Heidelberg. Es wird mit seinen 310 Zimmern das größte Hotel der Stadt werden. Und in rund 50 Metern Höhe neben dem Zukunftsspeicher und der Print Media Academy spektakuläre Ausblicke über die Stadt ermöglichen: Voraussichtlich im Frühjahr 2023 öffnet das Vier-Sterne-Hotel „Atlantic“ auf der südlichen Bahnhofsseite. Der Europaplatz zwischen Bergheim und der Bahnstadt ist seit drei Jahren eine Großbaustelle. Nun nehmen die Planungen und Entwürfe deutlich Form an. Das wird bei einem Baustellenrundgang deutlich.
Rund 500 Beschäftigte werkeln an sechs Tagen pro Woche auf diesem Areal. Rund 300 Millionen Euro investiert die Gustav Zech Stiftung Management GmbH auf dem insgesamt rund 24 000 Quadratmeter großen Areal, das 6,50 Meter Gefälle vom Bahnhof bis zum Czernyring überwindet, erklärt Geschäftsführer Kai Dreesbeimdiek. Die ersten Gebäude, darunter auch das Hotel, sollen im zweiten Quartal des kommenden Jahres fertig sein. Das Berliner Büro Winking Froh Architekten hatte die Pläne entworfen.
Springer Nature zieht um
Mehrere Großnutzer stehen längst fest: Neben Heidelberger Volksbank und Sparkasse Heidelberg, die sich jeweils einen Gebäudekomplex gesichert haben, ziehen in das dem Bahnhofsgebäude am nächsten gelegene Haus ein Verlag und eine Kanzlei: Auf drei kompletten Büroetagen sowie zusätzlichen Nutzflächen wird die Wissenschaftsverlagsgruppe „Springer Nature“ an der Adresse „Europaplatz 2-5“ einziehen. Der Verlag hat seinen Sitz bisher im Neuenheimer Feld, fasste aber wegen der sehr schwierigen Verkehrssituation dort bereits einen Wegzug ins Auge, freut sich Stadtchef Eckart Würzner, dass das Unternehmen nun in der Stadt gehalten worden sei.
Ferner übernimmt die Wirtschaftskanzlei GSK Stockmann mit Rechtsanwalt Uwe Jäger das fünfte Obergeschoss. „Wir werden dafür Sorge tragen, dass die gewerblichen Flächen in den Erdgeschossen ein abwechslungsreiches und qualitativ hochwertiges Angebot schaffen, damit der Europaplatz ein attraktiver und schöner Ort wird, an dem die Menschen gerne leben und verweilen“, verspricht Dreesbeimdiek.
Seit Oktober arbeitet die Stadt an der Fertigstellung des rund 8800 Quadratmeter großen Europaplatzes – die Freifläche zwischen den fünf Büro- und Wohngebäuden sowie des Hochhaus-Hotels. Es soll der zweitgrößte Platz im Stadtgebiet sein, nach der Pfaffengrunder Terrasse in der Bahnstadt. Ernst Baader und Andrea Krastel haben „wie die Löwen“ dafür gekämpft, das große Bäume auf dem Platz eine Zukunft haben, erinnert sich Klimaschutz-Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain. Damit die Wurzeln der Gehölze ausreichend Platz bekommen, wurden jeweils vier Meter tiefe und 2,50 mal fünf Meter große Pflanzgruben in die Tiefgarage unter dem Platz gebaut. Dafür fielen dann mehrere Stellplätze weg. 3,1 Millionen Euro steckt die Stadt in ihren Bereich des Europaplatzes.
Hotel im Passivhaus-Standard
- Baumarkt, Bordell, Bürgerzentrum: Im Heidelberger Stadtteil Bahnstadt muss jedes Gebäude im Passivhausstandard errichtet sein – auch das neue Vier-Sterne-Hotel „Atlantic“, das im Frühsommer 2023 öffnen soll.
- Neben Restaurants und einer Bar in höchster Heidelberger Höhe wird das Hotel weitläufige Konferenz- und Veranstaltungsräume, Coworking-Plätze und einen Fitnessbereich bieten, verspricht das Management. Das Haus sei weltweit „das erste und einzige Hotel-Hochhaus, das nach Passivhaus-Standard gebaut wird“. Hoteldirektor Stephan Sporer (48), hat nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung als Koch absolviert, bevor er sich im In- und Ausland in der gehobenen- und Luxus-Hotellerie zum Hoteldirektor entwickelt hat.
- Sporer lebt schon seit über zehn Jahren mit seiner Familie in der Region. Er kann auf Stationen im Fünf-Sterne „Hyatt Regency“ in Köln sowie in der „NH“-Kette in Berlin, Frankfurt, Heidenheim, Weinheim und zuletzt Heidelberg zurückblicken.
- Die „Atlantic Hotels“-Gruppe betreibt 19 Häuser mit über 2000 Zimmern in Deutschland und Österreich.
Gepflanzt werden sollen Baumarten, die mit heißen urbanen Sommern in den Städten gut zurechtkommen. Amberbaum, Hopfenbuche, Zelkove und Feldahorn sind vorgesehen. Geplant ist auch ein Wasserspiel in Form eines runden Beckens mit rund elf Metern Durchmesser, das ebenfalls für Kühlung an heißen Tagen sorgen soll. Der Platz soll nicht nur den Bahnhof und das ebenfalls im Sommer fertig werdende Kongresszentrum verbinden, sondern ist auch ein Mobilitäts-Knotenpunkt. In den beiden Untergeschossen bekommen 750 Pkw Platz, davon 162 im öffentlichen Teil des Parkhauses. 75 Parkflächen sind mit Elektro-Zapfsäulen ausgestattet. 1600 Stellplätze für Fahrräder entstehen ebenfalls, davon 1000 Plätze, die öffentlich zur Verfügung gestellt werden. Eine Rad-Service-Station wird eingerichtet. In das Fahrrad-Parkhaus gelangt man über Rampen.
Vom Querbahnsteig des Hauptbahnhofs führt bald ein Verbindungssteg über den Max-Planck-Ring zum Europaplatz, der mit der neuen Stadtloggia – einem Säulengang entlang der Gebäude – auch einen überdachten Weg zum Czernyring bietet. „Die Vorbereitungen sind getroffen“, freut sich Würzner darauf, dass die ebenerdige und barrierefreie Verbindung zwischen Bahnstadt und Querbahnsteig bis zum Frühsommer realisiert werde. 565 000 Euro kostet diese Verbindung.
105 Mietwohnungen
Gestartet ist die Vermietung der 105 Wohnungen in den Wohn- und Geschäftshäusern mit den Adressen Europaplatz 12-17 und Max-Planck-Ring 2-12. Sie liegen auf der westlichen Seite des Baufeldes in Richtung Czernybrücke. Der Innenausbau laufe bereits, betont der Vertreter des Bauherren. Die Wohnungen besitzen eine Gesamtfläche von rund 8000 Quadratmetern. Die Ein- bis Fünf-Zimmerwohnungen sind zwischen 35 und 125 Quadratmeter groß. Rund 30 Wohnungen mit insgesamt 1582 Quadratmetern werden als geförderte Eins- bis Drei-Zimmerwohnungen zwischen 30 bis etwa 79 Quadratmetern Wohnfläche für 67 Prozent der ortsüblichen Miete angeboten.
Wie alle Gebäude im Stadtteil Bahnstadt müssen auch die Neubauten am Europaplatz den Passivhausstandard erfüllen. Das bedeutet, dass sie kaum Energie fürs Heizen benötigen. Mit Kälteenergie werden sie aus der Nachbarschaft versorgt: Die Stadtwerke bauen gerade in Containerbauweise in der Einsteinstraße eine Kältezentrale – ein riesiger Eisschrank, der im Sommer per unter der Erde liegender Leitung auch das Hochhaus-Hotel mit Kühlung versorgt.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-der-europlatz-nimmt-formen-an-so-laeuft-es-auf-heidelbergs-groesster-baustelle-_arid,2013211.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html