Heidelberg. Die Covid-19-Impfung auch für Kinder ist derzeit in aller Munde. Doch es gibt noch weitere Erkrankungen, die vor allem bei Mädchen und Jungen ohne Impfschutz zu schweren Verläufen führen können. Mit ihrem neuen Buch „Keine Angst vor dem kleinen Piks“ will die Heidelberger Ärztin und Kinderbuchautorin Sibylle Mottl-Link den Kleinsten die Angst vor der Spritze zu nehmen. Mit Hilfe der lustigen Illustrationen von Friederike Schumann erklärt sie, wie wichtig Ohrenschmalz, Spucke, Nasenschleim, das große Geschäft oder Blut für die Körperabwehr sind.
„Körperpolizei“ nennt die Autorin das Immunsystem, das mit diesen Mitteln Krankheitserreger aus dem Körper befördert. Anschaulich und schon für die Kleinsten verständlich beschreibt sie, wie eine Impfung diese „Körperpolizei“ unterstützen kann, wenn diese sich nicht mehr selbst gegen Krankheitserreger wehren kann.
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Doch die Angst vor der Spritze kann dieses Wissen nicht immer nehmen. Wichtig sind neben Aufklärung Offenheit und vor allem der „Wackelpudding-Trick“: einfach den Arm locker hängen lassen. Und weil nicht nur Kinder Respekt vor einer Spritze haben, hilft dieser Geheimtipp der erfahrenen Ärzten auch großen Patienten, damit die nächste Spritze nicht wehtut. Die Ärztin hat noch weitere hilfreiche Tipps für den nächsten Arztbesuch parat - wie gewohnt in witzigen Bildern, kindgerechter Sprache und gestützt auf fundiertes Fachwissen.
Mottl-Link arbeitet als Notärztin und an einer Kinderklinik. Seit zehn Jahren veröffentlicht sie liebevoll konzipierte und gestaltete Kinderbücher mit medizinischen Inhalten und ist bei den Kleinen auch für ihre lustigen, interaktiven Lesungen mit extra angefertigten Handpuppen beliebt. Die waren durch die Pandemie nicht möglich. Umso mehr freut sie sich über die positiven Rückmeldungen auf ihre kurzen Erklärvideos für Kinder rund um das Corona-Virus. Auch ihre Online-Lesungen für Bibliotheken kommen sehr gut an, derzeit werden neue Folgen produziert. „Das Impfbuch lag schon länger in meiner Schublade“, erzählt sie.
Als die Medizinerin dann im Januar selbst gegen das Corona-Virus geimpft wurde, war ihr klar: „Das Projekt muss ich jetzt sofort umsetzen.“ Ihren Verlag konnte sie von der Dringlichkeit überzeugen, das kleine Büchlein erschien bereits Anfang April in einer Auflage von 15 000 Exemplaren. Das findet sie wichtig, denn die Aufklärung über den Nutzen von Impfungen bei Kindern liegt ihr sehr am Herzen: „Ich stehe zu 100 Prozent hinter den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission STIKO.“ Denn sie weiß: „Wer sich impfen lässt, trägt nicht nur Verantwortung für die eigene Gesundheit, sondern auch für das Schicksal und das Leben anderer.“ Das von Krebskranken oder Menschen mit einer Immunschwäche zum Beispiel.
Die Pflichtimpfung gegen Masern betrachtet sie allerdings mit Sorge: „Dieser Zwang kann Eltern dazu verführen, andere freiwillige Impfungen zum Beispiel gegen Windpocken nicht wichtig zu nehmen oder ganz zu verweigern.“ Sie berichtet von Erfahrungen, die sie bis heute betroffen machte: „Wir haben einen Sechsjährigen mit einer Leukämie trotz guter Heilungschancen an dieses tückische Virus verloren.“ Auch bei Röteln schützt die Impfung nicht in erster Linie den Geimpften, sondern das Ungeborene im Mutterleib vor schweren Schäden. Sie erzählt von einem Schwangerschaftsabbruch: „Die Trauer der Mutter um ihr Wunschkind habe ich bis heute nicht vergessen.“
Anfeindungen in sozialen Netzwerken
Mottl-Link berichtet, dass eine große Zahl von Kindern bereits gegen Krankheiten wie Masern oder Mumps geimpft sind. „Kritisch eingestellte Eltern lassen sich oft überzeugen, wenn sie erfahren, dass das eine gute Sache ist, die nicht nur das eigene Kind schützt.“ Für ihr Buch erlebt sie viele Anfeindungen in sozialen Medien. Das macht sie fassungslos. Sie ist sich sicher, dass die Kritiker das Buch gar nicht genauer betrachtet haben. „Es geht hauptsächlich darum, den Kindern die Angst vor der Spritze zu nehmen.“ Und: „Ich bin gegen Impfzwang, aber ich bin für Vernunft.“
Infos: „Keine Angst vor dem kleinen Piks“ ist im Loewe-Verlag erschienen und kostet zehn Euro (ISBN 978-3-7432-1211-4). Mehr über Sibylle Mottl-Link, ihre Kinderbücher und die Lesungen unter www.heide-kraut.de.
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