Bauen und Wohnen

In Heddesheim entsteht ein grünes Quartier nach Wiener Vorbild

Im Baugebiet "Mitten im Feld 2" in Heddesheim entstehen bis 2025 insgesamt 72 Sozialwohnungen un vier Gebäuden. Was eine Heidelbergerin und das Vorbild Wien mit der grünen Mitte zu tun hat

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Hans-Jürgen Emmerich
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Eine Tiefgarage erstreckt sich über das gesamte Grundstück des grünen Quartiers in Heddesheim. Lücken lassen Platz für das Wurzelwerk großer Bäume. © Büro Schneider und Schumacher/Carla LO

Heddesheim. Die Bagger rollen, der Bau des „grünen Quartiers“ in Heddesheim kann in Kürze beginnen (der „MM“ berichtete). Neben der außergewöhnlichen Architektur zeichnet das Vorhaben auch eine bemerkenswerte Grünplanung aus. Sie kommt von einer Frau, die aus Heidelberg stammt, aber seit dem Abitur dort schon seit vielen Jahren in Wien lebt und arbeitet: Carla Lo. Am Telefon hat sie uns ihre Ideen geschildert.

Ihr Team arbeitet sehr viel im sozialen Wohnungsbau in Wien, der Stadt, die auf diesem Gebiet als vorbildlich gilt. „Das ist eines unserer Hauptgeschäfte“, erklärt Lo. Wien sei sehr dicht bebaut und verfüge über sehr viele geförderte Wohnbauten. So sei auch die Zusammenarbeit mit dem Büro Schneider und Schumacher zustande gekommen. „Uns ist es wichtig, dass wir wirklich das Maximale aus dem Freiraum herausholen“, nennt sie einen entscheidenden Aspekt. Möglich sei das aber nur durch eine gute Zusammenarbeit mit den Architekten.

Quartier in Heddesheim: Viel Platz für Bäume

Das Besondere an dem Vorhaben in Heddesheim sei es, dass hier eine Tiefgarage gebaut werde und trotzdem viel Platz für Bäume bleibe. Es gibt Baumreihen entlang der Straße aber auch drei große Bäume im Innenhof zwischen den vier neuen Gebäuden, außerdem sind einige Gartenbeete geplant. „Das hat sich in Wien sehr bewährt“, betont Lo. Wenn der Bedarf hoch sei, könne man hier auch noch nachrüsten.

Gräser, Stauden, Pflanzbeete und große Bäume: So soll der grüne Innenhof aussehen. © Schneider und Schuhmacher/Carla Lo

Aber was genau sind diese Gartenbeete? Es handelt sich um Flächen auf Höhe des Erdgeschosses. „Wer Bedarf hat, kann sich anmelden um diese Beete zu bepflanzen“, erläutert die Planerin. Wenn die Nachfrage zu groß ist, gibt es eine Warteliste, die Gärtner wechseln im Jahr darauf.

Dahinter steckt nicht nur die Idee des Gärtnerns, sondern auch ein sozialer Aspekt. „Wenn die Leute in so einem Objekt einziehen, dann sollen sie sich erstmal kennenlernen“, erläutert Lo. Wenn man zu einem ersten Treffen einlade, dann kämen viele Bewohner nicht. Das Gärtnern könne dagegen als gemeinsames Interesse miteinander verbinden. Das gehe auch über die Generationen hinweg, von jungen Leuten bis hin zu Senioren, aber auch über verschiedene Kulturen.

Beete für alle Bewohner

Platz zum Pflanzen entsteht in Hochbeeten, die jedoch keiner der Wohnungen direkt zugeordnet sind. Im Erdgeschoss gibt es keine Mietergärten, sondern nur Terrassen, wie die Planerin erläutert: „Wir haben das deshalb so gemacht, damit der gesamte Freiraum wirklich allen Bewohnern zur Verfügung steht.“

Landschaftsplanerin Carla Lo hat das Grün entworfen. © Lisi Specht

Zwischen den kleinen Terrassen und dem Rest des grünen Innenhofes gibt es so genannte Pflanzpuffer. Dort wachsen dann höhere Gräser und Stauden. „Das ist so ein bisschen ein Rahmen um die Gebäude“, erklärt Lo. Ferner entstehen ein Spielplatz und Abstellplätze für Fahrräder, außerdem Sitzgelegenheiten unter den großkronigen Bäumen. Damit diese grüne Oase möglichst allen zur Verfügung steht, auch den Bewohnern aus den Obergeschossen, ist der private Raum im Erdgeschoss auf die kleinen Terrassen beschränkt.

Die Architektur der Gebäude sei sehr kleinteilig. „Das gefällt mir sehr gut“, schwärmt die Landschaftsplanerin. Die Größe sei überschaubar, die Hausgemeinschaft ebenfalls: „Da lässt es sich aus meiner Sicht sehr gut leben.“ Trotz der ungewöhnlichen Grundrisse ließen sich die Wohnungen gut möblieren, lobt sie die Architekten, denn sie findet: „Das muss auch mit Ikea-Möbeln gehen.“

Bäume sollen Klimawandel überstehen

Doch zurück zum Grünen. Wie werden die Bäume ausgewählt? „Der Klimawandel ist da so eine Sache“, erklärt Lo: „Wir haben immer extremere Wetterverhältnisse mit langen Trockenperioden und dann wieder Starkregenereignissen.“ Deshalb suche man Bäume, die gut dem Klimawandel angepasst sind und aus dem Mediterranen kommen. Auf der Pflanzliste stehen laut Lo unter anderem die Hopfenbuche und die Eiche.

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Aber wie geht das überhaupt mit den Bäumen in der Tiefgarage? Deren Pflanzlöcher werden sozusagen aus dem Unterdeck ausgestanzt. „Sonst hätten wir im gesamten Innenhof keinen einzigen Baum“, erklärt die Planerin. Möglichst viel Grün, wenig Versiegelung und ein geringer Pflegeaufwand, das ist die Maxime. Also fast schon eine kleine Gartenschau? Carla Lo lacht: „Eine Gartenschau ist ja eigentlich ein kleines Stadterweiterungstool.“ Man locke die Menschen hierhin mit einer Menge Blumen. Entscheidend sei auch, dass das Grün der gesamten Anlage eine Identität gebe.

Besuch auf der Buga

Apropos Gartenschau. Lo sagt: „Nach Mannheim komme ich bald, um mir die Buga anzuschauen, ich bin schon ganz neugierig.“ Sie lehrt als Professorin in Wien und hat einen Lehrauftrag in Kassel. Über eine eigene Homepage verfügt sie allerdings nicht. Darüber wundern sich viele. „Wir haben tatsächlich keine“, bestätigt sie lachend und kündigt an: „Wir haben wirklich genügend zu tun. Wenn es mit den Aufträgen mal schlechter aussieht, dann mache ich eine.“

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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