Heidelberg. Am Ende soll eine fast vier Kilometer lange schmucke Flaniermeile entstehen - vom Karlstor bis zum Wieblinger Wehr. Die Neckaruferpromenade soll auf dem Wasser - zum Teil sogar auf dem Fluss schwimmend - verlaufen. Das ist das Ziel, das Alexander Krohn im Auge hat. Der Koordinator und Leiter der Stabsstelle für das Projekt „Stadt an den Fluss“ hat jetzt ein weiteres Teilstück davon auf den Weg der Entscheidung gebracht. Seit der vergangenen Woche steht das Thema auf der kommunalpolitischen Tagesordnung. Es ist einer von zehn Teilbereichen, die nach und nach umgesetzt werden sollen und ihren eigenen gestalterischen Schwerpunkt haben.
B 37 eine massive Barriere
Dass die Stadt Heidelberg näher an den Neckar rücken will, ist schon seit 14 Jahren beschlossene Sache. Bekanntlich wird ja auch in Mannheim intensiv diskutiert, die Bereiche an den Flüssen attraktiver zu gestalten. In Heidelberg ist die viel befahrene B 37 bislang eine massive Barriere. Diese soll nun überwunden werden, um die Lebensqualität der Stadt noch ein Stück mehr zu steigern.
Einen ersten barrierefreien Zugang zum Neckarufer gibt es nun in Höhe der Stadthalle zum sogenannten Neckarlauer. Der Bereich, der sich in den vergangenen Sommern unter anderem mit seinem Stadtstrand zum Publikumsmagneten entwickelt hatte, wurde für 1,5 Millionen Euro umgebaut. Das ist auch in der Fachwelt nicht unbemerkt geblieben: Die neugestaltete Uferpromenade mit ihren vielen schönen Sitzgelegenheiten und einem traumhaften Blick auf den Philosophenweg ist bei der Verleihung des Landschaftsarchitekturpreises Baden-Württemberg 2022 gleich zweifach ausgezeichnet worden. Sie überzeugte in den Kategorien „Junge Architektur“ und „Publikumspreis“. Die Jury habe vor allem die hohe Aufenthaltsqualität der Neckarpromenade mit Blick auf den Fluss, die barrierefreie Gestaltung sowie die schlichte, hochwertige und zeitlose Präsentation der neuen Uferpromenade gewürdigt, meldete die Stadt gerade erst.
Ideen für Stationen der Neckarpromenade
- Stadt im Fluss: In Bergheim ist eine Hausbootsiedlung als neue Form des Wohnens angedacht.
- Sportsteg: Die bestehende Plattform in Höhe des Ruderclubs durch einen schwimmenden Steg erweitern als Übergang zum grünen Iqbal-Ufer.
- Altstadt-Terrasse: Das Plateau unterhalb der Alten Brücke soll neu belebt werden, unter anderem durch feste Sitzelemente.
- Studentenbühne: Ein schwimmender Steg vom Neckarlauer bis kurz vor die Alte Brücke schafft mehr Platz für Fußgänger.
Nun also folgt der zweite Abschnitt der Neugestaltung der Uferpromenade. Der barrierefreie Weg entlang der Bestandsmauer wird weitergeführt. Kleine Plätze zwischen den Treppenabgängen und den Bootsanlegern sollen zum Verweilen einladen. Seitlich des Abschnittes der historischen Mauerfront direkt vor der Stadthalle werden „Neckarstufen“-Sitzelemente angeordnet. Im westlichen Bereich wird eine Rampenanlage errichtet, die auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität den Zugang zu der neu gestalteten Fläche ermöglicht. Somit werde der Neckarlauer durchgängig barrierefrei erschlossen, erläutert Krohn. Der westliche Abschluss des zweiten Bauabschnittes bildet zugleich den Beginn der neuen Neckarpromenade. Der Clou: Die Promenadenkonstruktion ragt auf den Neckar. Weil ein Bootsanleger weggefallen ist, soll hier ein schwimmender Strand entstehen. Da er schwimmt, kann er auch problemlos jedes Hochwasser überstehen, beschreibt der Projektkoordinator.
Bauzeit von zehn Monaten
Allerdings wird der zweite Bauabschnitt mit 4,3 Millionen etwa dreimal so teuer wie der erste Abschnitt. „Das ist schon eine Hausnummer“, weiß Krohn. Aber das Neckarufer werde ganz neue Aufenthaltsqualität bekommen.
Mit dem Bau beginnen will die Stadt 2024, vielleicht sogar schon Ende 2023. Geplante Bauzeit - wie schon im ersten Abschnitt am Neckarlauer - sind zehn Monate. „Wir bereiten alles vor, dass wir nach der Haushaltsfreigabe direkt loslegen können“. Wenn’s gut läuft könnten die Bürgerinnen und Bürger den schwimmenden Neckarstrand schon im Sommer 2024 genießen.
Neun weitere Abschnitte der Neckarpromenade auf dem Fluss stehen noch auf der planerischen Agenda. Am Neckarmünzplatz soll zum Beispiel ein weitaus attraktiverer Empfangsort für die vielen Touristen entstehen, die mit dem Schiff in Heidelberg anlegen. Und im Bereich Bergheim könnte nach Vorstellung der Stadt eine schwimmende Hausbootsiedlung entstehen für attraktives alternatives Wohnen.
In die Karten spielt den Planern bei der Umsetzung der Neckaruferpromenade der neue Radschnellweg zwischen Mannheim und Heidelberg. Der soll bekanntlich entlang des Neckars parallel zur B 37 bis zum Bismarckplatz verlaufen und schon 2025 zur Verfügung stehen. Da der Radschnellweg rund 4,5 Meter breit werden soll, wird kein Platz mehr für Fußgänger auf gleicher Höhe mit der Straße sein. Der Fußweg wird einfach tiefergelegt. Der Vorteil: Unterhalb der drei bis vier Meter hohen Stützwände bekommt niemand mehr den Verkehrslärm auf der Bundesstraße mit.
In diesem Zusammenhang winken auch einige Fördergelder von Bund und Land. Wenn also an dieser Stelle der Fußgängerweg direkt an den Strand, zum Teil auch auf den Neckar verlegt würde, wäre schon mehr als die Hälfte der neuen Neckarpromenade - vom Wieblinger Wehr bis zur Theodor-Heuss-Brücke - geschafft.
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