Bauen und Wohnen

In Heddesheim haben die Arbeiten für ein grünes Wohnquartett begonnen

In Heddesheim beginnt der Bau eines ungewöhnlichen Wohnprojektes. Nicht nur die preisgekrönten Pläne, sondern auch die Mietkonditionen und die Finanzierung sind bemerkenswert

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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In Heddesheim hat der Bau von 72 Sozialwohnungen im Baugebiet „Mitten im Feld II“ begonnen. © Hans-Jürgen Emmerich

Der Bauzaun steht, ein großes Schild klärt über den Bauherren auf, die Bagger haben mit dem Aushub begonnen. Im Neubaugebiet „Mitten im Feld II“ in Heddesheim entsteht ein großer Wohnkomplex mit mehr als 70 Wohnungen. „Bereits verkauft“, steht auf besagtem Schild, denn der künftige Eigentümer wird die Wohnungen allesamt vermieten.

Moderne Architektur, bezahlbare Mieten und ein Finanzierungsmodell, das Schule machen könnte. Die Gemeinde hat das Grundstück vergünstigt zur Verfügung gestellt, die Immobilienentwicklungsgesellschaft BPD setzt es um, und die Kommunalversorgung Baden-Württemberg wird Eigentümer der Sozialwohnungen sein.

„Ein tolles Projekt“, wie der damalige Bürgermeister Michael Kessler im Februar 2022 im Gemeinderat vor der abschließenden Entscheidung feststellte. Es sei von zentraler Bedeutung, nicht nur für Heddesheim selbst. Weil bezahlbarer Wohnraum fehle, habe man schon bei der Konzeption des Baugebiets das Ziel verfolgt, ebensolchen zu schaffen. Möglich sei das aber nur durch das Mitwirken vieler gewesen.

Alle Grundstückseigentümer hätten sich bereiterklärt, zehn Prozent ihrer Fläche zum Einwurfpreis an die Gemeinde zu verkaufen, also gewissermaßen wie Ackerland. Nur dadurch sei die Gemeinde in der Lage gewesen, das rund 5000 Quadratmeter große Grundstück zu einem günstigen Preis an den Investor zu verkaufen. Auch eine erhöhte Landesförderung helfe bei dem Projekt. Bauherr ist die Immobilienentwicklungsgesellschaft BPD, die auch in der Region schon eine Reihe von Objekten realisiert hat, darunter die Martinshöfe in Ladenburg, „Vital“ in Schriesheim und „Wohnen am Buga-Park“ in Mannheim.

72 Wohnungen

Die Pläne stammen von dem international tätigen Architekturbüro Schneider und Schumacher mit Standorten in Frankfurt, Wien, Tianjin und Shenzhen. Sie setzten sich bei einem Wettbewerb mit ihren Ideen durch. Geplant sind vier kompakte Einzelbaukörper, die das Ensemble „Wohnquartett“ um einen mittig gelegenen, grünen Gemeinschaftshof bilden.

Die 72 Wohneinheiten werden zentral von der Quartiersmitte heraus erschlossen. „Damit wird die Mitte belebt, Treffpunkte geschaffen und die Gemeinschaft gestärkt“, erläutern die Planer. Die vier Baukörper sind identisch, haben in ihrem trapezförmigen Grundriss nur einen einzigen rechten Winkel und werden durch 90-Grad-Drehungen unterschiedlich ausgerichtet. Sie verfügen über ein „sehr wirtschaftliches Brutto-Netto-Verhältnis in der Flächenbilanz“, wie die Architekten versichern.

Während die Entwürfe für den Bau vom Wiener Büro stammen, hat bei der Außenanlage eine gebürtige Heidelbergerin mitgewirkt. Carla Lo, Jahrgang 1976, studierte an der TU und an der Universität für Bodenkultur in Wien. Dort lehrt sie heute am Institut für Landschaftsarchitektur. Außerdem ist sie Honorarprofessorin an der Uni Kassel für Landschaftsästhetik im Entwurf, unterhält ein eigenes Planungsbüro und wirkt in vielen Jurys als Preisrichterin mit. Die 2017 Gartenschau 2017 in Kremsmünster in Oberösterreich trug ebenfalls ihre Handschrift. Sie plante die Schau an den drei Standorten Stift , Markt und Schloss und auf einer Fläche von rund 20 Hektar.

Einfachheit und Perfektion haben sich die Architekten des Wiener Büros Schneider und Schumacher auf ihre Fahnen geschrieben. Sie wollen nach eigenen Angaben Bauwerke schaffen, „in denen sich Menschen gerne aufhalten, und mit denen sie sich identifizieren“. Von ihrem Entwurf für Heddesheim war auch Hochbauamtschef Christian Pörsch von Anfang an begeistert: „Das Konzept hat uns absolut überzeugt. Es ist einfach, schlicht - aber nicht profan.“

Durch die vier jeweils dreigeschossigen Gebäude entstehe ein „schönes, spannungsreiches Bild“. Darunter gibt es eine Tiefgarage mit 80 Plätzen. „Das war uns wichtig, dass ausreichend Parkplätze geschaffen werden“, betont Pörsch. Zum Konzept gehören außerdem eine grüne Mitte, Platz für große Bäume und eine Dachbegrünung. Zudem sind alle Wohnungen per Aufzug und damit barrierefrei zu erreichen.

Sozialbindung vor Rendite

Funktionieren kann das Projekt nur, weil es jemanden gibt, der das Objekt langfristig hält. In diesem Fall ist das die Kommunalversorgung Baden-Württemberg (KVBW), die Altersversorgung von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst. Die Zusatzversorgungskasse investiert hier und strebt normalerweise eine Rendite von drei bis vier Prozent an. In diesem Fall sind einschließlich Fördermittel 2,5 Prozent zu erreichen, wie Dietmar Bank, stellvertretender Direktor und Leiter des Geschäftsbereichs Kapitalanlagen, im Februar 2022 bekannte. Man wolle das Gebäude 30 Jahre lang betreiben.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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