Katastrophenschutz - Land fördert Sirenenausbau / Heidelberg erhält 175 750 Euro für Geräte und Steuerung

Im Notfall nicht zu überhören: Kommunen in der Region bauen Sirenennetz auf

Von 
Michaela Roßner
Lesedauer: 
Noch sind die Dächer leer: Bis Ende 2022 sollen im Heidelberger Stadtgebiet 25 Sirenen auf Gebäuden und an Masten montiert sein. © Philipp Rothe

Heidelberg. Amokläufe, Chemieunfälle, Naturkatastrophen: Bei Ereignissen dieser Ausmaße muss die Bevölkerung schnell informiert werden. Fenster schließen, die Wohnung verlassen, kein Wasser aus der Leitung trinken - solche Hinweise retten im Ernstfall Leben. Doch auf digitale Lösungen allein kann man sich im Notfall nicht verlassen.

Auch vor dem Hintergrund des Versagens von Warn-Apps beim bundesweiten Warntag im September 2020 bauen mehrere Kommunen gerade im Südwesten ihr Sirenennetz aus. Nun hat das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) mitgeteilt, dass 28 Gemeinden und Städte mit zunächst zusammen 1,3 Millionen Euro dabei unterstützt werden. Heidelberg erhält mit 175 750 Euro den größten Einzelbetrag im Zuständigkeitsbereich des RP. Leimen bekommt 164 850 Euro und Mannheim 65 000 Euro.

„Ich freue mich sehr über die Förderung zum Wiederaufbau eines Sirenennetzes in Heidelberg“, sagt Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner: „Das Sirenennetz ist ein zentrales Mittel zur frühzeitigen und effektiven Warnung unserer Bevölkerung bei besonderen Gefahren. Damit schließen wir eine bestehende Lücke im Warnsystem, die durch den Abbau des Sirenennetzes in den 1990er-Jahren entstanden ist.“

Weitere Kommunen profitieren

  • Neun Kommunen im Rhein-Neckar-Kreis plus Mannheim und Heidelberg erhalten in einem ersten Schritt vom Land Geld für den Ausbau ihres Sirenennetzes. Heidelberg erhält 175 750 Euro.
  • Fünfstellige Beträge bekommen Brühl (43 400 Euro), Laudenbach (39 050 Euro) und Mannheim (65 000 Euro).
  • Vierstellige Beträge gehen an Eberbach (1000 Euro), Edingen-Neckarhausen (3000 Euro), Heddesbach (1000 Euro), Plankstadt (1000 Euro) und Walldorf (9000 Euro).

In Heidelberg sollen bis Ende 2022 an 25 Standorten - vor allem auf städtischen Gebäuden - Sirenen installiert werden. Seit in den 1990er-Jahren die Warngeräte aus dem Kalten Krieg abgebaut wurden, informierte die Feuerwehr im Notfall mit Lautsprecherdurchsagen - etwa Anfang 2019, als sich in Teilen der Stadt das Trinkwasser blau färbte. Zusätzlich sorgen die kostenlosen Warn-Apps NINA und Katwarn sowie die Internetseite und Social-Media-Kanäle von Stadt und Feuerwehr für Infos - aber nicht jeder Bürger hat gerade sein Mobiltelefon oder den Computerbildschirm im Blick.

„Sirenen gehören aufgrund ihres Weckeffekts nach wie vor zu den wichtigsten Warnmitteln. Die vorhandene Sireneninfrastruktur zu ertüchtigen und auszubauen, ist daher eine sinnvolle Investition zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger“, so Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder. Insgesamt stellt der Bund den baden-württembergischen Kommunen 11,2 Millionen Euro aus dem Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket zur Verfügung, um die Sirenen-Infrastruktur wieder flott zu machen beziehungsweise neu aufzustellen. Im Bereich des RP Karlsruhe werden im ersten Schritt 187 Sirenensteueranlagen in 14 Gemeinden gefördert. Pro Steuerungsempfänger gibt es 1000 Euro. Dieses Gerät ermöglicht den Anschluss an das zentral gesteuerte modulare Warnsystem (MoWaS).

15 Gemeinden werden zudem beim Kauf von zusammen 87 Sirenen unterstützt: 10 850 Euro gibt es für einen Alarm-Verteiler, der auf einem Dach montiert ist, 17 350 Euro für eine Sirene an einem Mast. Die Sirenen können durch die Leitstelle der Berufsfeuerwehr im ganzen Stadtgebiet oder auch nur in betroffenen Stadtteilen ausgelöst werden. Der Ausbau ist im Herbst 2020 neu auf die Liste von 40 Bauvorhaben gesetzt worden, die bevorzugt umgesetzt werden sollen. 410 000 Euro wurden gleichzeitig für den Ausbau freigegeben.

Konzept erarbeitet

„Alle potenziell geeigneten Standorte wurden begangen und dabei die Installationsmöglichkeiten detailliert erfasst“, teilt die Stadt mit. „In einem nächsten Schritt werden die notwendigen technischen Arbeiten durch fachkundige Ingenieure ermittelt und daraus die Ausschreibung für die Gesamtanlage erstellt. Hier steht die Feuerwehr als zuständiges Fachamt in regelmäßigem und engem Kontakt mit dem Planungsbüro und den Gebäudeeigentümern.“

95 Zivilschutzsirenen gab es einst an Heidelberger Dächern. Nachdem der Bund die Hoheit darüber abgegeben hatte, wurden die Anlagen nach und nach abgebaut - auch aus finanziellen Erwägungen. Die damaligen Standorte können indes nicht einfach „wiederbelebt“ werden, erklärte ein Sprecher der Stadt dieser Redaktion. Das Stadtbild habe sich inzwischen deutlich verändert.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen