Bewerbung

Heidelberg möchte Europäische Kulturhauptstadt werden

Heidelberg möchte eine Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt platzieren - und hat dafür einen prominenten Projektleiter verpflichtet

Von 
Michaela Roßner
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Begrüßen die Bewerbung zur Kulturhauptstadt: Peter Spuhler (v.l.), Oberbürgermeister Eckart Würzner und Kulturamtsleiterin Andrea Edel. © Michaela Roßner

Heidelberg. Pilsen, Aaarhus und Salamanca haben eines gemeinsam: Die drei Städte in Tschechien, Dänemark und Spanien durften sich schon „Kulturhauptstadt Europas“ nennen - wie viele andere ebenfalls. Nun möchte auch Heidelberg seine Bewerbung auf den Weg bringen. Und hat jetzt einen „alten Bekannten“ verpflichtet, den Prozess in Gang zu bringen: Peter Spuhler, den früheren Intendanten des Heidelberger Theaters, bis 2021 an der Spitze des Badischen Landestheaters in Karlsruhe stand. Diese Personalie hat Oberbürgermeister Eckart Würzner am Montagmittag gemeinsam mit Kulturamtsleiterin Andrea Edel und Spuhler bei einem Pressegespräch in der Commissary des Street-Art-Festivals im ehemaligen Patrick-Henry-Village bekannt gegeben.

Athen war 1985 die erste Kulturhauptstadt Europas. Seither werden in jedem Jahr zwei Städte plus ein Ersatzkandidat in den Rang der spannendsten Kulturmetropole erhoben. Montpellier, die französische Partnerstadt Heidelbergs, steht kurz davor: Die Bewerbung für 2028 läuft, und die ersten Hürden hat die südfranzösische Stadt schon genommen. Sie ist nun in der Auswahl der letzten Vier angekommen. Das Bewerbungsverfahren ist sehr komplex und nimmt viel Zeit in Anspruch. „Jetzt ist es genau der richtige Zeitpunkt, um frühestens ab 2034 Kulturhauptstadt werden zu können“, ist Würzner sicher.

Ob Prinzhorn-Sammlung, Dokumentationszentrum der Sinti und Roma oder Hochschule für Jüdische Studien: Es gebe hier einige Institutionen, die auch weit über die Stadtgrenzen hinaus wirken. „Wir sind schon heute eine Stadt mit einer herausragenden Kulturszene“, betont der Stadtchef. Neben den „großen Leuchttürmen“ gebe es „jede Menge Perlen“, ergänzt er: „Lasst uns Europa und die Welt in unsere schöne Stadt einladen und unvergessliche Momente produzieren.“

Der 57-jährige Spuhler wird im Rathaus als Beauftragter der Bewerbung angestellt und erhält eine Stabsstelle im Dezernat des Oberbürgermeisters. Diese organisatorische Entscheidung werde der Bewerbung gerecht, da sie nicht allein den Kulturbereich, sondern auch die Finanzen der Stadt und die Stadtentwicklung beträfe, erklärt der Stadtchef.

Einen genauen Bewerbungstermin gibt es noch nicht. Heidelberg könnte indes eventuell schon 2028 ein kleines Schaufenster öffnen, wenn Montpellier den Titel bekommen sollte. Wann genau Deutschland überhaupt wieder an der Reihe sei, eine Kulturhauptstadt zu stellen, sei noch offen. Außerdem würden derzeit veränderte Bewerbungsmodalitäten diskutiert. Bis 2033 sei der Titel bereits an bestimmte Länder vergeben. Heidelberg könnte seine Bewerbung also frühestens ab 2034 platzieren. Ob es tatsächlich in zehn Jahren wieder eine deutsche Kulturmetropole geben wird, soll das EU-Parlament frühestens in fünf Jahren entschieden. In Chemnitz hat Würzner gerade schon einmal Eindrücke einer künftigen Europäischen Kulturhauptstadt gesammelt: Die sächsische Stadt wird den Titel 2025 tragen.

Der frisch ernannte „Beauftragte für die Bewerbung Europäische Kulturhauptstadt“ Spuhler freut sich sehr, „wieder zurück zu sein“ in Heidelberg. Schon der Weg der Bewerbung sei ein Ziel, erklärte Spuhler. Denn er versteht sie als „Motor für die Stadt und die Stadtentwicklung“. Bei Null müsse er nun nicht anfangen: „Ich kenne die Player vor Ort und bin auch auf europäischer Ebene gut vernetzt.“ Außerdem wisse er um die „Begeisterungsfähigkeit der Heidelberger“. Den Kulturbegriff versteht er weit gefasst und möchte in einem ersten Schritt auf die Vereine und Institutionen zugehen, die „sonst vielleicht nicht so gehört werden“, und deren Kulturbegriff kennenlernen.

Von 2005 bis 2011 war Spuhler Intendant des Theaters und Orchesters in Heidelberg. Er leitete unter anderem die bauliche Generalsanierung des Gebäudes am Theaterplatz ein und mobilisierte eine Bürgerinitiative, die das notwendige Geld dafür mit einsammelte.

Dozent und Festivalchef

Danach übernahm Spuhler für zehn Jahre die Generalintendanz am Badischen Staatstheater Karlsruhe,das er 2021 verließ. Sein Vertrag wurde vorzeitig aufgelöst, es hatte offenbar zuvor laute Kritik an seinem Führungsstil gegeben. Die frühere Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne), zuletzt OB-Kandidatin, war als oberste Chefin mit der Personalie befasst. Spuhler bringt weit mehr als Theater-Erfahrung mit. So berät er internationale Kulturinstitutionen und leitete Festivals wie das Kulturfestival der Metropolregion. Außerdem lehrt er an der Karlshochschule International University in der Fächerstadt nachhaltige Stadtentwicklung.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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