Mit einem stimmungsvollen Festgottesdienst und einem fast schon familiären Empfang im Bürgersaal hat die Evangelische Kirche Heddesheim das 150. Jahr ihres Bestehens gefeiert. Neben dem Gotteshaus aus dem Jahr 1872 stand dabei Heinrich Bedford-Strohm im Mittelpunkt. Der bayrische Landesbischof und ehemalige Vorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte 1992 bis 1994 sein Vikariat in Heddesheim absolviert. Und nicht nur er freute sich sichtlich, an die Wurzeln seiner theologischen Arbeit zurückzukehren. Zahlreiche Umarmungen, kräftiges Händeschütteln und viele Gespräche zeugten davon, dass auch die Heddesheimer ihren damals allseits beliebten Vikar nicht vergessen haben.
Die Seele des Ortes
„Sie ist die Seele des Ortes, von der Kraft ausgeht! Und das in einer Zeit, in der viele an der Kirche zweifeln, denn auch diese Menschen spüren etwas von dieser Kraft,“ betonte Bedford-Strohm in seiner Festpredigt die Bedeutung des sakralen Baus in der Beindstraße. Auch deshalb sei das Jubiläum „ein wirklicher Festtag für unsere Kirche, die auch meine Kirche ist“. Sie sei ihm in seiner Zeit als Vikar ans Herz gewachsen. „Und diese Liebe ist jetzt neu entflammt,“ gestand der Bischof, ehe er sich in seiner Predigt mit der Begegnung Jesu und dem Zöllner Zachäus beschäftigte (Evangelium Lukas 19, 1 bis 10). „Begegnungen mit Jesus können das Leben verändern“, lautete die Interpretation des Theologen dieser biblischen Geschichte.
Was Jugendliche glauben
Zuvor hatten die Heddesheimer Konfirmanden durch Muna und Jan ihr ganz eigenes, modernes Glaubensbekenntnis vortragen lassen: „Ich glaube, dass Gott alle Menschen geschaffen hat und jede Religion den gleichen Gott nur anders interpretiert. Ich glaube an Gott, der als Kraft in jedem Menschen steckt“, heißt es da gleich zu Beginn. „Tut mir auf die schöne Pforte“, mit diesem Lied hatte die Gemeinde den Festgottesdienst zusammen mit Pfarrerin Franziska Stoellger und ihrem Kollegen Dierk Rafflewski eröffnet. Erstmals nach zwei Jahren erklang auch wieder die Orgel, extra für diesen Gottesdienst noch einmal gereinigt, ehe sie dann grundlegend saniert werden muss, wie Rafflewski sagte.
Stimmungsvolle Musik
Zu der ganz besonderen Stimmung an diesem Buß- und Bettag hat aber auch die musikalische Begleitung des Gottesdienstes durch das Flötenensemble sowie den Projektchor und den Posaunenchor beigetragen, die nicht nur die Gemeinde, sondern auch den bayrischen Landesbischof regelrecht euphorisiert hat. „Ich bin so begeistert. Ich wollte gar nicht, dass die aufhören. Diese kraftvolle Musik hat mein Herz ganz tief erreicht“, schwärmte Heinrich Bedford-Strohm im Gespräch mit dieser Redaktion beim anschließenden Empfang im Bürgersaal. Überhaupt sei er so glücklich, wieder in Heddesheim zu sein, hier alte Freunde und Bekannte wie seinen damaligen Pfarrer Konrad Fischer und seine Frau Marie oder auch Eckart Geisinger aus dem Kirchengemeinderat wiederzusehen. „Ich wusste damals schon: Aus dem wird mal was“, erklärte eine ältere Kirchgängerin - um den Bischof dann herzlich in die Arme zu schließen.
Humorvoller Mundart-Sketch
„Wellcome back“ spielte die Konfi-Band unter der Leitung von Manuel Jandl. Luise und Walter Bock ließen in ihrem humorvollen Mundart-Sketch die Einweihung der Kirche vor 150 Jahren noch einmal Revue passieren. Vorzeitig habe er sogar einen Buß- und Bettag-Empfang mit Markus Söder verlassen, um rechtzeitig in Heddesheim zu sein, dem Ort seines Vikariats, berichtete Bedford-Strohm in einem sehr persönlichen Grußwort. Sein Appell an die Zuhörer: „Unterschätzen Sie nicht, welche Kraft diese Gemeinde hat! Vielen Dank für diese Kraft, davon spüre ich ganz viel!“
Auch Schuldekanin Sabine Bayreuther würdigte „diese lebendige Kirchengemeinde“ und sagte: „Da ist was los, sie ist bunt und offen, geht auf die Menschen zu - und trägt sogar eine Kirchenbank durchs Dorf.“
Eintrag ins Goldene Buch
Der evangelische Pfarrer Andreas Pollack aus Neckarhausen und sein katholischer Kollege Matthias Stößer überbrachten Glückwünsche an die Jubiläumsgemeinde und lobten die vielen Gemeinsamkeiten in der Zusammenarbeit. „Danke für das Engagement, hier läuft richtig was, läuft richtig viel“, betonte schließlich Bürgermeister Achim Weitz - und meinte damit nicht nur die nun abgeschlossenen Baumaßnahmen an der Kirche, sondern auch „die sichtbare und unsichtbare Gemeinschaft“ in Heddesheim. Mit einer Widmung trug sich Heinrich Bedford-Strohm ins Goldene Buch der Gemeinde ein.
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