Heidelberg. „Das gemeinsame Kinoerlebnis ist durch nichts zu ersetzen“, davon war sie überzeugt. Nun müssen Fimfans ohne sie auskommen: Die „grande dame“ der regionalen Theaterszene ist tot. Inge Mauerer-Klesel starb am 8. Juni im Alter von 75 Jahren, teilte ihre Familie mit. Auch die AG Kino-Gilde trauert um eine „Kinomacherin mit Leib und Seele“ . Mit ihrem Engagement, ihrem einnehmenden Charakter und ihrer großen Ausstrahlung habe sie weit über Heidelberg hinaus zu den wichtigen Persönlichkeiten der Branche gehört. Ihre Heimatstadt hatte sie im Sommer 2019 mit einer der höchsten Auszeichnungen, die die Stadt zu vergeben hat, gewürdigt: der Richard-Benz-Medaille. Mauerer-Klesel führte nicht nur zeitweilig fünf Kinos in der Unistadt, sie engagierte sich unter anderem bei den baden-württembergischen Schulkinowochen und setzt sich regelmäßig für soziale Belange ein. Auch Open-air-Kino bot sie an.
Rund vier Jahrzehnte führte die Heidelbergerin das „Gloria“. Wie „Gloriette“ und „Kamera“ erhielt es mehrfach Preise. Weitere Filmbühnen zeigten unter ihrer Regie anspruchsvolle Unterhaltung und so manches Lichtspielhaus rettete sie gar – wenigstens vorübergehend - vor der Schließung. Etwa 2012 das „Harmonie/Lux“-Kinocenter nach der Insolvenz der Ufa-Lichtspielbetriebe. Inzwischen ist dort im Wormser Hof ein Supermarkt eingezogen. Das „Studio Europa“ in der Heidelberger Weststadt führte die ausgewiesene Filmexpertin von 2005 bis 2011.
Mauerer-Klesels Vater Theo Bender gehörten bis zu sechs Kinos in und um Heidelberg. Eines davon, das „Apollo“, war nur ein Katzensprung von Mauerer-Klesels Elternhaus entfernt. Es war ihr zweites Zuhause. „Immer nach der Schule bin ich direkt ins Kino, hab mich in die Vorführung gesetzt“, erzählte sie einmal dieser Redaktion. Als ihre Mutter das herausfand und dem Personal verbot, die kleine Inge ins Kino zu lassen, schlich sie sich einfach über den Hof in den Kinosaal. Sie sah sich alles an. Krimis, Schnulzen mit Romy Schneider oder „Casablanca“. Im Sommer 1949 wurde das Heidelberger Programmkino „Kamera“ in Neuenheim eröffnet. Beruflich schlug die Heidelbergerin jedoch erstmal einen anderen Weg ein. Aber als Hans Fritsche dann 1982 ihrem Vater das „Gloria“ in der Hauptstraße anbot, fragte dieser seine Tochter, ob sie nicht Lust habe, es zu führen. Schließlich seien Programmkinos „nicht ganz seins“. Mauerer-Klesel hatte Lust und hatte sie jahrzehntelag. „Ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu tun. Das Medium Film begeistert mich nach wie vor – auch wenn es natürlich Tage gibt, wo es mir nicht so gut gefällt“, erzählte sie uns einmal.
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