Heidelberg. Doris Tögel (55) aus Heidelberg ist einer von rund 17 000 Menschen, die in der Körperspendedatei der "Körperwelten" stehen. Den Teil der Ausstellung im Männerbad oben auf der Empore kann sie sich im Moment noch nicht anschauen - dorthin führt nur eine Treppe, und die ist für die Frau, die auf den Rollstuhl angewiesen ist, derzeit unüberwindbar. "Es wird noch umgebaut", hat sie dafür aber Verständnis.
Körperspender sind Menschen, die schon zu Lebzeiten verfügen, dass ihr Leichnam den "Körperwelten" zur Verfügung stehen werden. "Ich bin schon relativ lang Körperspenderin - seit der ersten Ausstellung in Mannheim vor 20 Jahren. Ich bin medizinisch interessiert und aus der Branche: Ich habe einen Sanitärfachhandel."
Das Innere des Körpers hat die Heidelbergerin, die mit einem "offenen Rücken" (Spina bifida) zur Welt kam, "schon immer fasziniert". Chirurgin wäre sie gerne geworden, "aber da hat man mich nicht genommen", sagt die adrette Geschäftsfrau ohne Groll und mit Augenzwinkern. "Ich möchte, dass man meine Behinderung später einmal dem Plastinat ansieht", sagt Tögel, die sehr genaue Vorstellungen hat, was nach dem Tod mit ihrem Körper passiert. Diese Details hat sie genau in ihrem Vertrag mit dem Heidelberger Institut für Plastination festgelegt. "Ich habe in meinem Leben 20 Operationen hinter mich gebracht - das ist sicher interessant, diese Behinderung einmal in einer Ausstellung zu thematisieren", findet die 55-Jährige.
"Einem guten Zweck dienen"
14 000 potenzielle Körperspender kommen aus Deutschland. Nach Angaben der "Körperwelten"-Macher wollen fast 90 Prozent der Körperspender, "einem guten Zweck dienen", 74 Prozent sind "von der Plastination begeistert". Jeweils ungefähr die Hälfte wollen ihre Angehörigen von der Grabpflege befreien oder sind von bisherigen öffentlichen Ausstellungen begeistert, 43 Prozent möchten "der Nachwelt erhalten bleiben" (Mehrfachnennungen waren möglich).
2000 Leichname hat das Institut bereits erhalten. Nicht alle werden in Ausstellungen zu sehen sein - auch Lehr- und Forschungseinrichtungen ordern Plastinate. Im neuen Museum sind 16 Ganzkörperplastinate zu sehen - alle anonym. Tögel stellt sich das anders vor - ihr Name, sagt sie, könne ruhig dabei stehen. Wie ist für sie die Vorstellung, dass Hunderte von Menschen später einmal an ihrem Körper vorbeigehen und unter Umständen ihr Innerstes betrachten? "Da habe ich gar kein Problem mit."
"Jeder Mensch ist anders", ist sie überzeugt, dass keine Computeranimation den menschlichen Körper so genau zeigen kann, wie die Plastinate von Gunther von Hagens und Angelina Whalley. Dass in ihrer Heimatstadt ein "Körperwelten"-Museum eröffnet, findet Tögel "gut": "Von Hagens kommt ja von hier, warum sollte das Museum dann nicht hier sein?". Für die Stadt sei es "eine Attraktion", ist die 55-Jährige überzeugt. "Es ist schön geworden, interessant gemacht", findet sie: "Die Themen sind sehr gut dargestellt."
Besonders gut gefallen ihr die Schaukästen mit den medizinischen Erläuterungen und die Gegenüberstellung gesunder und kranker Organe - wie etwa die schwarze Raucherlunge oder die Fettleber.
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