Heddesheim. Am 10. Juli 2023 ertrinkt ein 22-jähriger Mann im Heddesheimer Badesee. Der tragische „Ertrinkungsunfall“, wie ein solcher Einsatz im Fachterminus der Rettungskräfte heißt, ist für Daniel Schmidt, den Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr in Heddesheim, trauriger Anlass, einen detaillierten Alarmplan für solche Unglücke schriftlich niederzulegen.
Ob DLRG, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW), Polizei, Sanitäter, Notarzt und auch Bürgermeister Achim Weitz mit den Verantwortlichen im Rathaus – im Ernstfall soll so jeder genau wissen, wo sein Platz ist, und was zu tun ist. In einer Übung gut ein Jahr nach dem Heddesheimer Badeunfall haben die Rettungskräfte mit mehr als 120 Männern und Frauen einen solchen Einsatz erfolgreich geprobt.
Ein Alarmplan steht für Schmidt schon länger auf der Agenda
„Ich hatte den Alarmplan schon länger im Kopf“, berichtet Schmidt. Der Ertrinkungsunfall im Sommer 2023 sei der Auslöser gewesen, diesen Plan zu Papier zu bringen, aus Heddesheimer Sicht, für den Badesee, aber auch für das Hallenbad und das Naherholungsgebiet am See. „Leider konnte der Mann damals nicht gerettet werden“, bedauert Daniel Schmidt im Gespräch mit dieser Redaktion.
Das 30-seitige Werk sei in Absprache mit dem Kreisbrandmeister und in Zusammenarbeit mit Tobias Johe von der Heddesheimer DRLG, Freizeit-Betriebsleiter Matthias Heuberger, Einsatztaucher Thomas Knapp sowie Bernd Schmidt vom Polizeiposten in Heddesheim entstanden. Der Alarmplan ist nun bei allen beteiligten Organisationen hinterlegt. Hilfreich sei dabei der von Bürgermeister Achim Weitz initiierte Blaulichtstammtisch gewesen, um effektiv das Netzwerk der Rettungskräfte zu nutzen, betont Daniel Schmidt.
Dass die Rettungskette schnell und möglichst reibungslos funktioniert, ist eines der Hauptziele des neuen Alarmplans. „Das hat damals beim Ertrinkungsunfall 2023 schon ganz gut geklappt. Um aber noch etwas Zeit zu gewinnen, mussten an ein paar wenigen Stellschrauben gedreht werden“, berichtet der Feuerwehrkommandant. So ist beispielsweise der gesamte Bereich um den Badesee in 342 Planquadrate eingeteilt. Bei einem Einsatz kann nun immer genau festgestellt werden, wo bestimmte Fahrzeuge oder Boote stehen, eine Winde installiert ist, wo auf 200 000 Quadratmetern Wasserfläche gesucht wird – oder als Rettungspunkt, wenn sich auf dem Rundweg um den See ein Unglück eines Spaziergängers ereignet hat. „Das erleichtert die Kommunikation“, sagt Daniel Schmidt.
Die Leitstelle als Einsatzleitung richtet die Feuerwehr im Ernstfall im hinteren Bereich des Ufers ein. Hier wird die Lage regelmäßig von den verschiedenen Leitungskräften erörtert und abgestimmt. Die Wasserrettung der DRLG agiert derweil im See, bei Bedarf auch die Spezialisten der Berufsfeuerwehren mit ihren Booten und Tauchern. Nach drei Einsatzszenarien wird entschieden: Ist das Unfallopfer bereits über Wasser und muss hier versorgt werden? Oder ist bekannt, wo der oder die Verunglückte im Wasser gesucht werden muss? Im dritten Fall ist der Einsatzort völlig unbekannt. „Es kann sein, dass nur ein verwaistes Handtuch auf einen möglichen Ertrinkungsunfall hinweist“, erläutert der Fachmann die verschiedenen Szenarien, auf die dann unterschiedlich reagiert werden muss. Beim Einbruch der Dunkelheit müssen in solchen Fällen beim Technischen Hilfswerk Lichtstrahler organisiert werden.
Im Alarmplan ist ebenfalls festgehalten, dass im Ernstfall eine psychologische Betreuung von Angehörigen und Freunden der Opfer durch Fachpersonal zuerst im benachbarten Jugendhaus, bei Bedarf auch im Foyer der Nordbadenhalle erfolgen kann. „Den Großeinsatz haben wir jetzt live geübt, mit großem Besteck, mit Hunden, Sonar und Booten auf dem See sowie einem Fahrzeug mit Seilwinde“, berichtet Daniel Schmidt. Als Objekt wurde eine Trägerpuppe im See versenkt.
Die „Chaosphase“ am Anfang war schnell überwunden
„Die Aufgaben waren extrem gut aufgeteilt“, schildert der Heddesheimer Kommandant die Koordination der Rettungskräfte, des Notarztes, des Badepersonals sowie der Feuerwehrkameraden aus Ladenburg, Schriesheim, Dossenheim, Ilvesheim, Altenbach, Ursenbach und Edingen-Neckarhausen. „So konnten wir die Chaosphase am Beginn eines solchen Einsatzes schnell überbrücken und früh ins Geschehen eingreifen“, lobt Daniel Schmidt die erfolgreiche Übung. Schon hätten Weinheim und Hemsbach Interesse am Heddesheimer Alarmplan signalisiert: „Wir müssen ja das Rad nicht zweimal erfinden!“
Nach dem Alarmplan für den Badeseebereich hat Kommandant Daniel Schmidt bereits das nächste Papier für einen Ernstfall in Arbeit: Nach dem Brand in einem der Heddesheimer Hochhäuser in der Siedlung im Dezember 2023 soll auch bei Gebäuden mit mehreren Stockwerken im Ort ein künftiger Einsatz bis ins Detail koordiniert ablaufen.
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