Stadtplanung - „Neckarorte“ laden wieder ans Ufer

Heidelberger Verein „Neckarorte“: Wie die Stadt näher an den Fluß rückt

Von 
Michaela Roßner
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Schöner Platz: Am Iqbalufer, zwischen Ernst-Walz-Brücke und Sportboothafen, kann man sich treffen und muss kein Geld dafür ausgeben. © Philipp Rothe

Heidelberg. Sie schütten Sandstrände auf, öffnen Freiluftbars oder erobern Plätze, die selbst Heidelberger kaum kennen: Ehrenamtliche, die sich im vor fünf Jahren gegründeten Verein „Neckarorte“ engagieren. An Römerbad und Iqbalufer, auf dem Neckarlauer und an der Alten Brücke laden auch in diesem Sommer wieder gemütliche Sitzecken und Kulturprogramm zum konsumfreien Verweilen. Stadtverwaltung und Gemeinderat unterstützen das – und sehen darin kleine Schritte auf dem langen Weg zur „Stadt am Fluss“.

Eine Gruppe von Architekten um Nils Herbstrieth, Armin Schäfer und Jan van der Velde Volkmann legte den Grundstein für „Neckarorte“; 2017 wurde der Verein offiziell gegründet, erinnert sich Herbstrieth bei einem Pressetermin mit Oberbürgermeister Eckart Würzner und Baubürgermeister Jürgen Odszuck am Montag am Iqbalufer. Rund 50 Mitglieder hat der Verein, den Dirk Rulffes leitet.

Neckarlauer-Planungen

Mit Teilprojekten soll der Neckar als öffentlicher Raum an vielen Stellen mit unterschiedlicher Nutzung erlebbar sein und aufgewertet werden – auf insgesamt knapp vier Kilometern. Dafür ist die kommunale „Projektgruppe Stadt an den Fluss“ vor ein paar Jahren gegründet worden. Unterhalb der Stadthalle sei die Umgestaltung des Neckarlauers in einem ersten Abschnitt bereits umgesetzt, erklärt der Projektverantwortliche Alexander Krohn. Fördermittel bekommt die Stadt von Bund und Land. „Mut zur Innenstadt“ etwa steuerte fünf Millionen Euro bei, 1,25 Millionen brachte die Stadt selbst auf.

Die Planungen für den zweiten Bauabschnitt des Neckarlauers werden ab 22. Juni in den Gemeinderatsgremien diskutiert. Ging es zunächst um die Barrierefreiheit der Neckarpromenade und das Aufstellen von beleuchteten Sandsteinblöcken als Sitzgelegenheiten, so sollen nun weitere Hürden abgebaut, Grünpflanzen am Wasser gepflanzt und ein Strandbad mit Toilettenanlagen aufgebaut werden. Baustart, so Krohn, soll Anfang 2023 sein.

Natur- und Landschaftsschutz spielt Rolle

Dann soll auch die Entwurfsplanung für die südliche Neckarpromenade vorgelegt werden. Eine 2019 vorgestellte Machbarkeitsstudie sah etwa zwischen dem Wehrsteg in Wieblingen und dem Karlstor einen Holzbalkon über dem Fluss vor, auf dem Fußgänger den Neckar genießen können. Diese Planungen sieht die Stadt zusammen mit dem Radschnellweg nach Mannheim, einem Pilotprojekt des Landes.

Noch eher Zukunftsmusik ist indes ein „schwimmender Stadtteil“ im Neckar: Die Möglichkeit, in Hausbooten Quartier beziehen zu können in der Altstadt oder an anderen Stellen des Flusses, war mit der Machbarkeitsstudie entworfen worden. „Wir haben für viele Stellen des Neckars Ideen entwickelt“, betont Krohn. Diese Planungen seien sehr kompliziert, da unter anderem Natur- und Landschaftsschutz sowie Gewässerbestimmungen berücksichtigt werden müssten. Priorität hätten der Radschnell- und der Fußweg.

Derweil kann man sich etwa am Römerbad in Neuenheim oder am Iqbalufer in Bergheim schon gemütlich niederlassen und den Blick auf das Wasser oder die bewaldeten Hänge genießen. „Großartig“, lobt Würzner das Engagement der „Neckarorte“-Macher. Und Odszuck gefällt, dass „aus den Pop-up-Ideen etwas Dauerhaftes entsteht“: hübsche Flecken am Fluss, die man vorher eher übersehen hatte.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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