Er ist bekennender Kurpfälzer, emotional eher Heidelberg als Mannheim verbunden, denn in Heidelberg ist er geboren. Doch die Wurzeln von Gemeinderat Gerd Brecht, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, liegen väterlicherseits lang, sehr lang schon in Neckarhausen und ab dem Jahr 1900 auch in Edingen. "Wir reisen gerne, aber woanders wohnen als hier wollten wir nie", sagt er.
Brechts Großvater war Wagenführer bei der OEG, und der Enkel durfte mitfahren. Überhaupt verbrachte er als Junge viel Zeit bei den Großeltern in Edingen: Der Vater starb 1942 im Krieg, die Mutter, eine gebürtige Schweizerin, blieb als 28-jährige Witwe mit dem Sohn in Neuenheim.
"Ein halbes Jahr lang bin ich sogar in Edingen im ehemaligen Russenhäusel zur Schule gegangen", erzählt er dem "MM". Wo andere nur Fußball im Kopf hatten, richteten Gerd Brecht und der langjährige Freund Berthold Sulger ihren Fokus auf politische Veranstaltungen.
Er selbst sympathisierte mit dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund: "Meine Frau und ich erlebten die studentische Bewegung mit." So habe sich eine gewisse "Linkslastigkeit" entwickelt. Anfang der 70er Jahre traten Gerd Brecht und seine Frau Margret in die SPD ein und blieben bis 1983. In dieser Zeit baute er eine Juso-Gruppe in Edingen auf, wohin das Paar 1969 gezogen war. Doch der Nato-Doppelbeschluss und der Kurs von Helmut Schmidt passten ihm nicht und er verließ die Sozialdemokraten.
Über ein Flugblatt im Briefkasten kam der Gymnasiallehrer am "Friedrich-List" in Mannheim zu den Grünen. Mit 41 Jahren war er dort der Älteste, doch gefielen ihm "Esprit und Dynamik" der grünen Gruppe. Ihre Überzeugungen überzeugten ihn: Bereits 1984 bewarb er sich für sie auf einer offenen Liste erneut um einen Sitz im Gemeinderat.
Mit Erfolg. Die Grünen holten drei Mandate und nahmen damit den etablierten Parteien jeweils einen Sitz ab. Das sorgte für Unmut. "Wir waren, diplomatisch ausgedrückt, nicht gut gelitten." Mitglied bei den Grünen wurde er nie; nach dem Austritt aus der SPD habe er wohl so eine Art Gelübde abgelegt, keiner Partei mehr beizutreten.
Nach 28 Jahren Gemeinderatstätigkeit (seit 1989 auch als Fraktionssprecher) ist Gerd Brecht heute der "Alterspräsident" des Gremiums. So bezeichnen ihn ab und an ein wenig frotzelnd, immer aber auch respektvoll die Kollegen der anderen Fraktionen. Er kann Kritik üben, ohne verletzend zu werden. Sein Rat wird gern gehört, aber er lässt sich auch überzeugen. Seit über 25 Jahren ist Brecht außerdem Vorsitzender des Bridgeclubs, der immer donnerstags spielt. Er ist Mitglied bei etlichen Vereinen und mit voller Überzeugung ein Freund der Partnerschaft. "Das bedeutet mir sehr viel. Die IGP ist ein toller Verein, dessen Arbeit ich sehr schätze", meint er. Und der Vater von drei Kindern ist ein leidenschaftlicher Opa: Vier Enkelkinder freuen sich immer über den Besuch der Großeltern.
An seinem Geburtstag selbst gibt es vormittags einen kleinen Empfang; eine größere Feier folgt später.
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