Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Heidelberg. Im Heidelberger Zoo sind ab sofort keine Kudus mehr in den Gehegen zu finden. Wie der Zoo in einer Pressemitteilung schreibt, hat das letzte Mitglied der Großen Kudu-Herde die Einrichtung im vergangenen Monat verlassen. Auf Nachfrage dieser Redaktion teilt eine Sprecherin mit, dass die Kudu-Weibchen in anderen Zoos in Deutschland, Frankreich und der Slowakei untergebracht wurden. Für den Kudu-Bock jedoch „ließ sich leider kein neuer Halter finden“, weshalb er getötet und als Futtertier an die Löwen und Tiger des Zoos verfüttert worden sei. Dieser Schritt sei dem Zoo nach Angaben der Sprecherin „alles andere als leicht gefallen“.
Nachdem sich die Einrichtung dazu entschlossen hatte, die Haltung der aus Afrika stammenden Antilopenart aufzugeben, bat sie das Zuchtprogramm für Große Kudus darum, die in Heidelberg lebenden Tiere an neue Halter zu vermitteln. „Nur so kann die genetische Vielfalt der Kudus in den Zoos erhalten werden“, erklärt die Sprecherin.
Den Bock konnte der Zoo allerdings nicht abgeben, da er - im Gegensatz zu Weibchen - nicht in bestehende Herden integriert werden kann. Setzt man ihn andernorts weiter zur Zucht ein, besteht die Gefahr der Inzucht, da er seine Gene bereits mehrfach weitergegeben hat. Auch eine Einzelhaltung kam für das in Gemeinschaft seiner Artgenossen lebende Tier nicht in Frage.
Nach Angaben des Zoos war der Bock sechs Jahre alt und lebte seit 2018 in Heidelberg. Seine Tötung erfolgte durch einen gezielten Schuss - „die am wenigsten belastende Todesart für Wildtiere“, da er ohne Vorahnung in seinem normalen Tagesablauf fiel, so die Sprecherin. Die Lebenserwartung von männlichen Kudus liege bei bis zu acht Jahren.
Zootiere werden häufig verfüttert
Ein Zootier an andere im Zoo lebende Tiere zu verfüttern, ist laut der Sprecherin mittlerweile Realität in vielen Zoos - auch in Heidelberg. Dafür spricht beispielsweise, dass das zooeigene Fleisch qualitativ am besten ist, da die Einrichtung die Futtertiere genau kennt. Zudem werden vor Ort geschlachtete Tiere meist unmittelbar nach dem Tod verfüttert, wodurch wichtige Nährstoffe erhalten bleiben. Werden die Tiere dann noch im Ganzen gefressen, kommt dies der natürlichen Beute der Raubtiere am nächsten.
Im Heidelberger Zoo haben seit 1976 Kudus gelebt. Grund für das Ende der Haltung sind Vorteile für die ebenfalls in der Afrika-Anlage lebenden Zebras und Blessböcke, die sich dadurch ergeben. Das Zoo-Team kann nun den Stall umbauen und so mehr Platz für die anderen Tiere schaffen, heißt es in der Mitteilung. Außerdem ist das Zusammenleben von Zebras und Blessböcken ohne Kudus harmonischer, da diese den von Natur aus sehr dominanten Zebra-Böcken nicht immer die Stirn bieten können.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-deshalb-hat-der-heidelberger-zoo-einen-kudu-an-loewen-und-tiger-verfuettert-_arid,2056606.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html