Heddesheim. Das erste Eis liegt auf der Bahn, im Wasser der Pfützen spiegeln sich die Akteure: Die Wintersportsaison auf der Freiluftanlage im Sportzentrum steht vor der Tür. Ab Mittwoch, 1. November, geht es in Heddesheim wieder aufs Eis. Die ersten Vorbereitungen dafür laufen schon seit Wochen, mit der Herstellung der Eisfläche wurde Mitte Oktober begonnen.
Die Gesichter auf der Bahn sind neu, das Prozedere ist das gleiche wie jedes Jahr. Beim Pressegespräch vor Ort erläutern die Eismeister, ihr Chef und die für sie zuständige Mitarbeiterin im Rathaus Einzelheiten zur bevorstehenden Saison. Dass die Preise nach etlichen Jahren Stabilität nun steigen, ist seit dem Beschluss des Gemeinderats bekannt. Fünf Euro zahlen Erwachsene ab sofort für einen Tag eiskalten Vergnügens auf der ovalen Eislauffläche.
Defizit der Eisbahn steigt
Knapp 71 000 Besucher zählt die Gemeinde je Saison im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern werden jedoch nur mit 100 000 Euro kalkuliert. Die Erhöhung der Tarife um 25 Prozent würde demnach etwa 25 000 Euro mehr einbringen.
Dem stehen erhebliche Ausgaben gegenüber. So ist das veranschlagte Defizit seit 2020 deutlich angestiegen, und zwar um rund 18 Prozent. Im Haushaltsplan für 2023 liegt es bei fast 370 000 Euro. Neben den Personalkosten von rund 120 000 Euro machen sich die Energiekosten bemerkbar. 290 000 Kilowattstunden Strom wurden nach Angaben der Gemeinde in der vergangenen Saison für die Eisgewinnung benötigt. Das entspricht umgerechnet dem jährlichen Strombedarf von fast 100 Vier-Personen-Haushalten.
Rund um die Eisbahn Heddesheim
- Öffnungszeiten: Täglich ab 9.30 Uhr, Montag bis 17 Uhr, Dienstag, Donnerstag und Freitag bis 22 Uhr.
- Eintrittspreise: Kinder ab sechs Jahren drei Euro, Ermäßigte vier Euro, Erwachsene fünf Euro.
- Schlittschuhe: Können ausgeliehen werden, fünf Euro für Schlittschuhe, drei Euro für Kufengleiter.
- Gastronomie: Auf dem Gelände bietet ein Kiosk kleine Speisen und Getränke.
- Adresse: Heddesheim, Ahornstraße 78. hje
Dank eines Zweijahresvertrags mit den Stadtwerken Viernheim muss die Gemeinde hierfür nur 15 Cent je Kilowattstunde zahlen, also rund 45 000 Euro. Bei dem aktuellen Marktpreis des Versorgers wäre es mehr als das Doppelte.
Kein Drang zu Kunststoff
Auf das Thema Stromverbrauch reagiert der neue Eismeister Ivo Herschel empfindlich: „Bei WhatsApp, Facebook und Internet fragt auch niemand danach.“ Ohne es auszusprechen, wird klar, dass für ihn eine synthetische Lösung mit Kunststofffläche nicht in Frage kommt. Und damit steht er nicht alleine.
Im Jahresinterview mit dem „MM“ hatte Bürgermeister Achim Weitz erklärt: „Die Eisbahn hat in Heddesheim eine lange Tradition, und zwar als echte Kunsteisbahn. Das ist einfach sehr viel attraktiver als Kunststoff.“ Der Ansatz von Weitz geht eher in die Richtung, den Energieverbrauch der Eisbahn etwa durch Photovoltaik reduzieren: „Letztlich geht es darum, was wirtschaftlich vernünftig und umweltgerecht ist. Da muss man einen angemessenen Spagat hinbekommen.“
Blätter auf Eis
Einstweilen bleibt es also bei der Herstellung einer künstlichen Eisfläche, und das ist und bleibt eine anspruchsvolle Aufgabe. Die milden Temperaturen der vergangenen Tage machen es umso schwerer. In Fünf-Grad-Schritten wird die Fläche heruntergekühlt. Bei spätsommerlichen 20 Grad im Oktober dauert das länger und ist stromfressender. Dass die Blätter in diesem Herbst später von den Bäumen fallen, macht die Eisbereitung noch aufwendiger. „Nach dem letzten Sturm war die Eisfläche voller Blätter“, berichtet José Alfonso. Das warme Wetter hat dafür gesorgt, dass sich auf der Eisfläche ein kleiner See gebildet hat: „Da mussten wir das Laub herausfischen.“
Ursprünglich war geplant, den Eingangsbereich noch vor Saisonbeginn umzugestalten und einen eigenen Express-Zugang für Inhaber des E-Tickets einzurichten. Das hat sich nach Angaben von Matthias Heuberger, dem Chef der Freizeitanlagen, verzögert und wird erst im neuen Jahr umgesetzt. Investiert hat die Gemeinde gleichwohl, nämlich in die sanitären Anlagen und in die Küche für die Mitarbeitenden. Neben Ivo Herschel und José Alfonso zählt zum Eisbahnteam auch Steven Krastel.
Disco mit Security
In der neuen Saison bleibt – abgesehen von den Preisen – fast alles beim Alten. Montags gibt es von 14 bis 17 Uhr einen Kindernachmittag, samstags steigt von 17 bis 22 Uhr die Eisdisco. Bei der rhythmischen Party auf dem Eis herrscht Alkoholverbot, Einlass ist nur für Aktive (keine Zuschauer). Erstmals soll in dieser Saison auch ein Securitydienst engagiert werden. Nicht, weil es Probleme gegeben habe, sondern nur aus Vorsicht, wie Heuberger betont. Im Schnitt nutzten mehr als 700 Gäste pro Monat dieses Angebot.
Der Eiszauber am 14. Januar ist diesmal nur eintägig, Familientage mit ermäßigtem Eintritt gibt es am Eröffnungstag (1. November) und am 2. Januar. Zu den bewährten Angeboten zählen außerdem Kindergeburtstage und Kurse mit Eiskunstlauftrainerin Patrizia Wittich. Bei Anfängern geben rund 25 Pinguinfiguren sicheren Halt.
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