Kulturpolitik

Drohen dem DAI Heidelberg Kürzungen vom Bund?

Das Deutsch-Amerikanische Institut in Heidelberg ist - wie die zehn anderen Häuser in Deutschland - nicht nur für Kultur, sondern auch für Bildungspolitik zuständig. Doch nun drohen Einschnitte

Von 
Michaela Roßner
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Programmdirektor Jakob Köllhofer (v.l.), Nicole Huber und Alexander Föhr im Gespräch über die Finanzsituation am Deutsch-Amerikanischen Institut. © Philipp Rothe

Heidelberg. Ziehen über dem Deutsch-Amerikanischen Institut Heidelberg (DAI) dunkle Wolken auf? Im Entwurf des kommenden Bundeshaushalts haben sich die Ampel-Parteien auf eine deutliche Kürzung der Mittel für die Deutsch-Amerikanischen Institute geeinigt. Das geht aus einer Anfrage des Heidelberger CDU-Bundestagsabgeordneten Alexander Föhr hervor. Sollten die Pläne sich durchsetzen, müssten alle elf DAIs im Bundesgebiet mit Kürzungen um 40 Prozent der Zuwendungen rechnen. Bei einem Besuch in der Kultureinrichtung in der Sofienstraße 12 tauschte sich der Politiker mit Verwaltungsdirektorin Nicole Huber und Programmdirektor Jakob J. Köllhofer über die möglichen Folgen aus.

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Das Deutsch-Amerikanische Institut (DAI) Heidelberg steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Huber bestätigt, dass das Auswärtige Amt das Budget für jedes der elf Häuser von 90 000 auf 50 000 Euro pro Jahr kürzen möchte.

Diese Reduzierung gefährde zentrale Programme zur Förderung von Demokratie und Bildung sowie den Austausch über historische Zusammenhänge, die insbesondere Schülern vermittelt werden. „Gerade in Zeiten, in denen die Demokratie weltweit unter Druck steht, dürfen solche Kürzungen nicht vorgenommen werden“, sagt Huber.“

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„Im Koalitionsvertrag haben die Regierungsparteien zugesichert, internationale Kooperationen im Bildungs- und Forschungsbereich zu stärken. Das Gegenteil ist jedoch der Fall“, kritisiert auch Föhr. Die in Berlin geplanten Kürzungen seien „eine erhebliche Bedrohung für das Deutsch-Amerikanischen Institut in Heidelberg und seine Partnerinstitute in der ganzen Bundesrepublik, die eine Brückenfunktion zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten übernehmen und das Verständnis zwischen den beiden Ländern maßgeblich fördern“, fasst Föhr zusammen.

Mischfinanzierung aus mehreren Töpfen

Die Arbeit des DAI wird durch eine Mischfinanzierung getragen, zu der auch die Stadt beiträgt. Doch die Kürzung würde sich direkt im Programm niederschlagen, hat er bei seinem Besuch in der Kultureinrichtung erfahren. „Der Rückzug aus internationalen Kooperationen muss gestoppt werden. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten war nie wichtiger“, fügt Föhr hinzu.

Er bedauert, dass auch der internationale Austausch über das DAAD weiter von Kürzungen bedroht sei. „Für eine Wissenschaftsregion wie unsere sei es fatal, wenn weniger junge Menschen grenzüberschreitend forschen und andere Länder, etwa mit DAAD-Stipendien, kennenlernen könnten.“ Die der Redaktion vorliegende Antwort auf Föhrs Anfrage ist von Staatssekretärin Susanne Baumann unterschrieben. Demnach seien im Jahr 2025 für die elf deutschen DAIs zusammen 550 000 Euro im Bundesetat vorgesehen; 2024 waren es noch 990 000 Euro gewesen.

Die Nachricht platzt für das DAI mitten in einen Neuanfang: Zum 1. September ist Lena Jöhnk (40) als künftige Direktorin des DAI im Amt. Der langjährige Direktor des DAI, Heidelberg Köllhofer (76), wechselt nach fast fünf Jahrzehnten in den Ruhestand. Bis Jahresende ist er noch gemeinsam mit seiner Nachfolgerin im Amt.

Das Herbstprogramm der Kultureinrichtung trägt noch komplett Köllhofers Handschrift. So findet vom 18. Oktober bis 15. Dezember 2024 bereits zum 14. Mal das von ihm ins Leben gerufene International Science Festival - Geist Heidelberg statt, das nationale wie internationale Wissenschaftsexpertinnen renommierter Institutionen ins DAI holt. Neben dem 3. Internationalen Kinderbuchfestival und jeder Menge Literatur aus aller Welt stellt die diesjährige US-Wahl einen weiteren Themenschwerpunkt dar.

Mit einer turbulenten Zeit der US-amerikanischen Politiklandschaft hatte auch Köllhofers Weg am DAI im Mai 1977 begonnen: Damals befand sich das Haus aufgrund der US-Außenpolitik in einer misslichen Lage; auf dem Höhepunkt der Studentenproteste war das Amerikahaus besetzt, es hatte zeitweise sogar schließen müssen. Köllhofers erstes großes Programm - Rudi Dutschke, der bekannteste Wortführer der deutschen Studentenbewegung - wurde ein riesiger Erfolg, das DAI über Nacht entstigmatisiert. Und Köllhofer blieb. Große Konferenzen, unzählige Vorträge und Diskussionen, beeindruckende Persönlichkeiten und ein einmaliger Instinkt für die drängenden Fragen der Zeit zeichneten Köllhofers Programm aus.

Bis Jahresende zwei Programmdirektoren

„Zu sehen, wie kleine Schritte über die Jahre zu riesigen Meilensteinen und letztendlich zu einer mächtigen Erfolgsstory führten, lässt mich mit Stolz, Dankbarkeit und glühendem Herzen auf meine Zeit am DAI zurückblicken. All das wäre ohne unser waches, lebendiges Publikum und das beste Team niemals möglich gewesen“, blickt Köllhofer zurück.

Jöhnk wurde vom Verwaltungsrat der Schurman-Gesellschaft, der Trägerin des DAI Heidelberg, bereits am 23. Februar zur neuen Programmdirektorin gewählt. Sie wird das Veranstaltungsprogramm ab Januar 2025 konzipieren. Die Doppelspitze aus Programmdirektion und Verwaltungsdirektion - Letztere liegt in den Händen von Nicole Huber - bleibt bestehen.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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