Edingen-Neckarhausen. Der neue Wiesenkindergarten in Edingen ist offiziell eröffnet worden. Bei der Zeremonie am Dienstagnachmittag waren neben den Kindern und Erziehern auch Vertreter der Gemeinde, verschiedene Spender, der Landwirt Georg Koch und die Mitglieder des Trägervereins Urwüchsig dabei. „Ich bin heute sehr glücklich“, sagte Vorstandsmitglied Stefanie Celić mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Neben ihr gehören Lisa Sand, Teresa Boxberg, Kathrin Goßmann und Nico Seitz dem Urwüchsig-Vorstand an. Der Verein ist aus einer Elterninitiative hervorgegangen und Träger von zwei Einrichtungen – dem Wiesenkindergarten in Edingen und dem ebenfalls kürzlich eröffneten Waldkindergarten auf dem Pfingstberg in Mannheim (wir berichteten).
Für 20 Kinder ausgelegt
Der Betrieb der Einrichtung läuft bereits seit Anfang April und begann schrittweise. Aktuell sind in Edingen zwölf Kinder in Betreuung, berichtet der Erzieher Christian Ziegler. Er las ein Grußwort vor, auch im Namen der pädagogischen Leiterin Johanna Keller, die bei der Zeremonie nicht dabei sein konnte. Die Kinderzahl wird bis nach den Sommerferien noch etwas ansteigen, die Einrichtung ist für 20 Kinder (zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt) ausgelegt. „Bisher läuft es wunderbar“, sagt Ziegler. Besonders das Engagement der Eltern begeistert ihn: „Hier tut sich immer was.“
Herzstück des Kindergartens in Edingen ist eine Wiese im Junkersgewann, verpachtet wird sie vom Landwirt Georg Koch. Seine Freude ist ihm deutlich anzusehen. „Es erfüllt mich mit Freude, wenn ich sehe, was hier entstanden ist“, sagt er. Das Ergebnis zeige, dass man „wirklich was reißen könne“, wenn man wolle. Im Kindergarten-Umfeld gibt es zwei Bauernhöfe und viel Grün. Die Wiese wird von einem Zaun eingerahmt und ist gut 1800 Quadratmeter groß. Und was macht den Wiesenkindergarten besonders? Die Tatsache, dass die Kinder die meiste Zeit draußen sind. Auf dem Gelände gibt es nicht nur einen Sandkasten und eine Schlammküche, sondern auch Gemüsebeete. Aus dem hier Geernteten sollen später auch einmal Speisen zubereitet werden. Außerdem gibt es zahlreiche natürliche Spielmöglichkeiten, so zum Beispiel einen Baum, der im Frühjahr gefällt werden musste und der nun als Objekt zum „Darauf-Herum-Turnen“ dient. Alte Traktorreifen haben eine Verwendung als Spielgeräte bekommen, derzeit wächst noch ein Zelt aus verschiedenen zusammengeflochtenen Pflanzen heran. Hinter einem Schuppen, den der Kindergarten als Lager nutzen darf, steht zudem eine Werkbank.
Die meiste Zeit im Freien
Zufluchts- und Schutzort ist ein zwölf mal drei Meter großer Bauwagen. Darin finden sich unter anderem eine Garderobe, eine Spiel- und Bastelecke, eine Küchenzeile und ein Ruheraum. Der Wagen bekommt noch eine Heizung und eine Terrasse. Deren Überdachung steht bereits. Neben dem Bauwagen gibt es zudem zwei Trockentoiletten. Die meiste Zeit verbringt man aber ohnehin draußen, wie Vorstandsmitglied Lisa Sand betont: „Ich bin lieber draußen und habe die Möglichkeit, hineinzugehen, als in einem Innenraum zu sein und nur schwer an die frische Luft zu können.“
Bei der Gemeinde ist man überaus dankbar über die neue Einrichtung. „Sie sind ein Glücksfall für den Ort“, sagte Bürgermeister-Stellvertreter Florian König (CDU) an alle Beteiligten gewandt. Der Wiesenkindergarten helfe, die angespannte Betreuungssituation zu verbessern. Weil die Betreuungseinrichtung in den Bedarfsplan der Gemeinde aufgenommen ist, bezuschusst die Kommune die Personalkosten des Trägers mit 90 000 Euro jährlich. Diese Zahl nannte König.
Urwüchsig-Vorständin Celić dankte in ihrer Rede allen Beteiligten. Auf den Entstehungsprozess zurückblickend, sagt sie: „Schöne Momente und nicht so schöne Momente gaben sich die Hand.“ Sie bestätigte, dass der Verein vom Verwaltungsgerichtshof Mannheim (VGH) nun auch schriftlich eine Bestätigung bekommen habe, dass die Beschwerde der Landwirte Holger und Marianne Koch zurückgewiesen worden sei. Hintergrund ist ein Rechtsstreit (wir berichteten). Die genannten Landwirte lehnen den Standort des Kindergartens ab, weil sie ihre betriebliche Entwicklung gefährdet sehen. Sie hatten Rechtsschutz beantragt, der ihnen von zwei Instanzen verwehrt wurde. Zum anderen haben sie Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingereicht. Die Entscheidung des Regierungspräsidiums Karlsruhe zu diesem Widerspruch steht noch aus.
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