Landfriedkomplex - Für den Sonntag geplanter Tag der offenen Tür bei Nuzinger abgesagt / Zeichnung mit Rettungsanlagen fehlt

„Hätten Tanzhaus gerne gezeigt“

Von 
Michaela Roßner
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Im Restaurant „Cottage“ (Bild) mit Wintergarten ist schon fast alles fertig: Ab Montag gibt Nuzinger Tanzstunden im Landfried-Komplex. © Philipp Rothe, -

Heidelberg. Der angekündigte Tag der offenen Tür im neuen Tanzhaus im Landfriedkomplex am Sonntag, 7. Januar, fällt aus: Bei einem Ortstermin Donnerstagvormittag gab das Baurechtsamt der Stadt das Gebäude nicht für diese öffentliche Veranstaltung frei. Der Tanzstundenbetrieb hingegen darf am kommenden Montag, 8. Januar, am neuen Standort der Tanzschule Nuzinger im ehemaligen Fitnessstudio beginnen – und auch zwei nichtöffentliche Termine am Wochenende sind genehmigt.

Überall in der Stadt warben Plakate seit Wochen für diesen Termin und den Tag der offenen Tür. Im 90. Jahr des Firmenbestehens gibt die alteingesessene Tanzschule den ältesten Standort in der Endemannstraße (Weststadt) auf und öffnet stattdessen in Bergheim ein Tanzstudio mit drei Tanzsälen und einem Gastronomiebetrieb. „Wir hätten das Tanzhaus gerne am Sonntag den Heidelbergern gezeigt“, bedauert Geschäftsführer Ingo Schneckenberger die Absage: „Das tut uns sehr leid.“

„Die Stadt Heidelberg hat mit dem Vorhabenträger bei einem heutigen Vor-Ort-Termin alle Verabredungen treffen können, dass der reguläre Betrieb der Tanzschule am Montag, 8. Januar starten kann“, bestätigt Timm Herre, Sprecher der Stadt. „Für eine öffentliche Veranstaltung wie den geplanten Tag der offenen Tür am Sonntag, 7. Januar, hätte das Gebäude bei der heutigen Endabnahme alle Auflagen als Versammlungsstätte erfüllen müssen. Es fehlen aber noch die Nachweise für die Funktionsfähigkeit einiger sicherheitsrelevanter Anlagen. Daher kann eine öffentliche Veranstaltung mit einer unkalkulierbaren Zahl an Besuchern aktuell in dem Gebäude leider nicht durchgeführt werden“, begründet der Sprecher weiter.

Laut Schneckenberger fehlte eine Zeichnung der Rettungseinrichtungen. Daher wäre eine maximale Besucherzahl von unter 180 Personen gleichzeitig erlaubt gewesen. Obwohl die Tanzschule sicherstellen wollte, dass nicht mehr Menschen im selben Zeitraum in der Tanzschule sein würden, bekam der Tag der offenen Tür kein grünes Licht von der Baurechtsbehörde.

Nicht die einzige Überraschung, seit die Tanzschule im Sommer die Räume übernahm, die nach dem Auszug eines Fitnessstudios leergestanden hatten. „Da gab es einige Probleme“, blickt Schneckenberger auf manche Schwierigkeit, die in den vergangenen Monaten zu bewältigen war und die die für das Jahresende geplante Eröffnung verzögerten: unter anderem Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung und überlastete Handwerksbetriebe.

Rund 4000 Kunden hat die Tanzschule an allen Standorten – dazu gehören noch Schriesheim und Neckargemünd sowie die Räume in der Friedrich-Ebert-Anlage. Etwa 1000 Jugendliche lernen in dem einstigen Familienbetrieb die ersten Tanzschritte – oder wirbeln schon gekonnt über das Parkett. Apropos: Einen polierten Holzboden wird es im Landfriedkomplex nicht geben. „Wir haben einen speziellen Tanzboden aus Kunststoff eingebaut“, erklärt Schneckenbergers Geschäftsführerkollege Nicola Lekic. Der Belag sei nicht so empfindlich und werde bereits bei einer Tanzschule in Pforzheim erprobt.

Ausräumen der „Nachtschicht“

600 000 Euro investiert die Tanzschule als Mieter in die Räume. Die Eigentümerin stecke weitere 1,1 Millionen Euro in das vom Denkmalschutz protegierte Gebäude. Mit Wintergarten und Freifläche im „Englischen Garten“ soll das „Cottage Restaurant“ nicht nur Tänzer empfangen, sondern bietet als öffentliches Restaurant von mittags bis abends warme Küche an.

Während hier noch letzte Möbel hineingetragen werden, hat nebenan das Ausräumen begonnen: Die Disco „Nachtschicht“ ist geschlossen. Nuzinger wird einziehen – und eine Eventlocation einrichten, bei der auch Konzerte Raum bekommen sollen. Aber das ist „Zukunftsmusik“: „Jetzt konzentrieren wir uns darauf, dass wir unserem Kerngeschäft hier am neuen Standort nachgehen können“, sagt Schneckenberger. Mindestens eine halbe Million Euro müssen die Mieter auch nebenan investieren – vor Sommer wird hier nicht eröffnet.

Heidelberg

Heidelberg: Nuzinger eröffnet Tanzhaus im Landfried-Komplex

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Geschichte der Tanzschule Nuzinger

  • 1955 eröffneten Luise und Alfred Nuzinger in der Endemannstraße 12 ihr Tanzschulheim. Das Modell war revolutionär: Tanzlehrer unterrichteten bis dahin doch eher in Gasthäusern – oder besuchten die gut betuchte Klientel in ihren Villen und Stadtwohnungen.
  • 1985 entstand in der Friedrich-Ebert-Anlage 7 eine Zweigstelle, in der heute auch die Verwaltung ist.
  • Dieter Nuzinger, Sohn der Gründer Luise und Alfred, tanzte mit seiner Ehefrau Dörte bis nach New York: 1973 gehörten sie bei den Weltmeisterschaften im Standard zu den fünf besten Paaren.
  • In der Weststadt gab es zunehmend Probleme mit Lärmbelästigung und fehlenden Parkplätzen. Und so suchte man schon mehrere Jahre nach einem alternativen Standort. Auch die Bahnstadt war im Gespräch. Im Landfriedkomplex fand das heute von Ingo Schneckenberger und Nicola Lekic geführte Unternehmen einen neuen Standort.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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