Heidelberg. Es ist wieder quirliges Leben im Waldpiraten-Camp hoch oben über Heidelberg. Eine Woche lang verbringen Jugendliche, die eine Krebstherapie hinter sich haben, und ihre Geschwister hier Zeit gemeinsam mit Spielen, Klettern oder Basteln. Am Samstag schaute eine Dame aus Bonn vorbei, die nicht nur weiß, wie sich Krebs in der Familie anfühlt – sondern auch zwei Mal 40 Kindern die ganze Campwoche (120 000 Euro) bezahlt: Christel Zachert. Mit der Isabell-Zachert-Stiftung, die sie 1995, gut zehn Jahre nach dem Tod ihrer Tochter, gegründet hat, setzt sich die rüstige Seniorin seit 2003 für das Camp ein.
Im Herbst werden es 40 Jahre sein, dass die Zacherts ihre Tochter nach langer Leukämieerkrankung verloren. Beim Besuch im Camp haben sie nun die beiden jüngsten Enkelkinder Elisabeth und Clara dabei. Und Werner Tetsch, der seit 2010 einen sechsstelligen Betrag für die Isabell-Zachert-Stiftung zusammentrug.
Zuletzt, an seinem 70. Geburtstag, rundeten Heiko und Thomas Schloss als Gäste um 7000 Euro auf die Gesamtsumme von 200 000 Euro auf, berichten Werner und Carmen Tetsch strahlend. Tetsch radelte jahrelang durch Deutschland und sammelte unterwegs unermüdlich Spenden ein. Christel Zachert hat drei Bücher über sich und ihre Tochter geschrieben. Der Verkaufserfolg des erstes Buches („Wir treffen uns wieder in meinem Paradies“) legte den Grundstock für die Stiftung.
Aber auch ihr Mann Hans-Ludwig, der frühere Chef des Bundeskriminalamts, habe nach seiner Pensionierung fleißig beim Geldsammeln geholfen. Bei Vorträgen verzichtete er auf ein Honorar, bat aber um Spenden für die Stiftung.
Isabell-Zachert-Stiftung
- Im Waldpiraten-Camp der Kinderkrebsstiftung sollen kranke Kinder und Geschwister Lebensmut tanken und Spaß haben.
- Mit der Isabell-Zachert-Stiftung setzt sich Christel Zachert seit Jahren für das Camp ein. Sie gründete die Stiftung nach dem Krebstod ihrer Tochter Isabell am 1. April 1995.
- Christel Zachert hat drei Bücher über sich und ihre Tochter geschrieben. Der Verkaufserfolg des erstes Buches („Wir treffen uns wieder in meinem Paradies“) legte den Grundstock für die Stiftung.
Zur Spitze des Kilimandscharo
In den ersten fünf Jahren hatte die Stiftung 1,5 Millionen Mark (umgerechnet 750 000 Euro) zusammen, erzählte Christel Zachert einmal mit berechtigtem Stolz. „Wir sind nun eine Familienstiftung“ freut sie sich jetzt, dass Isabells jüngerer Bruder Matthias den Vorstandsvorsitz der Stiftung übernommen hat – und seine Frau und die vier Kinder ihn dabei unterstützen wollen. Damit sei auch für die Zukunft das Vermächtnis der Tochter gesichert, ist Christel Zachert erleichtert. Mit 82 und 85 Jahren möchten sie und ihr Mann nun die Dinge geregelt haben.
2007, mit 67 Jahren, kraxelte die rüstige Bonnerin noch auf den höchsten Berg Afrikas, den Kili-mandscharo. Mit jedem der 5885 Meter Höhe erhielt sie Spendengelder. Seit 2010 radelte sie zusammen mit bis zu 80 aktiven und pensionierten Polizeibeamten, organisiert von der International Police Association (IPA), regelmäßig bei einer fünftägigen Benefizradtour mit, bei der von Jahr zu Jahr größere Spendenbeträge eingesammelt wurden.
Vor dem „Piratennest“, einem bei den Kindern und Jugendlichen beliebten Treffpunkt mit Blick über das Camp, übergibt Zachert nun wieder einen Scheck. 120 000 Euro sind auf das symbolische große Papier gemalt, das sie an den stellvertretenden Campleiter Florian Münster überreicht. Es ist jene Summe, mit der zwei jeweils neuntägige Camps mit bis zu 40 Kindern in diesem Sommer bezahlt sind. 2011 sorgte die Isabell-Zachert-Stiftung mit einer Großspende der Anja-Fichte-Stiftung dafür, dass das „Piratennest“ finanziert wurde.
Große Sorge der Kinder
Wenn die Zacherts das Waldpiratencamp besuchen, bringen sie nicht nur einen großen Scheck mit, sondern nehmen sich auch Zeit für die Kinder. Beim gemeinsamen Mittagessen erzählt sie den Mädchen und Jungen von Isabell. Und davon, wie viel Lebensfreude und Zuversicht die Jugendliche, die mit 16 Jahren sterben musste, trotz der schweren Krebserkrankung in die Familie gebracht hat. Wie sie sich gesorgt hat um die Eltern, die sie alleine zurücklassen musste.
„Alle Kinder quält dieser Gedanke“, erfährt Zachert regelmäßig aus den Gesprächen im Camp. Und so berichtet ihnen die Seniorin gerne, dass eine Familie trotz der Krankheit eines Kindes glücklich sein kann – und dass das verstorbene Kind immer in ihrer Mitte bleibt.
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