Streit

So viele Unterstützer hat die Petition gegen das Heddesheimer Umspannwerk

In Heddesheim ist der Widerstand gegen das geplante Umspannwerk weiterhin groß, zumal es vor allem Mannheim dienen soll. Wie geht es nun weiter?

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Ein Schild warnt an der Baustelle des Umspannwerks in Weinheim vor Hochspannung. © Hans-Jürgen Emmerich

Heddesheim. Mehr als 2400 Menschen haben bereits die Petition gegen das Umspannwerk Mannheim-Ost in Heddesheim unterzeichnet. Die eigens gegen das Projekt gegründete Bürgerinitiative (BI) macht weiter gegen das Vorhaben der Transnet BW mobil. Am Montag, 3. Februar, lädt sie um 19 Uhr zu einer öffentlichen Veranstaltung mit Vertretern des Unternehmens ins Bürgerhaus ein.

Die Ziele der BI sind identisch mit dem Forderungskatalog, den der Gemeinderat von Heddesheim im Oktober verabschiedet hat. Im Kern fordern sie neben dem Schutz von Landschaft und Natur „eine nachvollziehbare, transparente und ergebnisoffene Prüfung von Standortalternativen ohne Fokussierung auf Heddesheim“.

Wie Transnet BW bei der Flächensuche vorgegangen ist

Bereits in der Vergangenheit hat sich der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW dazu im Gemeinderat geäußert. Der ursprüngliche Suchraum erstreckte sich auf die gesamte Gemarkung der Stadt Mannheim und angrenzende Bereiche. Danach scheidet der Westen aus, weil sich hier bebaute Flächen der Stadt Ludwigshafen befinden.

© MM-Grafik

Den Süden Mannheims sieht Transnet BW bereits versorgt durch das Großkraftwerk und ein dort geplantes Umspannwerk. Als weitere Ausschlussgründe nennt das Unternehmen hier die Nähe zum Flughafen, eine dafür nötige Kreuzung mit dem Güterbahnhof sowie Hochwasserflächen.

Mannheimer Norden kommt für Bau eines Umspannwerks nicht infrage

Der Norden von Mannheim kommt laut Transnet BW nicht infrage, weil die Leitungsanbindung hier zu aufwendig wäre. Zudem bestünden hier ebenfalls bebaute Gebiete und Waldflächen. Bleibt der Osten von Mannheim. Hier seien Freiflächen vorhanden und die anzuschließenden Leitungen lägen in der Nähe. Die Besonderheit hier ist, dass die untersuchten Flächen zum Teil auf Mannheimer, zum Teil auf Heddesheimer Gemarkung liegen.

Die Flächen 1 und 4 auf Mannheimer Gemarkung werden als „nicht realisierbar“ bezeichnet. Dies bezieht sich allerdings in erster Linie auf den angestrebten Zeitpunkt der Fertigstellung bis 2028. Weil sie im Landschaftsschutzgebiet liegen, wäre ein aufwendigeres und damit längeres Verfahren nötig. Für Heddesheim hat die Fläche zudem den weiteren Nachteil, dass sie deutlich näher an der Besiedlung liegt als das aktuell favorisierte Gelände an der Grenze zu Wallstadt.

Am Vorzugsstandort gibt es Hinweise auf Kampfmittel

Der jetzt diskutierte Standort ist nach der Bewertung durch die Transnet BW als einziger gut geeignet. Weder am Vorzugsstandort noch auf Fläche 4 werden Altlasten in den Böden erwartet, es muss aber die archäologische Bedeutung geprüft werden. Funde aus der Eisenzeit hatten auch die Erschließung des Neubaugebietes „Mitten im Feld“ beeinträchtigt. Hinweise auf Kampfmittel im Boden gibt es am Vorzugsstandort.

Ein zentrales Argument von Gemeinde und BI gegen die jetzt geplante Fläche ist die höhere Wertigkeit der Böden. Sie trifft auf beide Areale zu. Für mögliche Konflikte auf Fläche 4 könnte eine Gasleitung sorgen, die nur weniger als 100 Meter entfernt ist. Die übrigen Faktoren sind laut Prüfung gleich. So liegen die Standorte unmittelbar an der Leitungstrasse, die Kosten für den Bau sind vergleichsweise gering.

Mannheimer Oberbürgermeister Specht kontaktierte Umland-Kommunen im vergangenen Sommer

Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht hatte nach eigenen Angaben bereits im Juli 2024 die Bürgermeister aller potenziell betroffenen Kommunen und den Rhein-Neckar-Kreis an einen Tisch geholt, um über das Thema zu sprechen. Bei einem gemeinsamen Abstimmungsgespräch Anfang September habe man vereinbart, „dass sich die Kommunen weiter abstimmen, um die Suche nach dem geeignetsten Standort für das neue Umspannwerk in der Region zu unterstützen“, schrieb er im Oktober 2024. Neben den letztlich näher untersuchten Standorten wurde dabei eine Reihe weiterer Alternativen erörtert, die jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht zum Tragen kamen.

In Heddesheim gibt es eine große gemeinsame Front gegen das Umspannwerk. © Martin Tangl

Heddesheim will sich trotzdem nicht mit dem jetzt favorisierten Standort abfinden und notfalls dagegen vor Gericht ziehen. Im Entwurf des Haushaltsplans für 2025 ist deshalb ein Betrag von 50.000 Euro für Anwalts- und Gerichtskosten eingestellt. Im Jahresinterview im Dezember hatte sich Bürgermeister Achim Weitz zurückhaltend zu den Chancen einer Klage geäußert: „Das ist natürlich immer schwierig, so etwas einzuschätzen.“

Weitere Gesprächsrunden geplant

Bei dem jetzt anstehenden Planfeststellungsverfahren will die Gemeinde ihre Einwendungen noch einmal intensiv geltend machen, wie Weitz ankündigt. Möglicherweise gibt es auch noch einen anderen Ausweg. Im Februar ist eine weitere Runde mit Vertretern aller Kommunen und des Kreises geplant.

Die Petition ist hier zu finden

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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