimmermann. Dabei geht es um eine neue Methode zur Bestimmung von Salmonellenarten. Bisher sei das nur in einem langwierigen Prozess und mit dem Einsatz eines Kaninchenantiserums möglich, erklärt der Wissenschaftler. Doch das soll sich im besten Fall künftig ändern. Dazu setzen Minori und Yegor derzeit eine Datenbank auf, damit durch Künstliche Intelligenz und Algorithmen auf schnelle und vor allem tierschonende Art und Weise herausgefunden werden kann, mit welcher der insgesamt rund 2000 Salmonellenarten die Patientin oder der Patient zu kämpfen hat.
Weltweit einzigartiges Projekt
Dazu kommt eine mit den Salmonellen versehene Silicium-Platte in ein sogenanntes Infrarotspektrometer, das die Datenbank abgleicht und das Ergebnis ausspuckt. Dabei gehe es vor allem darum, die vier Salmonellenarten zu entdecken, die die schwere septische Erkrankung Typhus auslösen können. „So etwas“, sagt Zimmermann, „gibt es in noch keinem klinisch-biologischen Labor weltweit.“
Für die beiden Nachwuchsforscher ist das eine spannende und interessante Erfahrung. Die 22- und der 18-Jährige erhalten wichtige Einblicke in die Welt der Wissenschaft. Für Minori ist das weniger neu. Sie studiert eigentlich im fünften Semester Life Sciene an der Sojo University in Kumamoto. Dort arbeitet sie an der Krebsforschung, was sie auch in Zukunft weiter tun möchte. Trotzdem macht Minori die Arbeit in Heidelberg Spaß. Es sei etwas Neues und mache Neugierig. Außerdem erhalte sie viele Ratschläge.
Yegor hat dagegen in diesem Jahr die Schule beendet. In Zukunft würde er gerne etwas in Richtung Computerwissenschaften oder Physik machen. Zwar hatte er auch in der Schule mit der Forschung zu tun, aber „das hier ist ein ganz anderes Level“, sagt er. Zudem lobt er die Betreuung vor Ort. Von der Organisation bis zur Arbeit an dem Projekt, „alles ist fantastisch hier“, schwärmt er .
Das Projekt unter Zimmermann gehe womöglich in die Richtung, in die Yegor mal will. Der 18-Jährige könnte sich sogar vorstellen, zum Studieren zurück nach Heidelberg zu kommen. „Das wäre eine interessante Option“, sagt er. Immerhin sei die Stadt ein schönes Fleckchen Erde mit netten Menschen.
Tanzen im eigenen Club
Neben der Forschungsarbeit stehen zudem wissenschaftliche Workshops und Vorträge auf dem Programm. Doch auch die Freizeit darf nicht zu kurz kommen. Hierbei geht es mal zum Bowling, in den Klettergarten oder mit dem Fahrrad nach Ladenburg. Abends ist dann Zeit für den internationalen Austausch im Hotel der acht Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen. „Wir haben Spaß miteinander“, verraten Minori und Yegor. Dabei geht es anscheinend auch mal etwas wilder zur Sache. „Wir tanzen oft auf dem Hotelzimmer“, sagt Minori. Yegor ergänzt lachend: „Ja, wir haben sozusagen unseren eigenen Club.“
Am 19. August wird wohl vorerst zum letzten Mal gemeinsam getanzt. Vorher wartet ein Abschiedsdinner mit Oberbürgermeister Eckart Würzner auf die acht Forschenden. Einen Tag später hat die Zeit in Heidelberg ein Ende. Dann geht es per Flugzeug zurück in die Heimat.
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