Heidelberg. Heidelberg testet an vier Samstagen im Frühjahr die kostenfreie Nutzung von Bus und Bahn im Stadtgebiet. Das jedenfalls empfiehlt mit großer Mehrheit der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität, der am Mittwochabend in einer Hybrid-Sitzung getagt hat. 90 000 Euro sollen dafür außerplanmäßig zur Verfügung gestellt werden.
Der kostenlose ÖPNV soll voraussichtlich an den vier Samstagen vom 19. März bis 9. April angeboten werden. Die Absicht: Klimaschutzziele erreichen, aber vor allem auch die Innenstadt beleben. Das letzte Wort hat zu dem Projekt der Haupt- und Finanzausschuss in seiner Sitzung in der kommenden Woche (Mittwoch, 23. Februar, 17.30 Uhr).
Christoph Stadter, Experte für Fahrscheinpreise aus Dresden, erläuterte die Berechnung der Fahrschein-Einnahmen, die pro „Gratis-Samstag“ auf rund 35 000 Euro geschätzt werden. Insgesamt wird daher mit fehlenden Einnahmen von 140 000 Euro gerechnet; 50 000 Euro sollen aus dem Teilhaushalt des Amts für Verkehrsmanagement für die Erstattung des kostenlosen ÖPNV an Wochenenden entnommen werden.
Keine qualitative Erhebung
Dazu kämen die noch nicht genau zu beziffernden Kosten für die Erhebung und Auswertung der Fahrgastzahlen, die mehrere Fraktionen gefordert hatten. Doch eine qualitativ sinnvolle Befragung und Auswertung sei in der Kürze der Zeit wegen der Anforderungen der Vergabestelle nicht zu leisten, betonten die Verkehrsexperten in der Sitzung. CDU und Grüne zogen daraufhin ihre entsprechenden Anträge zurück. Klimaschutz-Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain sicherte aber zu, dass die reinen Fahrgastzahlen über ein automatisches Zählsystem ermittelt würden – auch für einen Samstag davor.
Ursprünglich war der Gratis-Versuch bereits für den Winter 2021 vorgesehen, dann aber wegen der Pandemie auf das Frühjahr geschoben worden. Das sei auch richtig gewesen, betonte Christoph Rothfuß (Grüne), da in der Hochphase der Pandemie niemand unbedingt Shoppen gehen würde. Rothfuß gab zu bedenken, dass geregelt werden müsse, welche Tickets Fahrgäste etwa aus Leimen oder Dossenheim lösen müssten, damit das Ziel, möglichst viele zum Umsteigen zu bewegen, erreicht werden könne. „Machen wir’s und sehen, was dabei rauskommt“, hätte sich auch Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Liste) lieber eine Auswertung gewünscht, hofft aber, dass eine solche Analyse für die zweite „Gratis ÖPNV“-Phase im Herbst vorbereitet wird. Die Verwaltung beabsichtigt, dann den unter 18-Jährigen und den über 65-Jährigen kostenlos dauerhaft den Einstieg in Bus und Bahn zu ermöglichen.
„Wir sind darauf sehr gespannt“, sagte Volkhard Malik, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN). Man werde das Gratis-Ticket „befürworten, aber nicht forcieren“, denn an der Grundhaltung des VRN habe sich „nichts geändert“.
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