Heddesheim. Der erste Storch hat sein angestammtes Nest bereits am 21. Januar bezogen - mitten im winterlichen Schneetreiben. Drei Wochen später flog seine Partnerin im Vogelpark in Heddesheim ein. „Es ist seit Jahren immer das gleiche Pärchen, das unser Nest mit der Kameraüberwachung belegt“, wundert sich Ulrich Landenberger vom Verein der Vogelfreunde und Pfleger, warum diese Störche immer Mitte bis Ende Januar die ersten sind und immer mitten im Vogelpark ihren gleichen Nistplatz herrichten. Mittlerweile bevölkern rund 20 Paare das Biotop am Heddesheimer Badesee. Vereinsvorsitzender Joerg Landenberger rechnet damit, dass im Frühling wieder rund 40 Storchenfamilien in den Bäumen am Badesee ihren Nachwuchs aufziehen werden.
Auch Graureiher nisten
Schon ist das Geklapper der Storchenschnäbel über dem Gelände zu hören. „Das gehört zum Begrüßungsritual, aber auch, um Feinde vom Nest fernzuhalten“, erklären Vater und Sohn Landenberger. Und weil die Bäume noch nicht belaubt sind, können Spaziergänger die stolzen Stelzvögel gut beim Nestbau beobachten. Wie Joerg Landenberger berichtet, sind in den Wipfeln einer Pappel und einer Eiche auch zwei Graureiher-Pärchen mit kleineren Nistplätzen am Werk.
Der Vogelpark habe sich zusammen mit dem Luisenpark in Mannheim und dem Heidelberger Zoo in Nordbaden zu einem Mekka für Störche entwickelt, betonen die beiden Landenbergers. Vor gar nicht langer Zeit sei Meister Adebar noch eine Seltenheit in der Region gewesen, jetzt gehörten die Vögel zum fast schon gewohnten Landschaftsbild, suchten sich ihr Futter - in der Regel Regenwürmer und Mäuse - auf den umliegenden Wiesen und Feldern. Dabei geht der dringende Appell der Vogelfreunde an Hundebesitzer, ihre Tiere doch bitte, wie vorgeschrieben, beim Spaziergang an der Leine zu lassen. „Wir sehen immer wieder, wie Hunde Störche jagen“, kritisiert Joerg Landenberger.
Nach den Erfahrungen der Experten kommen die Storchenpaare jetzt noch aus ihren Winterquartieren in Südfrankreich und Spanien. „Bald erwarten wir aber auch unsere Afrikaner, das gibt nochmal einen Schub“, sagt Ulrich Landenberger. Verfolgt wird der Vogelzug über eine Datenbank der Vogelwarte in Radolfzell. Um die Tiere zu erkennen, werden sie bereits als Jungvögel von Helmut Stein aus Edingen an den Oberschenkeln beringt. „So etwa zehn im Jahr, in Nestern, an die wir gefahrlos drankommen“, erläutern die Landenbergers weiter. So können Ornithologen später ihre Beobachtungen anhand der Nummern am Storchenbein an Radolfzell weitergeben. Dass es einmal zu viele Störche in Heddesheim geben könnte, sehen die beiden nicht: „Das regelt die Natur von selber, die Zahl der rund 40 Paare bei uns ist seit Jahren konstant.“
Versuch mit Weidenkörben
Damit sie alle auch einen Nistplatz finden, hat der Verein zusätzliche Möglichkeiten für den Nestbau geschaffen. Im Winter sind im Biotop wieder ein paar Bäume umgefallen. Und weil allein ein rad-ähnlicher Untergrund auf einem Baumstamm wohl keine allzu große Anziehungskraft auf nistwillige Störche ausgeübt hat, haben die Vogelfreunde Weidenkörbe auf die Metallkonstruktion draufgesetzt. Ob das Angebot angenommen wird? Auch das können Besucher gleich am Eingang zum Vogelpark beobachten.
Noch ist das abgesperrte Vereinsgelände nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. „Wir brauchen noch etwas Zeit für die Grundreinigung, auch wollen wir den Sand in den Volieren auswechseln“, so der Vereinsvorsitzende. Trotzdem ist die Storchenkolonie auch von außerhalb gut zu beobachten, das Interesse der Spaziergänger ist bereits groß. „Vielleicht stellen wir zum Wochenende noch ein paar Bänke auf“, kündigt Joerg Landenberger an.
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