Kommunalpolitik

Groß-Rohrheimer kämpfen um Rückkehr der Badestelle am Kiessee

In Groß-Rohrheim prallen in Bezug auf die Badestelle am Kiessee Natur- und Bürgerinteressen aufeinander. Welche Lösungen diskutiert werden: unser Überblick.

Von 
Michael Burmeister
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Foto aus früheren Tagen vom Kieswerk am Groß-Rohrheimer See. © Michael Burmeister

Groß-Rohrheim. In einer Sondersitzung des Groß-Rohrheimer Gemeindeparlaments ging es um den Planfeststellungsbeschluss für die Firma Omlor. Diese hatte um eine Genehmigung gebeten, in den kommenden Jahren weiter Kies und Sand abbauen zu dürfen.

Gegen den Abbau selbst haben weder das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt noch die Gemeinde Einwände. Es geht vielmehr um die Möglichkeit, auf dem Betriebsgelände wieder eine Badestelle einzurichten. Der durch den Kiesabbau entstandene See ist nicht nur idyllisch gelegen und hat eine sehr gute Wasserqualität, er wurde bis zum Ausbruch der Pandemie von vielen als Badesee genutzt – auch wenn das offiziell nie erlaubt war.

Kiessee in Groß-Rohrheim wurde schon vor 60 Jahren zum Baden genutzt

Der vorgelegte Planfeststellungsbeschluss sollte nun lediglich zur Kenntnis genommen werden – bei triftigen Gründen könnte gegen den Beschluss Klage erhoben werden. Etwa weil Belange der Gemeindevertretung nicht berücksichtigt wurden. Deshalb schlugen die Bürger für Groß-Rohrheim (BfGR) zunächst vor, man möge gegen den Beschluss des RP Klage einreichen.

Wie Fraktionschef Walter Öhlenschläger in seiner Begründung erklärte, wurde der Kiessee schon vor 60 Jahren zum Baden genutzt. „Vor allem ab Beginn der 2000er Jahre gab es hier immer mehr Probleme“, fuhr Öhlenschläger fort. Müll und andere Verunreinigungen waren auf dem Gelände zu finden. Dann gab es das Unglück im Sommer 2020, als ein Mensch ertrank. Hinzu kam noch das dortige Verkehrs- und Parkchaos an heißen Sommertagen. Die Gemeinde war gezwungen, über mehrere Sommer hinweg eine Security-Firma anzustellen, zudem wurden Knöllchen an Falschparker verteilt.

Der Zaun um den Kiessee in Groß-Rohrheim ist 2020 errichtet worden, nachdem ein Mann ertrunken ist. © Michael Burmeister

Dem setzte das Regierungspräsidium dann ein Ende. Das Areal wurde eingezäunt, die Zufahrt ist seitdem verboten. Das hat viele Rohrheimer erbost, so dass sie eine Bürgerinitiative samt Unterschriftenliste ins Leben riefen. Sie fordern bis heute, die Badestelle wiederzueröffnen, da die Verursacher des Chaos Auswärtige gewesen seien. Doch die Natur hat sich das Gelände inzwischen zurückerobert. Ein Gutachter hat bestätigt, dass dort viele seltene Tiere und auch Pflanzen heimisch geworden sind.

Im Sommer 2022 gab es einen Mehrheitsbeschluss der Gemeindevertretung, dass das Ziel, wieder eine Badestelle zu errichten, weiter verfolgt werden sollte. Walter Öhlenschläger erinnerte daran, dass die Kommunalpolitik indirekt die Zustimmung zum weiteren Abbau von Kies und Sand mit der Einrichtung der Badestelle verknüpft sehen wollte.

Baden am Kiessee in Groß-Rohrheim: Geht das bald wieder?

Doch das RP ließ sich darauf nicht ein. Das eine sei eine reine Betriebsgenehmigung, die mit der anderen Thematik, dem Wunsch nach einer Bademöglichkeit, nichts zu tun habe. Eine Badestelle sei getrennt vom Planfeststellungsverfahren zu sehen.

„Wir sehen das aber anders“, fuhr Öhlenschläger in seiner Begründung fort. Baden und Baggern sei ja möglich, wie es in den früheren Jahren auch stets funktioniert habe, und die Firma Omlor habe das auch stets toleriert. Man müsse hier dem Bürgerwillen Rechnung tragen, daher sieht die BfGR nur den Klageweg, so deren Fraktionsvorsitzender abschließend.

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Bürgermeister Karsten Krug ging auf die verschiedenen Entscheidungen in den politischen Gremien ein. Schon 2017 habe es einen Grundsatzbeschluss gegeben, dass auf dem zur Diskussion stehenden Gelände Kies abgebaut werden dürfe – auch in den kommenden Jahren. Allerdings hat das Regierungspräsidium sämtliche Anfragen bezüglich einer Bademöglichkeit vehement abgelehnt – solange dort ausgebaggert wird.

Doch bei einem Gespräch kürzlich habe sich gezeigt, dass das RP seine bisherige harte Haltung aufzugeben scheine, wie Krug den Gemeindevertretern erklärte. Demnach könne es vielleicht eine Lösung geben. Dazu müsste die Gemeinde aber die Firma Omlor mit ins Boot nehmen, die als Betreiber einen entsprechenden Antrag stellen müsste.

Sicherheitskonzept wäre nötig, ähnlich wie in Bensheim

Eine Badenutzung im Hinblick auf den parallelen Abbaubetrieb wäre möglich, wenn zum einen ein ausreichender Sicherheitsabstand, eine entsprechende Böschungsneigung sowie – und das ist der Kernpunkt – ein entsprechendes Sicherheitskonzept vorgelegt wird. Das steht so in der Tischvorlage, die bei der Sondersitzung ausgeteilt wurde und die das Gesprächsergebnis mit dem RP dokumentiert.

Das noch vorzulegende Sicherheitskonzept dürfte mit Kosten verbunden sein, denn der Kiessee müsste dann in etwa die Infrastruktur aufweisen wie der Bensheimer Badesee. So sind neben einem Rettungsboot sowie Absperrungen auch eine Aussichtsplattform vorzuweisen und ein Schwimmmeister anzustellen. Rechtlich gesehen müsste der Badebereich aus der aktuellen Planfeststellung herausgenommen werden.

Walter Öhlenschläger stellte die Frage, warum das RP nun doch eingeknickt sei. „Das hat sicherlich mit dem Strandbad Rodgau-Niederroden zu tun: Dort ist ein Badebetrieb möglich, obwohl dort auch Kies und Sand abgebaut wird“, antwortete der Bürgermeister. Der hatte zuvor noch einmal alle Gemeindevertreter gebeten, von einer möglichen Klage abzusehen. Das RP habe ja Entgegenkommen signalisiert. Die BfGR zog ihren Antrag zurück.

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