In eine heiße Bratwurst beißen oder ein knuspriges Langos knabbern, Punsch oder Glühwein trinken, Freunde treffen oder neue Bekanntschaften schließen - und das alles in adventlich gestimmter Umgebung: Nach den Einschränkungen der Pandemie gibt es nun wieder ein echtes Weihnachtsmarkt-Leben. Davon haben nicht nur die Besucher und Buden-Betreiber etwas, sondern auch die Tourismusbetriebe - und eigentlich die ganze Stadt. Denn ein Adventsmarkt ist auch ein Wirtschaftsfaktor.
„Der Weihnachtsmarkt läuft sehr, sehr gut“, bestätigt Mathias Schiemer, Geschäftsführer von Heidelberg Marketing. Bereits nach zwei Wochen seien die 60 000 bis 70 000 Glühweinbecher, die jedes Jahr neu aufgelegt werden, ausverkauft gewesen. „Wir haben die Reserve von 2021 herausgeholt“. Nach den an Kontakten und Erlebnissen armen Pandemiejahren genießen Heidelbergerinnen und Gäste das Bummeln zwischen den dekorierten Weihnachtsbuden wieder. „Schön kühl und noch kein einziger Tag Regen“ schickt Schiemer auch ein Dankeschön für die idealen Wetterbedingungen gen Himmel, von wo sich zudem weitere weiße „Dekoration für die nächsten Tage angekündigt hat.
Verlängerte Saison
„Früher war die Saison am 15. Oktober zu Ende, nun haben wir bis in den Januar hinein Betrieb“, beschreibt der Heidelberger Hotelier Thomas Weil, der in der Altstadt mit seiner Frau einen Familienbetrieb leitet. Das „Hotel Vier Jahreszeiten“ in der Haspelgasse ist an den Weihnachtsmarkt-Wochenenden wieder ausgebucht. Die internationalen Gäste hielten sich indes noch etwas zurück - zu 80 Prozent seien es „Glühwein- und Co.“-Freunde aus dem Inland - „vor allem Frauengruppen“, hat Weil beobachtet. Vielleicht ist der „Romantikfaktor“ der stimmungsvoll geschmückten Buden der Grund?
Auf dem seit 30 Jahren wiederkehrenden Weihnachtsmarkt beginnt das Wochenende meist schon am Donnerstagabend, hat Schiemer beobachtet. Dann füllen sich Parkhäuser und Gassen, um die Stehtische auf den insgesamt sechs Weihnachtsmarkt-Plätzen zwischen Bismarckplatz und Karlsplatz bilden sich Trauben Besuchern, die die warmen Tassen in der Hand halten.
Ob auch die Waren in den Auslagen und Geschäften reißenden Absatz finden, vermag Schiemer nicht zu beurteilen: „Die Leute halten das Geld in diesen Zeiten zusammen.“ Beim Essen und Trinken indes laufe es „phänomenal gut“. Für Bratwurst und Glühwein müssen inzwischen jeweils durchschnittlich 4,50 Euro bezahlt werden.
Genauso wie in der Quadratestadt. Mannheim darf sich in diesem Jahr über Platz Nummer eins bei einem „weihnachtlichen City-Ranking“ des Internet-Kurzreiseportals „kurz-mal-weg.de“ freuen. Es hatte nach eigenen Angaben knapp 100 Weihnachtsmärkte in 16 deutschen Städten gecheckt.
Auch Heidelberg wird immer wieder in einem Atemzug mit den bekanntesten Weihnachtsmärkten wie Dresden und Nürnberg genannt. Auf „www.deutsche-weihnachtsmaerkte.de“ wird Heidelberg aktuell gar als „Weihnachtsstadt“ geführt.
Die Holzhäuschen der Unistadt mit Winterdorf auf dem Kornmarkt und Eisbahn auf dem Karlsplatz könnten demnächst Filmstars werden: Jene Produktionsfirma, die bereits „Hotel Heidelberg“ verantwortete, dreht rund um das Rathaus einen Film. Dort, mit Blick auf den Kornmarkt, fällt seit einigen Tagen eine „leere“ Verkaufshütte auf. Sie ließ einige Weihnachtsmarktbesucher vermuten, die ersten Standbetreiber würden bereits abbauen. Tatsächlich aber, bestätigen Eingeweihte, wird die Hütte für die Dreharbeiten genutzt.
Viel los also rund um das Große Fass, auf dem sich eine Perkeo-Figur dreht. Schon fast vergessen sind die traurigen Pandemie-Zeiten, in denen Schausteller und ihre Familien um das Überleben kämpften. Nach der Absage des Weihnachtsmarktes 2020 übergab Heidelberg Marketing den Budenbetreibern im Januar 2021 rund 45 000 Euro. Das war der Erlös der spontan umgesetzten Idee, den Heidelberger Weihnachtsmarkt für daheim in einen Karton zu verkaufen. 7500 Mal wurden eine Flasche Glühwein, Tassen, Magenbrot und gebrannte Mandeln verpackt - zum Teil in Nachtschichten, damit die riesige Nachfrage gedeckt werden konnte. Auch die Schausteller packten dabei mit an im kalten Lager von Heidelberg Marketing am Neckarmünzplatz.
2021 fehlte Adventsstimmung
2021 konnte man zunächst zwar wieder einen Glühwein schlürfen oder nach Geschenktipps in den Auslagen der Kunsthandwerksstände Ausschau halten - doch die im Jahr davor so sehnlichst vermisste „normale“ Adventsstimmung musste 2021 mit strengen Regeln erkauft werden. So hatte man vor dem Glühwein einen negativen Corona-Schnelltest vorzuweisen und Abstand zu halten. Immerhin öffneten die Buden überhaupt erst - in Stuttgart und Bayern wurden die Christkindelsmärkte gleich abgesagt.
Speziell geschulte Polizeiteams hielten auf den beiden großen Weihnachtsmärkten in Heidelberg und Mannheim die Augen offen, damit Abstands- und Verhaltensregeln auch eingehalten wurden. Ab Nikolaus 2021 brauchten sie das nicht mehr zu tun: Angesichts steigender Infektionszahlen mussten die Weihnachtsmärkte in Heidelberg und Mannheim nach knapp zwei Wochen schon wieder schließen.
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