Richtfest - Rohbau des selbstverwalteten Heidelberger Wohnheims „Collegium Academicum“ / 350 private Kreditgeber unterstützen das Projekt

Heidelberger WG-Traum nun unter dem Dach

Von 
Michaela Roßner
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Bauleiter und Projektgruppe vor dem fertigen Holz-Rohbau: Im Herbst ziehen erste Bewohner ins neue „Collegium Academicum“ in der Südstadt. © Philipp Rothe

Heidelberg. Es ist ein emotionaler Moment – nicht nur für die junge Projektgruppe, sondern auch für ihre Begleiter wie Carl Zillich von der Internationalen Bauausstellung und die Handwerker mit Bauleiter und Architekt Konstantin Biek. Acht Jahre nach Beginn de der Planung ist am Dienstag Richtfest beim neuen „Collegium Academicum (CA)“ in Heidelberg-Rohrbach gefeiert worden. In das selbstverwaltete Wohnheim für Studierende und junge Berufstätige werden ab dem Herbst die ersten Bewohner einziehen.

Die Idee, erzählt Margarete Over bei der Feier im kleinen Kreis, die live gestreamt wird, sei vor rund acht Jahren an einem WG-Tisch entstanden. Elf Menschen lebten dort in drei Wohnungen in der Heidelberger Altstadt zusammen und träumten gemeinsam von einem selbstverwalteten Haus, in dem junge Erwachsene – Studierende wie Azubis und junge Erwachsene – in Gemeinschaft ihr Leben gestalten, ergänzt Nicolai Ferchl, der mit Overmann, Franziska und Lisa Müller-Haude zum 30-köpfigen ehrenamtlichen Projektteam gehört.

Investition 19 Millionen Euro

Als großes Vorbild für das neue Wohnhaus diente das alte „CA“, das in den 1970er Jahren gegründet wurde. Doch während damals ein heutiges Universitätsgebäude bezogen wurde, plante das neue Team komplett neu: von der Suche nach einem Grundstück über die Gespräche mit der Stadt, dem Überzeugen von Geldgebern und schließlich zum Klären der vielen technischen und Planungsfragen. 350 Privatpersonen haben das Bauprojekt mit Krediten im Gesamtvolumen von 2,3 Millionen Euro unterstützt. Insgesamt werden 19 Millionen Euro investiert.

„Größten Respekt vor diesen Studierenden, die den Mut hatten, das Projekt anzugehen“ drückt IBA-Geschäftsführer Zillich aus. Der Neubau in Holzmodulbauweise auf vier Geschossen nutze experimentelle Methoden – möglich wurde das unter anderem durch Förder- und Projektgelder. Entworfen hat das innovative Holzhaus mit den hohen ökologischen Ansprüchen Hans Drexler. Die Konstruktion besteht aus Buchen-, Douglasien und Lärchenholz. Die Wandelemente und Pfähle sind soweit möglich ohne Metall verbunden, unter anderem mit schwalbenförmigen Holz-Dübeln. Nachhaltigkeit ist nicht nur beim Bau, sondern auch bei den Vorbereitungen ein Leitgedanke gewesen. Nach dem Motto „aus alt mach neu“, erklärt Bauleiter Biek, wurde Abbruchmaterial des alten US-Krankenhauses als Baugrund verwendet. Gebaut wird ohne Kellergeschosse – auch aus Kostengründen.

Und nun sitzen die wenigen erlaubten Gäste des Richtfests in der künftigen Aula, die offen sein soll für viele Bewohner des Stadtteils. Über der Aula wird es einen Dachgarten geben, der als Begegnungsort konzipiert ist. Offen sollen auch die Holzwerkstatt im Erdgeschoss des großen Wohngebäudes und das selbstverwaltete Café im einstigen Wärterhäuschen an der Karlsruher Straße sein. Über einen Metall-Laubengang gelangt man später zu den Zimmern. Der Altbau, in dem 60 Plätze für Interessenten eines Orientierungsjahres eingerichtet werden, steht nächstes Jahr an.

Bewerbungsgespräche online

Für den L-Bau mit den Holzlamellen vor den Fenstern sollen demnächst Möbel geschreinert werden. Die 46 Wohngruppen à vier Bewohnerinnen können sich die Gemeinschafts- und individuellen Räume unter anderem mittels verschiebbarer Wände individuell aufteilen. Ein Zimmer wird etwa 310 Euro Miete im Monat kosten. Wer hier einzieht, soll den Gemeinschaftsgedanken mittragen. Die ersten neuen Mitbewohner werden derzeit nach altem WG-Brauch auf ihre Eignung „auf Herz und Nieren“ geprüft: Wegen der Pandemie sind zwar keine Gespräche beim Räuchertee möglich, aber Online-Konferenzen. Und die können durchaus schon einmal einen ganzen Tag dauern, erzählen die Mitglieder der Projektgruppe.

Info: collegiumacademicum.de, Bilder: mannheimer-morgen.de

Selbstverwaltetes Wohnheim



Auf der Konversionsfläche „Hospital“ entsteht ein selbstverwaltetes Wohnheim für Studierende und Azubis, das neue „Collegium Academicum (CA)“.

Die Kosten werden aktuell auf rund 19 Millionen Euro geschätzt.

Die ersten der rund 240 Bewohner sollen im Herbst einziehen.

Vorbild ist das CA, das in den 1970er-Jahren in der Altstadt gegründet worden war.

Das neue „CA“ ist Teil des Mietshäuser Syndikats, einem bundesweiten Verbund.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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