Schlossfestspiele Heidelberg

Ab ins pralle Leben mit "Shakespeare in Love" auf dem Heidelberger Schloss

Keine Frage, das Stück hat das Zeug zum Publikumsrenner: Auf dem Heidelberger Schloss bekam Intendant Holger Schultze viel Applaus für seine Inszenierung von "Shakespeare in Love".

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Dichterliebe: Benedict Fellmer im Stück über Shakespeare. © Susanne Reichardt

Alle reden vom Wetter, nur einer bleibt - zumindest äußerlich - entspannt: Holger Schultze. Da plattert es von oben, was die Gewitterwolken hergeben und die Schlosshof-Premiere des perspektivischen Publikumsrenners „Shakespeare in Love“ droht in den Fluten zu ersaufen, doch der Regisseur und Intendant hat eine Lösung parat. Ab in den Königssaal, wo zwar die Kulissen fehlen, doch Vorhänge tun es auch, zumal die Mimen allesamt improvisieren können. Zwar sind das erlernbare Tugenden, aber abrufen muss man es dennoch können.

Aber das Schicksal ist dann doch gewogen, denn nach der Pause funkeln die Sterne, und auf der Bühne grüßt das güldene Portal des alten Heidelberger Theaters (Bühne: Jan Freese). Eine Assoziation unter vielen, denn „Shakespeare in Love“, mit Gwyneth Paltrow einst verfilmt, kann mehr als turbulent und fröhlich sein mit unterhaltsamen, wilden Fechtszenen (Annette Bauer), lockeren Dialogen und schicken, schrillen Verkleidungen (Kostüme: Erika Landertinger): Es vermittelt einen kulturgeschichtlichen Abriss über die Theaterszene während der elisabethanischen Zeit. Denn die Königin konnte mehr als eine Konkurrentin köpfen, sie ließ die Theatermacher aufeinander los, heizte deren Konkurrenzkampf an, spielte die lordlichen Sponsoren gegeneinander aus und hatte genaue Vorstellungen von dem, was ein Stück zu leisten hatte. Gut sollte es ausgehen, belustigend sein und ein Hund musste her.

Also ab ins pralle Leben. Will Shakespeare (Benedict Fellmer) fällt nichts ein, er braucht Geld, der Theaterbesitzer sitzt ihm im Nacken, nichts klappt. Manuskripte werden geklaut, keiner gönnt dem anderen die Butter aufs Brot. Es sei denn, die schöne Viola (Sandra Bezler) trägt, als Mann verkleidet, mit betörender Stimme seine Texte vor. Will hat ein Liebesdrama im Anstich und kann sich umso besser in Herrn Romeo hineinfühlen, je mehr er sein Herz an Viola verliert. Seufz.

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zg/ras
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Am Ende will sie nicht den Will, sondern ihre Theaterkarriere pflegen, indem sie den tumben Lord Wessex ehelicht. Oder so ähnlich. Am Personal wird nicht gespart, mehr als zwei Dutzend Figuren führt das Programmheft auf, plus eine tolle Band (Domink Dittrich), die lockere, beziehungsreiche Musik beisteuert. Damit die Gemengelage auf der Bühne angefeuert wird. Schultze lässt die Konkurrenten konkurrieren, es wird gefochten, bis die Degen klirren, muntere Sprüche parodieren gelegentlich auch unsere Gegenwart. Mal kloppen sie sich in der Kneipe, dann flüchten sie das Gemäuer hinauf und wieder hinunter; Dichterfürst Marlowe ist erstochen, aber dann doch nicht, das Durcheinander scheint verwirrend, doch des Regisseurs Hand ordnet die Reihen.

Zu Ehren der Königin gibt es noch ein knalliges Feuerwerk, es wird an nichts gespart, denn die Show muss weitergehen, das Lebensgefühl soll bedient sein. Zum Erfolg beigetragen haben im Schlosshof Therese Futterknecht, Dietmar Nieder, Friedrich Witte, Marie Dziomber ,Michael Benthin, Daniel Friedl, Steffen Scheumann, Hans Fleischmann, Hartmut Neuber, Steffen Gangloff, André Kuntze, Benjamin Leibbrand, Sebastian Strehler, Dirk Koss, und ganz bestimmt wurde an dieser Stelle noch jemand vergessen in der Aufzählung. Plus große Technik-Abteilung. Riesenbeifall.

Weitere Termine am 3., 7., 8., 10. Juli und später. Karten 06221/58 20 000.

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