Heidelberg. Er hat mit 26 zu 20 Stimmen im zweiten Wahlgang gewonnen: Raoul Schmidt-Lamontain, Wunschkandidat der Grünen, ist am Donnerstag vom Gemeinderat zum neuen Bürgermeister für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität gewählt worden.
Herzlichen Glückwunsch! Sie werden der erste Klimaschutz-Bürgermeister Heidelbergs - und vielleicht auch bundesweit ein Vorreiter. Am Donnerstagabend ist es dann aber doch noch einmal spannend geworden. Waren Sie überrascht?
Raoul Schmidt-Lamontain: Vielen Dank! Ich freue mich sehr, es ist toll, dass die Stadt Heidelberg hier als Pilotkommune die Spitzenposition im Klimaschutz halten möchte und dies auch gleich mit dem hochaktuellen Thema der Mobilitätswende verknüpft. Die Wahl war spannend, aber ich wusste ja, dass es mehrere Kandidaturen gibt und da muss man damit rechnen, dass es auch mal knapp werden kann.
Sie haben Familie hier am Neckar. Hat sie im Rathaus die Wahl mitverfolgt?
Schmidt-Lamontain: Die Verwandtschaft hier aus Heidelberg ist grad im Urlaub, aber die gesamte Familie hat mitgefiebert und ich hatte schon die ersten Gratulationen im Postfach, bevor ich selbst irgendwen informieren konnte - die Medien und Sozialen Netzwerke waren schneller.
Als gebürtiger Hannoveraner und Sachse auf Zeit wollen sie jetzt mit ihrer Familie Heidelberger werden. Das ist nun die Gelegenheit, eine Wohnungs-Suchanzeige zu formulieren! Möchten Sie eher mitten ins Geschehen (Altstadt), in die bürgerliche Weststadt, ins Grüne (Ziegelhausen) oder doch als progressiver Pionier nach Patrick-Henry-Village ziehen?
Schmidt-Lamontain: Oh, da sind wir noch gar nicht festgelegt, bislang haben wir immer sehr innenstadtnah gelebt, aber mit drei kleinen Kindern wäre natürlich auch was mit ein paar Quadratmetern Grünfläche ganz schön. Ich befürchte, auf der Suche nach der perfekten Unterkunft werden wir ein paar Kompromisse machen müssen, uns nun aber mit voller Kraft in die Suche stürzen.
Ihr Dezernat wird - wie alle anderen auch - neu zugeschnitten. Wie stellen Sie sich die ersten Wochen im Amt vor?
Schmidt-Lamontain: Ich werde erstmal alle Bereiche besuchen, mit den neuen Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch kommen, mir einen Überblick über die genauen Zuschnitte machen, anhören, was an Aufgaben anliegt, woran gearbeitet wird oder wo es vielleicht auch hakt. Bestimmt werde ich auch mal den einen oder anderen Tag hospitieren, gerade in den gewerblichen Bereichen.
In Dresden haben Sie sich unter anderem mit der Planung von zwei neuen Straßenbahnlinien und einer sehr umstrittenen Brücke, der Waldschlösschenbrücke, beschäftigt. Fühlen Sie sich gewappnet für die weitere Begleitung der Masterplanung für das Neuenheimer Feld - einen Eindruck von der Diskussion darüber haben Sie ja im Rat gleich gewonnen?
Schmidt-Lamontain: In jeder Stadt gibt es solche Themen, über die leidenschaftlich diskutiert und auch mal gestritten wird. Und das ist gut so, das bildet die Vielfalt von Meinungen in einer Stadt ab und das macht diese Aufgabe ja erst reizvoll und spannend. Ich habe in der Vergangenheit sehr viele unterschiedliche Beteiligungsverfahren initiiert und durchgeführt, in sofern fühle ich mich gewappnet und bringe vielleicht auch noch die eine oder andere Idee mit, wie man den weiteren Prozess gestalten kann.
In Dresden haben Sie das erste stadtweite Fußverkehrskonzept realisiert. Was zeichnet es aus?
Schmidt-Lamontain: Wir sind mit dem Konzept in der Endphase der Erarbeitung, haben neben einer Fußverkehrsstrategie einen Netzlücken- und einen Querungslückenatlas erarbeitet, den wir jetzt im Stadtrat diskutieren werden. Ich finde das tatsächlich einen gut übertragbaren Ansatz auch für Heidelberg. Gemeinsam mit einem Katalog zur Sanierung vorhandener Gehwege kann dies eine gute Grundlage für Investitionsentscheidungen sein. Wichtig ist, dass hierbei die Öffentlichkeit und die Senioren-, Behinderten- und Verkehrsverbände gut eingebunden werden in die Erarbeitung des Konzeptes. Eine gute Fußinfrastruktur ist generationenübergreifend sehr wichtig für gesellschaftliche Teilhabe und auch der wohnortnahe, inhabergeführte Einzelhandel profitiert davon.
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