Konversion

Heidelberger Energiegenossenschaft baut nachhaltig von Keller bis Dach

Von 
Michaela Roßner
Lesedauer: 
Baustart: Laura Zöckler (v.l.), Annalena Horsch, Rainer Lange, Marie Wünsche, Robert Göhringer, Eckart Würzner, Uwe Eckert , Shiva Hamid und Armin Seeger. © P. Rothe

Heidelberg. Nachhaltigkeit auf allen vier Etagen: Die Heidelberger Energiegenossenschaft (HEG) hat am Montagnachmittag den Baustart gefeiert. Auf insgesamt 4000 Quadratmetern entstehen neben Büroräumen auch Werkstätten sowie eine Cafeteria. Schon Ende des Jahres sollen in dem Gebäudekomplex im Heidelberg Innovation Park (hip) an der Speyerer Straße die ersten Nutzer einziehen. Neben den Hausherren warten unter anderem ein E-Bike-Hersteller und ein Anbieter von Gemeinschaftsbüros (Co-Working-Spaces) auf die Fertigstellung.

Es ist die Hausnummer 112 im Margot-Becke-Ring. Das langgezogene Gebäude liegt in Nachbarschaft zum Begeisterhaus des DAI mit seiner Schule. Es ist schon völlig entkernt, das Dach ist abgenommen. Konsequent wird nun auf Nachhaltigkeit hingearbeitet: Das zuletzt von den amerikanischen Streitkräften genutzte Haus soll dem höchsten KfW-Effizienzstandard 40 entsprechen. Der Neubau, der daneben angebaut wird, hält sogar den Passivhausstandard ein.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Der Heidelberg Innovation Park ist rund 15 Hektar groß und seit Dezember 2017 in der Entwicklung. Die Konversionsfläche der ehemaligen Patton Barracks liegt zwischen Speyerer Straße im Osten und Kirchheimer Weg im Westen. Rund 5000 bis 6000 Arbeitsplätze sollen hier entstehen.

Mehr als 1000 Mitglieder

Vor zwölf Jahren gegründet, ermöglicht die Genossenschaft auch Nicht-Hausbesitzern, Anteile an Solarstromanlagen zu erwerben. Die Photovoltaikanlagen werden auf öffentlichen Gebäuden platziert. Mittlerweile beteiligen sich mehr als 1000 Mitglieder an der Genossenschaft, die unter anderem 37 Bürgersolaranlagen betreibt. Für ihr erstes Mieterstrom-Projekt wurde sie 2014 mit dem Deutschen Solarpreis ausgezeichnet. Im Verbund der Bürgerwerke liefert die HEG außerdem 100 Prozent erneuerbaren Bürgerstrom und Bürger-Ökogas.

Der Heidelberg Innovation Park im Juni 2020 aus der Luft: Das HEG-Gebäude (dunkelgraues Dach) vorm Umbau. © Bernhard Zinke

Laura Zöckler, HEG-Vorstand, verglich beim offiziellen Spatenstich das „e+Kubator“ genannte Gebäude mit einem Organismus: „Das Gebäude ist die Hülle, die Elemente darin erwecken es zum Leben.“ Architekt Robert Göhringer erläuterte, dass man bei den Planungen auf die Wünsche der künftigen Nutzer eingegangen sei. Wie speziell die sein können, erklärte Annalena Horsch, Chefin beim E-Bike-Hersteller Coboc: „Wir brauchen Büros, aber auch eine Entwicklungsabteilung, einen Lastenaufzug und eine Werkstatt. Am bisherigen Firmensitz an der Kurfürsten-Anlage wird es - trotz Homeoffice - zu eng.“ Dass im „e+Kubator“ höchste Energiestandards eingehalten werden und Nachhaltigkeit gelebt werde, habe Coboc zusätzlich überzeugt.

Würzner: "Energiewende neu denken"

Sechs Adressen für Co-Working bietet Shiva Hamid mit der Breidenbach GmbH in der Stadt an, nun kommt mit „Goodspaces“ im hip das erste mit Gastronomie hinzu: Im Café sollen sich Firmengründer leicht vernetzen und gemeinsam Geschäftsideen entwickeln können. „Zu uns kommen Menschen, denen es wichtig ist, die Energiewende zu unterstützen“, beschrieb Aufsichtsratsvorsitzender Rainer Lange die Mitgliederstruktur der HEG. Von aktuell 25 möchten sich die Bürgerwerke auf demnächst 50 Mitarbeiter vergrößern - und benötigen ebenfalls mehr Platz, erläuterte Marie Wünsche. Natürlich wird das Dach des „e+Kubators“ mit Photovoltaikanlagen bestückt. Ein Großteil des so erzeugten Stroms ist für den Verbrauch im Haus selbst vorgesehen.

„Wir erleben aufgrund des Kriegs in der Ukraine gerade ein ganz neues Bewusstsein für Energie und Energieressourcen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir hier in Heidelberg Kompetenzzentren aufbauen, die Energiewende und Energie-Technologien neu denken“, unterstützt Stadtchef Eckart Würzner das Projekt. Rohbauer Uwe Eckert und Zimmermann Armin Seeger nahmen danach mit den andern Rednern Schaufeln in die Hand, um fürs Foto Sand zu schippen. Zwei Jahre nach dem Kauf sowie nach Monaten der Entkernung kann nun der Bau richtig beginnen.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen