Heidelberg. Die mögliche Bewerbung Heidelbergs um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ ist einen - kleinen - Schritt weiter: Dem von Kulturbürgermeisterin Martina Pfister am Donnerstagabend im Kulturausschuss vorgestellten Konzept mit Zeitplan stimmten die Gemeinderatsmitglieder mehrheitlich zu. 2026 könnte demnach die endgültige Entscheidung fallen, ob sich Heidelberg zu einer Kandidatur entscheidet. Wann nach Dresden 2025 wieder eine deutsche Stadt an der Reihe sein wird, ist aktuell noch offen. Zwar wird 2030 offiziell noch ein Kandidat gesucht, wahrscheinlicher ist aber wohl der Zeitraum ab 2033.
„Sehr intensiv“ habe man in den vergangenen Wochen an Konzept und Zeitplan für die Vorbereitung einer möglichen Kandidatur gearbeitet, versprach Pfister „Transparenz während des gesamten Verfahrens“. Kulturamtsleiterin Andrea Edel, der frühere Theaterintendant Peter Spuhler und sie hätten sehr unterschiedliche Sicht- und Herangehensweisen eingebracht in die Arbeitsgruppensitzungen, die bald durch möglichst viele Akteure der Kulturszene ergänzt werden sollen.
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Im Oktober 2023 hatte der Gemeinderat einen Antrag der Stadtverwaltung, 180 000 Euro für die Vorbereitung einer möglichen Kandidatur freizugeben, abgelehnt und stattdessen Arbeitsaufträge zu dem Thema erteilt. So sollte die wenig später ins Amt gewählte neue Kulturdezernentin Pfister die Federführung übernehmen und unter anderem eine auf mehrere Jahre ausgerichtete „Kulturvision“ für die Stadt erarbeiten. „Um’s gleich vorweg zu sagen: Das haben wir nicht geschafft“, gestand Pfister mit Blick auf den geforderten Achtjahresplan einer Kulturvision. „Es scheint uns auch viel sinnvoller, einen solchen Plan im Prozess selbst zu erstellen.“ Einen „Meilensteinplan“ hingegen legte die Kulturbürgermeisterin vor.
Datenbank in Vorbereitung
Für Pfister, Edel und Spuhler, sei es vor allem darum gegangen, erst einmal zu strukturieren: „Wer sind die Kulturschaffenden, wie sind sie erreichbar?“ Vom Ehrenamtlichen bis zum Profi-Ensemble, vom Musiker bis zum Karikaturisten. Das Ergebnis der Recherchen soll in eine Datenbank fließen. „So können wir künftig viel besser alle Akteure interessengerecht ansprechen.“ Neue Kontakte und Netzwerke sollen die nach Eindruck Pfisters bisherigen, stark auf Sparten ausgerichteten Netzwerke auffrischen und neue Ideen ermöglichen.
Besonders kompliziert sei es gewesen, den Meilensteinplan in den Sitzungskalender der städtischen Gremien einzubinden. Das aber sei ihr sehr wichtig, unterstrich Pfister. Die Arbeit in den Arbeitsgruppen („ich möchte sie sehr agil halten“) und die Vorbereitung der eventuellen Bewerbung möchte Pfister hingen „am liebsten entpolitisieren“.
Schon im April möchte die Arbeitsgruppe zu Beginn der Beratungen für den Doppelhaushalt 2025/2026 ein Konzept zu den benötigten Finanzen einbringen, im Juni soll ein Workshopkonzept vorgelegt werden. Ein Jahr später, im Juli 2025, könnte eine Vollversammlung mit den politischen Akteuren das bisher Erarbeitete diskutieren.
Mitte 2026 könnte dann die Basis für eine Grundsatzentscheidung gelegt sein, ob die Stadt eine Bewerbung angehen möchte. „Der Weg ist das Ziel“, verspricht Pfister, dass auch im Fall eines mehrheitlichen „Nein“ bis dahin viel für die Kultur geschafft sei. Die Ausschussmitglieder lobten mehrheitlich das Konzept und die Herangehensweise.
Die Freigabe der nunmehr auf 165 000 Euro kalkulierten Kosten für 2024 soll im Haupt- und Finanzausschuss besprochen werden. Gar nicht zustimmen konnten die Bunte Linke und die Linke. Zara Dilan Kiziltas begründete das mit der Personalie Spuhler. Mitte März 2023 hatte Würzner ihn überraschend als neuen „Beauftragten für die Bewerbung Europäische Kulturhauptstadt“ vorgestellt.
Von 2005 bis 2011 war Spuhler Intendant des Theaters Heidelberg gewesen. Danach ging er ans Staatstheater Heidelberg, wo zuletzt Kritik laut wurde an seinem Führungsstil - Mitarbeiter trugen diesen Unmut sogar mit einer Demonstration auf die Straße. Würzner brachte der Vorstoß in der Folge viel Kritik von den Fraktionen ein.
Mehrheitlich Zustimmung
Nun sei „mehr Ruhe hineingebracht“ worden, sagte Grünen-Fraktionschef Derek Cofie-Nunoo. Der Antrag seiner Fraktion im Oktober mit den Arbeitsaufträgen und ohne schnelle Entscheidung, sei richtig gewesen. Und: „Auch kleine Kulturschaffende werden bei dem nun vorgelegten Konzept abgebildet.“
„Das Jahr fängt gut an“, freute sich auch Matthias Kutsch (CDU). Mathias Michalski (SPD) enthielt sich, weil mehr Zeit nötig sei, das „druckfrische“ Konzept noch parteiintern durchzusprechen.
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