Heidelberg. Die alte Kutschenhalle in der Heidelberger Südstadt ist kaum noch wiederzuerkennen: Von Wänden über Böden bis zum gläsernen Foyer ist bereits vieles umgebaut beziehungsweise saniert. Doch es bleibt viel zu tun, wenn die Eröffnung im Herbst klappen soll. Schon Ende April möchte zudem die Internationale Bauausstellung (IBA) das neue Kulturzentrum für ihre Abschlusspräsentation nutzen. Auf Einladung der Gemeinderatsfraktionen CDU, FDP und „Heidelberger“ trafen sich jetzt Vertreter des Karlstorbahnhofs sowie der IBA mit Baubürgermeister Jürgen Odszuck und Planer Sebastian Streckel (GGH), um den Baufortschritt zu beurteilen und auszuloten, wie die beiden Kulturhöhepunkte des Jahres – IBA-Abschluss und Karlstorbahnhof-Eröffnung – gelingen können.
Cora Malik, Karlstorbahnhof-Geschäftsführerin, ist die Vorfreude auf die neue Spielstätte ins Gesicht geschrieben: Am Künstlereingang zeigt sie den Gästen, dass im Hof künftig Platz für drei Nightliner (Künstlerbusse) sein wird – in der Altstadt war das nicht denkbar. Und bald muss auch nicht mehr jedes Equipment eine Stufe hochgewuchtet werden: Rampen machen den Transport von Instrumenten, Verstärkern und Lichtern von hinten bis auf die Bühne im – dann größeren – Konzertsaal ohne zusätzlichen Kraftakt möglich.
Wann genau die Eröffnung sein wird, soll in den nächsten Wochen bekanntgegeben werden. Die Karlstorbahnhof-Macher jedenfalls stehen „unter Strom“, denn die Programmplanung hat immer ein Jahr Vorlauf, man steht in der Pflicht und hat Verträge mit Künstlern zu erfüllen. Die IBA hingegen hat ihre Abschlusswoche schon per Terminschutz in der Stadt kommuniziert: Vom 30. April bis 10. Juli soll mit internationaler Beteiligung an mehreren Stellen in der Stadt eine Bilanz der vergangenen zehn Jahre gezogen werden. Im Foyer des neuen Karlstorbahnhofs sollen das große Stadtmodell gezeigt werden, in der künftigen Konzerthalle alle IBA-Projekte unter anderem an Stellwänden.
Auf der Bühne sind 3-D-Filme der Projekte vorgesehen, erklärt Architektin Karoline Becker (IBA). Publikum auf der Baustelle – passt das zusammen? Becker verspricht, dass an den neuen Wänden keine „Hinterlassenschaften“ wie Aufhängungen bleiben. Während der Ausstellung soll – hinter Staubschutzwänden – mit den Ausbauarbeiten weitergemacht werden können. Und um den Karlstorbahnhof-Machern weiter entgegenzukommen, soll die Ausstellung vorzeitig Ende Juni abgebaut werden. „Veranstaltungen sind hier keine geplant“, versichert Becker ferner. Vielmehr habe man Vorträge und Feiern auf andere Gebäude – etwa das neue Architektenhaus gegenüber – verlagern können.
Kulturzentrum zieht um
- Der Heidelberger Gemeinderat hat im Dezember 2017 den Umzug des Kulturhauses und soziokulturellen Zentrums Karlstorbahnhof in die ehemalige Kutschenhalle auf der Konversionsfläche Campbell Barracks in der Südstadt beschlossen.
- Auch der „Klub K“ und das Karlstorkino mit Medienforum sollen den Standort wechseln.
- Gut 20 Millionen Euro wird es kosten; Bund und Land beteiligen sich an der Summe.
- Der Umzug aus der Altstadt ist für den Herbst vorgesehen. miro
Auf dem Gelände der einstigen Kutschenhalle der Wehrmacht, die später das Offizierskasino der US-Streitkräfte in Heidelberg beherbergte, laufen seit Februar 2019 Vorarbeiten. Ursprünglich war bereits 2020 für den Umzug anvisiert – doch erste Verzögerungen gab es, weil Baugenehmigungen mehr Zeit beanspruchten. Auch die Kosten stiegen: Aus neun Millionen Euro (ohne Technik), wurden bald 15 Millionen Euro. Aktuell geht man von mehr als 20 Millionen Euro aus. Trotz intensiver Voruntersuchungen habe das Gebäude Überraschungen bereitgehalten, erklärt Baubürgermeister Jürgen Odszuck. So sei die Substanz zum Teil sehr schlecht gewesen. Für den Konzertsaal habe man ein „Haus im Haus“ aus Beton gießen müssen. Die Gemeinderäte – darunter Larissa Winter-Horn (Die Heidelberger) und Matthias Kutsch (CDU), die sich beide im Karlstorbahnhof-Beirat engagieren – versprachen wie Odszuck, alles zu tun, damit das Kulturzentrum seinen Terminplan halten kann.
Arbeitsgruppe zu alter Spielstätte
Seit 1995 gibt es das Kulturhaus Karlstorbahnhof in der östlichen Altstadt. Was mit der alten Spielstätte geschieht, ist noch offen. In der Gemeinderatssitzung am 10. Februar beantwortete die Verwaltung Anfragen so: „Nachdem der Umzug des Karlstorbahnhofs im Jahr 2022 abzusehen ist, wurden die erforderlichen Abstimmungsprozesse innerhalb der Stadtverwaltung eingeleitet, mit dem Ziel ein tragfähiges Nachnutzungskonzept für den ,Alten Karlstorbahnhof’ zu entwickeln“. Aktuell sei hierzu eine „verwaltungsinterne Arbeitsgruppe eingerichtet worden, die bisher aber noch nicht getagt“ habe. Eine externe Moderatorin sei mit dem Thema beschäftigt. Noch im ersten Halbjahr soll ein Konzept vorgestellt werden.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-umzug-von-heidelberger-karlstorbahnhof-auf-der-baustelle-noch-viel-zu-tun-_arid,1916349.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html