Heidelberg

Führung in der Kirche soll gleichrangig werden

Hannah Gniot nimmt am Programm „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ der Deutschen Bischofskonferenz teil

Von 
Heike Dürr
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© Konrad Goes

Heidelberg. Den Frauenanteil in Leitungspositionen in der katholischen Kirche durch Qualifikation zu steigern – das ist das Ziel des bundesweiten Programms „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ der Deutschen Bischofskonferenz. Drei Frauen aus dem Erzbistum Freiburg sind in diesem Jahr dabei, eine dieser Mentees ist Hannah Gniot (Bild), seit September 2021 Dekanatsreferentin am Katholischen Dekanat Heidelberg-Weinheim.

Die gebürtige Karlsruherin übernahm bereits als Jugendliche früh Verantwortung in ihrer Heimatgemeinde. Sie engagierte sich als Ministrantin und als Vertreterin im Pfarrgemeinderat stark in der kirchlichen Jugendarbeit – nicht nur für Frauen der klassische Beginn einer Karriere in der katholischen Kirche. „Das war genau mein Ding, und ich beschloss, auch beruflich zu machen, was ich in der Freizeit ohnehin machte.“ Einem Freiwilligen Sozialen Jahr beim Stadtjugendausschuss in Karlsruhe folgte ein Theologiestudium in Freiburg, daran schloss sich eine zweijährige praktische Ausbildung zur Pastoralreferentin an.

Vier Jahre arbeitete sie in dieser Funktion mit Kindern und Jugendlichen in einer Kirchengemeinde in der Nähe von Baden-Baden. Ihr Terminkalender war mit religionspädagogischen Angeboten für Kindergärten, Kinder- und Jugendgottesdiensten und Religionsunterricht an einer Realschule prall gefüllt, bis aufgrund der Pandemie selbst Gottesdienste nicht mehr möglich waren.

Für Hannah Gniot eine einschneidende Erfahrung: „Plötzlich hatte ich Zeit, die letzten Jahre zu reflektieren.“ Sie fragte sich, was von der Kirche übrigbleibt, wenn das gewohnte Standardprogramm wegfällt, hatte viele Ideen. „Ich wollte die Zukunft der Kirche gerne aktiv mitgestalten, doch in meiner Position waren die Möglichkeiten begrenzt.“

Also bewarb sie sich auf die Stelle der Dekanatsreferentin im Katholischen Dekanat Heidelberg Weinheim, im Erzbistum Freiburg die mittlere Ebene zwischen den Kirchengemeinden und der Bistumsleitung. Dort unterstützt sie Dekan Alexander Czech, organisiert Konferenzen mit übergreifenden Themen und sorgt für Austausch und Informationsfluss zwischen den Ebenen: „Das ist zwar ein ganz anderes Arbeiten, macht mir aber große Freude“.

Aktive Entwicklungsarbeit

Das liegt nicht zuletzt an einem weiteren, großen inhaltlichen Schwerpunkt ihrer Tätigkeit: Sie arbeitet aktiv am Kirchenentwicklungsprozess der Erzdiözese Freiburg mit, den Erzbischof Stephan Burger mit „Kirchenentwicklung 2030“ anstieß. Darin sieht Hannah Gniot große Chancen: „Die Zukunft der Kirche ist mir nicht egal, ich möchte gerne Verantwortung dafür übernehmen“, erklärt sie. „Dafür bin ich auch bereit, eine Führungsposition zu übernehmen. Das will ich dann aber gut machen.“ Daher bewarb sie sich für das Mentorenprogramm und ergatterte einen der bundesweit nur 15 Plätze.

Das Konzept besteht aus mehreren Säulen: Drei zentrale Veranstaltungen vermitteln Schlüsselqualifikationen, monatliche Treffen in festen Mentee-Gruppen dienen dem Austausch und dem Aufbau von Netzwerken. Schließlich entwickelt jede Teilnehmerin während des Programms ein eigenes Projekt. Herzstück ist der Austausch mit den Mentorinnen, dort werden Erfahrungen im Arbeitsalltag und aktuelle Herausforderungen reflektiert, die Mentees erhalten Feedback zum eigenen Auftreten und Verhalten.

Gniots Mentorin Susanne Orth ist Leiterin der Hauptabteilung Bildung im Erzbischöflichen Ordinariat. Sie engagiert sich persönlich, da sie weiß, dass in der katholischen Kirche noch nicht genügend Frauen mit Führungsaufgaben beschäftigt sind. Im Programm sieht sie ein wichtiges Instrument zur Gleichrangigkeit im Geschlechterverhältnis. Für Hannah Gniot ist ihre Mentorin ein Glücksgriff, sie hofft, dass der Kontakt auch über das Programm hinaus bestehen bleibt. Aber auch von den anderen Mentees profitierte sie bereits: „Man hat diese Ernsthaftigkeit gespürt, sich bei den besonderen Herausforderungen, denen Frauen in der Kirche gegenüberstehen, zu unterstützen – das ist ein sehr schönes Gefühl und motiviert mich sehr.“

Zukunft mitgestalten

Wohin der Weg für Hannah Gniot in der katholischen Kirche führt, weiß sie noch nicht. Doch sie geht davon aus, dass sich durch den aktuellen Entwicklungsprozess auch Strukturen und Arbeitsbereiche ändern werden und sie mit ihren durch das Programm erworbenen Kompetenzen und die vielfältige Unterstützung einen Platz finden wird, der es ihr ermöglicht, die Kirche der Zukunft mitzugestalten. Für das ernsthafte Bestreben der Erzdiözese, noch mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, steht für sie die Anwesenheit von Generalvikar Christoph Neubrand bei ihrem Auswahlgespräch. „Das weiß ich sehr zu schätzen, für mich ist das ein starkes Zeichen für das Interesse am Programm und an seinen Folgen.“

Freie Autorin Schwerpunkt: Portraits

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