Statistik

Darum rechnen die Neckar-Bergstraße-Kommunen in Zukunft mit mehr Einwohnern

Von wegen Landflucht: Die Städte und Gemeinden zwischen Neckar und Bergstraße sind beliebt. Zahlen des Statistischen Landesamtes zeigen einen Einwohnerzuwachs in allen Kommunen. Eine Stadt sticht dabei besonders heraus

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Die Bevölkerung in den Städten und Gemeinden zwischen Neckar und Bergstraße wächst weiter. Das geht aus Zahlen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg hervor, die der Rhein-Neckar-Kreis kürzlich veröffentlicht hat. Stichtag ist der 30. September 2022. Der Anstieg bezieht sich dabei auf den Vergleich mit dem selben Tag des Vorjahres. In den meisten Fällen bewegen sich die Einwohnerzahlen seit einigen Jahren auf einem ähnlichen Niveau - häufig mit leichten Hinzugewinnen für die einzelnen Kommunen.

In einer Pressemitteilung vermeldet das Landratsamt, dass die Einwohnerzahl im Kreis zwischen 2021 und 2022 um knapp 6000 Menschen angewachsen ist - und damit um etwas mehr als ein Prozent. In den Kommunen zwischen Neckar und Bergstraße ist ähnliches zu beobachten, nur zwei Städte scheren etwas aus. Wir haben im Überblick die wichtigsten Entwicklungen zusammengefasst. Hinweis: Die Verwaltungen der Kommunen verfügen über noch aktuellere Zahlen als das Statistische Landesamt. Bei dessen Erhebung ist wegen des Stichtags aber eine Einheitlichkeit geboten. 

Edingen-Neckarhausen

„Wir haben eine relativ starke Fluktuation mit etwa je 1000 Zu- und Wegzügen pro Jahr, was besonders auf die Lage zwischen Mannheim und Heidelberg zurückzuführen ist“, erklärt Bürgermeister-Stellvertreter Dietrich Herold. Daran werde sich mittelfristig wenig ändern. „Ein kurzfristig nennenswerter Anstieg der Einwohnerzahl könnte durch Zuweisung Geflüchteter eintreten, und zwar noch 2023“, ergänzt Herold. Die aktuelle Lage im Bausektor, also die Kosten- und Zinsentwicklung, verzögere die geplanten und zum Teil begonnenen Neubauvorhaben enorm. Mit Blick auf die 15 000er-Marke sagt er: „Ein erstrebenswertes Ziel ist nicht das Erreichen einer bestimmten Einwohnerzahl, sondern die Schaffung bestmöglicher Lebensqualität.“ Mehr Einwohner brächten zwar mehr Einnahmen. Andererseits müsse in die Infrastruktur investiert werden.

Heddesheim

In Heddesheim zeigt sich zwischen 2021 und 2022 ein Bevölkerungszuwachs von etwas mehr als einem Prozent. Somit liegt die Gemeinde sehr nah am Kreisdurchschnitt. Heddesheims Bürgermeister Achim Weitz geht wegen des Neubaugebiets „Mitten im Feld II“ (das aktuell bebaut wird) von weiteren Einwohnerzugängen aus - etwa in der Größenordnung von 200 bis 300 Personen. „Oder sogar etwas darüber hinaus“, wie er auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt. Es gebe hierbei aber „keine Zielmarke“ bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. „Im Gegenteil, wichtig ist aus meiner Sicht auch, dass das Wachstum zu den bestehenden Strukturen und der Infrastruktur passt“, erklärt der Verwaltungschef. Damit meint er besonders Schulen und Kindergärten.

Weitz betont darüber hinaus: „Daher wird nach der Erschließung dieses Neubaugebiets zunächst kein weiteres Wachstum der Einwohnerzahl in nennenswertem Umfang angestrebt, um hier den Ort und seine Strukturen nicht zu überfordern.“

Hirschberg

In Hirschberg betont Hauptamtsleiter Frank Besendorfer, wie wichtig die Schaffung von Wohnraum ist. Dabei sei das primäre Ziel, jungen Menschen Möglichkeiten zu bieten, im Ort zu bleiben. „Die 10 000 Einwohner-Marke hat für die Gemeinde Hirschberg keine handlungsleitende Relevanz“, betont Besendorfer. Das Handeln richte sich vielmehr nach der aktuell in Deutschland herrschenden Wohnungsknappheit: „Weiterhin benötigen wir sozialen und preisgedämpften Wohnraum, um auch Familien und Einzelpersonen sowie Paaren mit mittleren oder niedrigen Einkommen Wohnraum bieten zu können.“ Zwischen 2021 und 2022 wuchs die Einwohnerzahl in Hirschberg um ziemlich genau ein Prozent, das liegt ebenfalls nah am Kreisdurchschnitt.

Ilvesheim

Bürgermeister Andreas Metz glaubt nicht, dass die Einwohnerzahlen in der Inselgemeinde in den kommenden Jahren auf demselben Niveau verharren werden. „Grundsätzlich wird sich nach Corona der Einwohnerzuzug in den Kernbereich der Metropolregion wieder fortsetzen“, erklärt der Rathauschef. Dazu kämen „weitere Flüchtlinge, die auch irgendwo wohnen müssen, deren Kinder Schule und Kindergarten besuchen werden.“ Angesprochen auf geplante Neubaugebiete hält der Bürgermeister einen weiteren Anstieg für möglich. Am konkretesten befasst sich die Kommune derzeit mit dem Neubaugebiet Sichelkrümme im Ilvesheimer Norden. In diesem Jahr könnte der Gemeinderat einen Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan fassen. „Theoretisch könnte die Sichelkrümme ab 2025 bezugsfertig sein“, sagt Metz.

Ladenburg

In keinem anderen Ort zwischen Neckar und Bergstraße gibt es derzeit eine so große Wachstumsdynamik wie in Ladenburg. Dies zeigt sich auch an dem Vergleich der Jahre 2021 und 2022: Während in den meisten anderen Kommunen zwischen Neckar und Bergstraße die Bevölkerung in diesem Zeitraum um rund ein Prozent angewachsen ist, sind es in Ladenburg 2,7 Prozent.

Auf das starke Wachstum verweist auch die Sprecherin der Stadt auf Anfrage dieser Redaktion. Grund sei die nahezu zeitgleiche Entwicklung von vier Neubaugebieten: Nordstadt-Kurzgewann, Martinshöfe, Matzgarten und Hockenwiese. „Wir rechnen damit, dass die Bevölkerungszahl weiter ansteigt, da sich noch zwei Neubaugebiete in der Entwicklung befinden“, erklärt die Sprecherin. Bis 2025 gehe man von einer Einwohnerzahl von bis zu 14 000 aus. Dies erfordere ganz besonders den Ausbau von Infrastruktur. Ladenburg investiert daher unter anderem viel in den Ausbau der Kinderbetreuung - aber auch in Grundschulen und Sportstätten.

Schriesheim

„Schriesheim hatte in der Vergangenheit die 15 000-Einwohner-Marke bereits geknackt“, erläutert die Verwaltung auf „MM“-Anfrage. Die Kommune habe also das Potenzial - ungeachtet dessen, ob ein Neubaugebiet entstehe oder nicht. Die Überschreitung der 15 000-Einwohner-Marke sei per se kein erstrebenswertes Ziel: „Wichtiger als das Erreichen einer bestimmten Einwohnerzahl ist es, die notwendige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen - und das in ausreichender Anzahl und Qualität.“ Es müsse daher vor allem um die Bekämpfung der Wohnungsnot gehen - unter Berücksichtigung sämtlicher Belange der Einwohner. In Schriesheim fällt das Wachstum zwischen 2021 und 2022 mit etwa 0,4 Prozent geringer aus als im Kreisdurchschnitt.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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