Das Wichtigste in Kürze
- Die Diebstähle aus Fahrradkörben in Heidelberg häufen sich.
- Die Polizei gibt Tipps zum Schutz vor den Tätern.
- Wertsachen sollten nicht ungesichert im Fahrradkorb liegen.
Heidelberg. Ein schneller Griff aus der Drehung, Tasche oder Rucksack schnappen – und schnell wegrennen oder davonradeln. Die Täter brauchen kein Expertenwissen, keine besonderen Fähigkeiten, und die Opfer machen es ihnen überdies oft ganz leicht: Seit dem 16. September 2024 hat die Heidelberger Polizei 110 Diebstähle aus Fahrradkörben aufgenommen, Taschen, Rucksäcke, Mappen mitsamt iPads, Handys, Geldbeuteln oder Laptops – alles geklaut.
Viel zu viele solcher Taten, finden die Experten, vor allem, weil sich Radlerinnen und Radler doch so einfach gegen die Diebe schützen können. Deshalb haben Beamte aller drei Stadtreviere am Dienstag auf der Sofienstraße und auf der Ernst-Walz-Brücke potenzielle Opfer angehalten, um sie auf solche Gefahren aufmerksam zu machen – und die Möglichkeiten, sich dagegen zu schützen.
Diebstahl aus Fahrradkorb: Polizei in Heidelberg sensibilisiert Radler
Es ist bitterkalt hier an der Ecke Sofienstraße/Plöck, die Sonne steht tief, ein eisiger Wind weht einem ins Gesicht. „Wir schauen, wer mit einem Fahrradkorb unterwegs ist, und fangen die Radlerinnen und Radler hier noch vor der Kreuzung ab“, umreißt Denis Maier, Polizeioberkommissar beim Revier Heidelberg-Süd und dort zuständig für die Sicherheitspartnerschaft, den Auftrag für seine Kollegen.
Sie müssen nicht lange warten, bis ein erstes mögliches Opfer einer solchen Tat auf sie zuradelt: eine Studentin auf dem Weg zum Seminar. Die braune Tasche liegt offen und ungesichert im Korb, der auf dem Gepäckträger festgeklemmt ist.
110 Taten
In den vergangenen fünf Monaten hat die Polizei in Heidelberg 110 Diebstähle aus Fahrradkörben registriert.
Der Schwerpunkt der Tatorte liegt dabei in der Kernstadt .
Acht Täter wurden ermittelt , sie sollen für zehn Taten verantwortlich sein, einer der Diebe allein für drei.
Drei sitzen – auch wegen anderer Taten – derzeit in Haft .
Solche Diebstähle sind laut Polizei einfach zu verhindern :
Niemals Wertsachen in Taschen oder Rucksäcken in den Fahrradkorb legen.
Gepäckstücke mit dem Radschloss oder an ihrem Riemen am Sattelrohr oder am Korb festmachen .
Am besten einen abschließbaren Rad-Korb oder -Koffer nutzen.
Im Notfall die Polizei unter der Telefonnummer 110 anrufen und andere Menschen um Hilfe bitten . scho
„Guten Tag, bitte halten Sie kurz an.“ Nein, die junge Frau im grünen Parka hat noch nichts von der jüngsten Diebstahlserie gehört, und ja, sie hat ihre Geldbörse in der Tasche, die da ungesichert im Korb liegt. „Ich hatte eigentlich das Gefühl, Heidelberg sei da doch noch relativ sicher“, meint sie – und ist dann bass erstaunt, wie häufig Wertsachen aus Fahrradkörben verschwunden sind hier.
Die Diebe zu fassen ist für die Polizei schwer
110 solcher Taten, bilanziert Polizeioberkommissar Maier in fünf Monaten, allein in den vergangenen vier Tagen wurden wieder drei angezeigt. Obwohl sich die Täterbeschreibungen – um die 20 Jahre alt, helle Haut, „nordafrikanischer Phänotyp“ – in den jüngsten Fällen in der Römerstraße und in der Gaisbergstraße ähneln, gehen die Ermittler nicht davon aus, dass es sich um eine Bande handelt.
Polizeisprecher Philipp Kiefner: „Nein, von der Beute her ist das uninteressant für organisierte Banden“, aber solcherart einfache Erfolge und die Tatmuster sprächen sich herum, „da gibt es dann Nachahmer“.
Bislang konnten die Beamten allerdings lediglich acht mutmaßliche Diebe ermitteln, sie sollen meist in der Kernstadt in zehn Fahrradkörbe gegriffen haben. Zwei von ihnen sitzen derzeit in Haft, auch wegen anderer Delikte.
Meist gingen die Täter bei Kontrollen ins Netz, weil sie noch Diebesgut bei sich hatten, ansonsten sei es eher schwierig, repressiv gegen sie vorzugehen, weiß Maier: Kontrolldruck im ganzen Stadtgebiet aufzubauen, das sei unmöglich, „wir setzen daher eher auf Prävention“. An die Universität sei man schon herangetreten mit der Bitte, die Studenten auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Und nun eben diese Aktion.
Tasche im Fahrradkorb sichern: Das sind die Erfahrungen aus Heidelberg
Immerhin 6000 Radlerinnen und Radler passieren selbst im Winter die Heidelberger Brücken an einem ganz normalen Tag – die Frau im schwarzen Daunenmantel ist eine davon. Und sie hat einen ganz einfachen Tipp der Polizei bereits berücksichtigt: Ihre Tasche ist mit einem Gepäckspanner am Korb befestigt. „Klar, ich mache das immer so, unlängst ist meine Tochter Opfer eines Radkorb-Diebs geworden, sie und eine Mitbewohnerin in unserem Haus“.
Der Gymnasiast, den ein Beamter gerade anhält, hat allerdings noch nie von den Korb-Reißern gehört. Sein Rucksack liegt offen im hinteren Korb, Wertsachen habe er da keine drin, „ich bin auf dem Weg in die Schule“. Einfach Tasche oder Rucksack mit dem Fahrradschloss am Sattelrohr unmittelbar unter dem Sattel festmachen, und wenn kein Schloss zur Hand ist, den Gepäckriemen um das Rohr legen.
„Und am besten nichts Wertvolles dort aufbewahren“, erklärt Maier. „Ja, danke, und schönen Tag“, sagt der junge Mann. Er hat es jetzt eilig, den kleinen Zettel mit den polizeilichen Tipps nimmt er aber auf jeden Fall noch mit: „So habe ich auch gleich eine Ausrede, wenn ich heute zu spät zum Unterricht komme.“
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