Heddesheim. „Mama, schau mal, was für eine Riesenseifenblase ich gemacht habe“, ruft ein Junge seiner Mutter zu. Er ist eines von ein paar hundert Kindern, die an diesem Feiertag nach Heddesheim gekommen sind, um den ersten „SeeWandel“ rund um den Badesee zu erleben. Zusammen mit den vielen Erwachsenen dürften es schätzungsweise insgesamt mehr als 3000 Besucher gewesen sein.
Schon kurz nach Beginn ist der große Parkplatz des Badesees voll, und vor dem Haupteingang gibt es kaum noch freie Stellplätze für Fahrräder. Ein Andrang, wie er sonst nur an Wochenenden in der Badesaison zu verzeichnen ist. Die Stände rund um den See werden regelrecht überrollt von dem Andrang. Mancherorts sind bereits gegen 13.30 Uhr die Vorräte erschöpft. Hier gibt es kein Fleisch mehr, da keine Brötchen. Wolfgang Unverricht, Chef des kommunalen Bauhofs, der an diesem Tag eigentlich frei hat, hilft gleich beiden Seiten, indem er die Brötchen kurzerhand dorthin umleitet, wo sie dringend gebraucht werden.
Der „SeeWandel“ ist eine Premiere, und wohin man hört und sieht, wird deutlich: Diese Veranstaltung kommt bestens an und bleibt sicher keine Eintagsfliege. Die 3,3 Kilometer rund um den See schafft man normalerweise in einer Dreiviertelstunde zu Fuß. Bei dem vielfältigen Angebot an diesem Tag werden daraus schnell eineinhalb bis zwei Stunden, ohne dass es den Besuchern dabei langweilig wird. Nach jeder Kurve wartet eine neue Attraktion.
Wer den Rundweg auf dem Parkplatz gegen den Uhrzeigersinn startet, gelangt schon schnell ins Herz des Sportzentrums. Direkt neben dem Hallenbad können Kinder in der Heddesheim Arena mit gekonnten Ballübungen das DFB-Fußball-Abzeichen erwerben. Einige Meter weiter wartet der Kunstverein mit einer Ausstellung unter freiem Himmel, direkt neben den gerade erst vorgestellten Skulpturen von Bernd Gerstner, der sich ebenso wie seine Mitstreiter über das große Interesse freut. Für Kinder gibt es Kunst zum Anfassen und zum Mitmachen. Das ist zugleich, wie das Fußballtraining, eine von zehn Mitmach-Stationen, für die Kinder nach erfolgreicher Teilnahme einen Stempel erhalten.
Viele der kleinen Besucher haben den knallgelben Laufzettel umhängen, um damit die Abdrücke zu sammeln und am Ende am Glücksrad beim Jugendzentrum Just mit etwas Glück einen Hauptpreis zu ergattern, auf jeden Fall aber einen süßen Trost. Mitglieder des Jugendvertretergremiums teilen die Zettel aus und nehmen sie am Ende wieder entgegen. Dass die Farbe der Zettel im Laufe des Tages wechselt, liegt ebenfalls am großen Andrang. „Wir sind ständig am Nachdrucken“, sagt Jugendsozialarbeiterin Anne Bauer vom Just. 300 lagen am Anfang bereit, am Ende dürften mehr als 400 verteilt worden sein.
Auch am Domizil des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gibt es einen der begehrten Stempel. Hier hat sich die junge Familie König aus dem Weinheimer Stadtteil Lützelsachsen gerade niedergelassen, um sich mit einer warmen Kartoffelsuppe zu stärken. „Bis jetzt finden wir es ganz schön“, sagt Mutter Doreen, die gemeinsam mit Mann Daniel und den beiden Kindern hier ist und noch ganz am Anfang des Rundweges steht: „Wir nutzen noch das schöne Wetter.“
Es ist ein wenig wie bei der Bundesgartenschau, nur, dass es hier keinen Eintritt kostet. Grün und Landschaft, wohin das Auge reicht. Sogar eine weidende Schafherde gibt es. Nur der Blick auf den See ist rar. Denn das eigentliche Seegelände befindet sich hinter einem Zaun, und der ist auch für diesem Anlass nicht geöffnet. Dafür aber zum Beispiel der Vogelpark, der zudem stündlich Führungen durch sein ansonsten geschlossenes Biotop anbietet. Auch der reiche Baumbestand rund um den See ist nicht zu übersehen. 2017, zur 1100-Jahrfeier, hatte Bauhofchef Wolfgang Unverricht gewettet, dass es gelingen würde, 111 Baumspenden zu akquirieren, der damalige Bürgermeister Michael Kessler hielt dagegen. Am Ende gewann sein Bauhofchef haushoch, denn es kamen 170 Bäume zusammen. Die Edeka steuerte weitere 300 bei, und so hat der Weg rund um dem See stellenweise fast schon ein wenig Waldcharakter.
Ein Stein samt Inschrift auf einer Metallplatte erinnert an die vielen Unterstützer, die Bepflanzung und Anlage des Weges möglich gemacht hatten. Dass man überhaupt einmal rund um den See laufen kann, ist vielen gar nicht bewusst. So geht es auch den beiden Dossenheimern, die zum ersten Mal hier sind und sich nach dem Rundweg am Lieblingskiosk stärken. „Das ist alles sehr schön hier“, sagt Jutta Reichle, und ihr Mann Uwe ergänzt: „Um den See werden wir jetzt öfter laufen.“
Am frühen Abend zieht auch Heddesheims Hauptamtsleiter Julien Christof zufrieden Bilanz. „Jeder, mit dem ich gesprochen habe, hat gesagt: Das ist eine tolle Veranstaltung“, sagt er: „Mit so vielen Besuchern hat niemand gerechnet.“ Gemeinsam mit Lieblingskiosk-Inhaberin Heike Feldkamp hatte er die Idee zum „SeeWandel“ entwickelt. Für eine Neuauflage im kommenden Jahr sei man aufgeschlossen, betont Christof.
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