Bahnstadt - Kniffliger Teil der Großbaustelle Europaplatz / Steg soll ebenerdig Bahnstadt und Bergheim verbinden

Brückenschlag zum Heidelberger Hauptbahnhof zieht sich hin

Von 
Michaela Roßner
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Die Lücke zwischen Querbahnsteig (r.) und Europaplatz-Bebauung (l.) soll im viertel Quartal beginnen: Der Steg setzt dann an der Kante oben an. Unten führt der Max-Planck-Ring unter anderem zu den Tiefgaragen-Einfahrten. © Philipp Rothe

Heidelberg. „Das Stadtbild verändert sich komplett“, zeigt sich Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck bei einer Baustellenbesichtigung am Donnerstag fasziniert. „Man hat jetzt das Gefühl, man ist in der Stadt“, ergänzt er mit Blick auf den Czernyring. War die Bahnstadt, die auf 116 Hektar des 1997 stillgelegten Rangierbahnhofs und seiner Gleisharfe entstand, bislang abgetrennt von der City, so wächst der jüngste Stadtteil nun mit Bergheim zusammen - mit dem Europaplatz und den drumherum entstehenden Gebäudekomplexen.

Der konkrete Brückenschlag - der Steg zwischen Querbahnsteig des Hauptbahnhofes und Arkaden im Erdgeschoss des neuen Sparkassen-Gebäudes - zieht sich indes noch hin. Im letzten Quartal 2021 soll der Bau der Brücke begonnen werden, die den ebenerdigen Spaziergang von Bergheim bis in die Bahnstadt möglich machen wird. Bislang müssen Passanten und Zugkunden noch Treppen nehmen zum Max-Planck-Ring. Oder den Aufzug, der inzwischen fertig umgebaut wurde.

Corona-bedingter Baustopp

Es ist eine knifflige Stelle, an dem sich Tief- und Hochbau mit dem vorhandenen Bahnhof verknüpfen, berichten die Experten des städtischen Hochbaus. Dass der Verbindungssteg noch keine Form annehme, liege unter anderem daran, dass die Baustelle der Gustav Zech Stiftung Management etwa vier bis fünf Monate Verzug habe. Unter anderem hatten Corona-Infektionen den Zeitplan mit einem vorübergehenden Baustopp unter Druck gebracht.

Zwar sieht man die Aussparung im Rohbau, in die die Brücke gesetzt werden wird und die den Anfang der künftigen Passage markiert. Für den Steg müssen zudem aber Stützen im Boden verankert werden - auch in die Mitte des Max-Planck-Rings. Die Planung der Straßenbauarbeiten hängt unmittelbar damit zusammen. Am 23. August sollen sie auf Höhe der Gleise beginnen, berichtet Stefan Ziemer, Leiter der Abteilung Neubau im städtischen Tiefbauamt, der dringend auf die Klärung der noch offenen Steg-Fragen hofft.

Europaplatz – zwischen Bahnstadt und Bahnhof

  • Am Europaplatz und um diesen herum befindet sich Heidelbergs derzeit größte Baustelle. Sie liegt zwischen dem jüngsten Stadtteil Bahnstadt und dem Hauptbahnhof.
  • Drei Jahre lang wird am Europaplatz südlich des Hauptbahnhofs gebaut. Die ersten Gebäude sollen im Frühjahr 2022 fertig sein.
  • Die Gustav Zech Stiftung verbaut nach den Plänen des Berliner Büros Winking Froh Architekten auf dem 24 000 Quadratmeter großen Grundstück rund 300 Millionen Euro.
  • Fünf Gebäude entstehen hier, darunter ein elfgeschossiges Vier-Sterne-Plus-Konferenzhotel mit mehr als 300 Zimmern.
  • Der Europaplatz – er liegt über einer zweigeschossigen Tiefgarage – ist etwa 8000 Quadratmeter groß.
  • Eine Rampe führt von hier in die Fahrradgarage, in der Platz für 1600 Zweiräder sein soll. 

Seit Monaten verhandle und plane die Stadt mit der Bahn über diesen Steg, der komplett von der Stadt finanziert wird, zeigt sich der Erste Bürgermeister nun entnervt. Denn gerade sei eine neue Forderung in die Gespräche gebracht worden: Mit dem Argument, dass nicht nur Reisende den Übergang nutzen würden, möchte die Bahn laut Odszuck jährlich 50 000 Euro Betriebskostenzuschuss von der Stadt, offenbar für Reinigung und Unterhalt. Ob der Steg wie geplant bis September 2022 fertig ist, dahinter stehe noch ein Fragezeichen.

400 Meter lang ist der Max-Planck-Ring, der den Europaplatz umschließt. Die beiden Rampen seien jeweils 100 Meter lang. 3,4 Millionen Euro groß ist der Auftrag, der im Herbst 2022 umgesetzt sein soll. 23 Bäume werden entlang des Rings gepflanzt. Während die Ostrampe schon weitgehend fertig ist und auch von Fußgängern schon benutzt wird, ist die Westrampe noch gesperrt und wird als Baustellenzufahrt genutzt.

Nach den Plänen des Berliner Büros Winking Froh Architekten baut die Zech Stiftung auf dem Europaplatz fünf Gebäudekomplexe. Das künftige 300-Zimmer-Hotel hat bereits beinahe seine spätere Höhe erreicht: Die Regelgeschosse sind im Rohbau, nun werden noch die Staffelgeschosse aufgesetzt, berichtet Odszuck. Der erste Spatenstich am Europaplatz ist im Oktober 2019 gesetzt worden.

Während im Max-Planck-Ring schon 2011/2012 die Kanäle eingesetzt wurden für Wasser, Abwasser und Gas, stehen diese Arbeiten in der Newtonstraße noch bevor. Ab September soll ein zwei Meter Durchmesser besitzender Kanal „scheibchenweise“ im Boden von der Speyerer Straße aus vorgetrieben werden. 2,7 Millionen Euro „verschwinden“ auf diese Weise im Untergrund.

Zwei Quartiere in Planung

Für zwei noch brachliegende beziehungsweise mit Abbruchgebäuden besetzte Grundstücke laufen derweil die Planungen: Zwischen Czernyring und Europaplatz hat der „City Lounge“-Entwurf des Münchner Büros AP-Space als internationales und grünes Quartier überzeugt. Und für das ehemalige Postareal zwischen Europaplatz und Montpellierbrücke läuft gerade ein Architekten- Wettbewerb mit „äußerst interessanten Beiträgen“, sagt Odszuck.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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