Heidelberg. Am Sonntag, 27. Oktober um 17 Uhr wird in der Heidelberger Heiliggeistkirche der Hermann-Maas-Preis an die Zeitzeugin Margot Friedländer und den Verein „Zeitzeugen“ verliehen. Landesbischöfin Heike Springhart hält die Laudatio, Oberbürgermeister Eckart Würzner und Kulturamtsleiterin Andrea Edel sprechen für die Stadt Heidelberg und die Jury der Hermann-Maas-Stiftung.
Hermann Maas (1877–1970), Pfarrer der Heiliggeistkirche und Heidelberger Ehrenbürger, setzte sich für Frieden und Versöhnung zwischen Konfessionen, Religionen und Völkern ein. Von 1933 bis 1945 wurde er zum Helfer und Retter für zahllose Jüdinnen und Juden. An ihn erinnert die Stadt auch regelmäßig mit den „Hermann-Maas-Reden“. Sie wollen „den Widerstand gegen totalitäre und autoritäre Regime sowie die Geschichte und Gegenwart der christlich-jüdischen Verständigung reflektieren und die Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft wachhalten“.
Nach ihr ist ein Preis benannt, der Menschen auszeichnet, die sich für Toleranz und Menschlichkeit und gegen Antisemitismus oder Demokratiefeindlichkeit einsetzen Doch nun ist sie selbst Preisträgerin: „Margot Friedländers unerschütterliches persönliches Bemühen, als Zeitzeugin die Erinnerung an den Holocaust wach zu halten, und ihre ebenso unerschütterliche, tiefe Menschenliebe, die für Versöhnung und Hoffnung unter allen Völkern und Nationen einsteht, beeindrucken uns zutiefst“, begründet Christof Ellsiepen, Vorsitzender der Hermann-Maas-Stiftung, die Entscheidung der Jury.
In Zeiten eines neu aufflammenden Antisemitismus sei es besonders wichtig, die Erinnerungskultur der ersten, betroffenen Zeugen durch „Zweitzeugen“ für künftige Generationen immer neu aufrecht zu erhalten. Genau dieser Arbeit weiß sich der Verein „Zweitzeugen“ verpflichtet. Er ermutigt und befähigt junge Menschen, durch das Weitergeben der Geschichten von Überlebenden des Holocaust Zweitzeugen werden.
Die Preisträgerin wird nicht persönlich, sondern per Videobotschaft an der Feier teilnehmen. Die Bundestagsabgeordnete Monika Grütters, Vorsitzende der Margot Friedländer Stiftung Berlin, wird den Preis in Vertretung für die hochbetagte Zeitzeugin entgegennehmen. Den Verein „Zweitzeugen“ vertritt die Vorstandsvorsitzende Janika Raisch. Heiliggeistkantor Christoph Andreas Schäfer wird die Feier musikalisch gestalten, im Anschluss an die Preisverleihung gibt es einen Empfang.
Der Hermann-Maas-Preis wird alle vier Jahre von der Hermann-Maas-Stiftung mit Sitz in Heidelberg an Persönlichkeiten und Institutionen verliehen, die sich in besonderer Weise für den christlich-jüdischen Dialog und für Menschlichkeit in unserer Gesellschaft einsetzen.
Die Preisverleihung wird unterstützt von der Evangelischen Landeskirche in Baden sowie durch die Stadt Heidelberg, das Amt für Chancengleichheit und dem Verein Mosaik Deutschland im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Zuletzt wurde der Preis 2020 vergeben. Preisträgerin war die damals 95-jährige – und im Juli 2021 verstorbene – Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano. Sie wurde wegen ihres Engagements gegen Rassismus und Ausgrenzung ausgewählt. Bejarano spielte im Mädchenorchester in Auschwitz Akkordeon. Sie musste auftreten, wenn neue Transporte im Lager ankamen – und unter anderem mit Tausenden Menschen direkt in die Gaskammer fuhren. Bejarano kam 2020 selbst nach Heidelberg.
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