Sicherheit

Wie Falschparker in Edingen-Neckarhausen Leben gefährden

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
Lesedauer: 
Hier in der Neugasse ist kein Durchkommen für die Feuerwehr. © Feuerwehr

Edingen-Neckarhausen. Stell’ dir vor, dein Haus brennt, und die Feuerwehr bleibt auf dem Weg zum Einsatz stecken: In Neckarhausen ist das am Wochenende fast passiert. Zum Glück war es diesmal nur ein Topf auf dem Herd und der angebrannte Inhalt, der den Rauchmelder auslöste. Und zum Glück gab es Nachbarn, die die Bewohnerin aus der leicht verrauchten Wohnung retteten und den Herd ausstellten. Die Feuerwehr konnte in diesem Fall also in Ruhe die Räume entrauchen und musste nicht löschen.

„Auf der Anfahrt zum Einsatzobjekt gab es erhebliche Probleme“, berichtet Kommandant Stephan Zimmer. In der ohnehin engen Neugasse stand auf einer Seite ein Sprinter, auf der anderen ein Wohnmobil. Es dauerte mehrere Minuten, bis eines der behindernden Fahrzeuge Platz machte und die Feuerwehr durchkam. Solche Vorfälle sind allerdings kein Einzelfall, wie Zimmer im Gespräch mit dem „MM“ erklärt.

Immer wieder das gleiche Problem

Immer wieder unternehmen er und seine Einsatzkräfte Übungsfahrten, immer wieder stehen sie dabei vor unpassierbaren Engstellen. „Es sind immer wieder die gleichen Stellen, an denen wir hängen“, berichtet der langjährige Feuerwehrchef. Die Neugasse und die Hauptstraße in Neckarhausen sind neuralgische Punkte, aber auch die Goethestraße in Edingen, wo laut Zimmer häufig auf beiden Seiten geparkt wird.

Auch die Ausfahrt des Gerätehauses in Neckarhausen wird immer wieder durch parkende Fahrzeuge blockiert. © Hans-Jürgen Emmerich

Noch schlimmer sieht es vor dem Gerätehaus in Neckarhausen aus. Hier kommt es nach Angaben des Kommandanten häufig vor, dass parkende Autos die Zufahrt der alarmierten Feuerwehrleute und die Ausfahrt der Einsatzfahrzeuge behindern. Spreche man die Falschparker an, bekomme man häufig zur Antwort: „Ich wollte doch nur kurz. . . “ Im Umfeld des Schlosses ist es häufig der Gang zum Briefkasten oder zum mobilen Hähnchenstand. Dabei gibt es vor dem Freizeitbad in der Regel freie Plätze, nur der Fußweg ist von dort eben ein paar Schritte länger.

Harte Strafen drohen

Bei Einsätzen der Feuerwehr kommt es auf jede Minute an. Wer durch seine falsche Parkweise die Einsatzkräfte behindert, kann letztlich dafür verantwortlich sein, dass Menschen ums Leben kommen, weil die Hilfe nicht rechtzeitig vor Ort eintrifft. Das wird dann deutlich teurer als ein Knöllchen fürs Falschparken.

„Die Behinderung von Rettungskräften wird genauso bestraft wie der Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“, schreibt die Rechtsanwältin Sölen Izmirli im Onlineportal anwalt.de. So könne auch eine nur einminütige Verzögerung eine Verurteilung zu einer Geldstrafe und einem viermonatigen Fahrverbot zur Folge haben, erklärt sie unter Hinweis auf ein Urteil eines Oberlandesgerichts (OLG Hamm, Urteil v. 10. März 2022, Az.: III-4 RVs 2/22).

Mehr zum Thema

Feuerwehreinsatz

Drei Fahrzeugbrände in einer Straße in Edingen-Neckarhausen

Veröffentlicht
Von
Paul Brands
Mehr erfahren
Feuerwehr

Feuerwehreinsätze in Edingen: Autofahrerin zur Seite gekippt

Veröffentlicht
Von
Torsten Gertkemper-Besse
Mehr erfahren
Blaulicht

Auto geht in Neu-Edingen in Flammen auf

Veröffentlicht
Von
Hans-Jürgen Emmerich
Mehr erfahren

Auch im Rathaus ist das Problem bekannt. Dietrich Herold, der den in Urlaub befindlichen Bürgermeister Florian König vertritt, nennt sofort einige Stellen, wo es immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt, weil Autos verbotswidrig geparkt werden. Die Gemeinde kennt in solchen Fällen kein Pardon, wie der Bürgermeister-Stellvertreter betont: „Wenn Fahrzeuge rechtswidrig geparkt sind und Gefahr für Leib, Leben oder Eigentum droht, dann wird keine Rücksicht genommen.“

Edingen-Neckarhausen schaut da nicht tatenlos zu, im Gegenteil. Gerade erst wurde der Vollzugsdienst um eine Halbtagsstelle aufgestockt und mit einem E-Bike ausgestattet. So schaffen es Andreas Strottner und sein Kollege auch bis zu entlegeneren Stellen in der Gemeinde, um nach dem Rechten zu sehen und notfalls auch Bußgelder zu verhängen.

„Parksituation ist prekär“

Das allein wird allerdings nicht reichen, wie Herold einräumt, denn: „Die Parksituation ist schon sehr eng und prekär.“ Mit anderen Worten: Es gibt mehr Autos als Parkplätze. Manche Leute parkten nicht nur rücksichtslos, sondern auch verbotswidrig.

„Das Parken auf dem Gehsteig ist verboten“, lässt Herold keinen Zweifel. Andererseits stelle sich die Frage: Wohin mit den Autos? „Das ist eine Gesamtproblematik, die wir nur durch ein Parkierungskonzept lösen können“, glaubt der langjährige Gemeinderat der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV): „Das sage ich schon seit einigen Jahren.“ Allerdings weiß Herold auch: „Das ist sehr aufwendig.“ Man müsse die Leute da mitnehmen. Trotzdem steht für den Bürgermeister-Stellvertreter fest: „Die Gemeinde wird alles tun, um die Feuerwehr zu unterstützen.“

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen