Soziales

Was sich in Edingen-Neckarhausen an der Betreuung der Schulkinder ändert

Die Betreuung der Grundschulkinder in Edingen und Neckarhausen außerhalb des Unterrichts wird teurer. Doch das ist nicht die einzige Änderung.

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Die Teilnahme am Mittagessen ist bei der Ganztagsbetreuung in Edingen-Neckarhausen künftig nicht mehr verpflichtend. © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Edingen-Neckarhausen. Die Gemeinde Edingen-Neckarhausen regelt die Betreuung an den beiden Grundschulen neu. Der Gemeinderat hat am Mittwoch einstimmig die Richtlinien und Beitragssätze beschlossen, die in den Wochen zuvor in einer Arbeitsgruppe gemeinsam erstellt worden waren.

Bürgermeister Florian König (CDU) erläuterte Einzelheiten der Neuerungen. Unter anderem wird auf Wunsch aus den Reihen der Eltern eine verpflichtende Teilnahme an der Mittagsverpflegung aufgehoben. Damit können alle Kinder in der Mittagspause ihr Essen einnehmen. Bislang war das jenen vorbehalten, die das kostenpflichtige Menü des Caterers gebucht hatten.

Vergabekriterien für Betreuungsplätze in Edingen-Neckarhausen sollen transparenter werden

Wer in der Betreuung mit den Kindern arbeitet, muss ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Das bestätigte der Bürgermeister auf Nachfrage von Hannes Steffen Henn (CDU) und Aleksandra Janson (SPD). Wenn das wegen der Kürze der Zeit nicht vor Einstellung möglich ist, gibt es zuvor eine Abfrage über das polizeiliche Auskunftssystem (Polas), wie Carola Koch von der Verwaltung ergänzte.

Die Graf-von-Oberndorff-Schule in Neckarhausen. © Hans-Jürgen Emmerich

Bei der Betreuung decken die Plätze nicht immer komplett den Bedarf. Die Vergabematrix hat in der Vergangenheit aber für viel Ärger gesorgt, wie König feststellte. Deshalb sei sie überarbeitet worden. Ziel sei es gewesen, die Kriterien transparenter und nachvollziehbar zu machen. Vorrangig werden Kinder aufgenommen, deren Erziehungsberechtigte selbst in der Betreuung tätig sind und so zur Schaffung weiterer Plätze beitragen. Direkt danach folgen Kinder, deren Aufnahme durch den sozialen Dienst des zuständigen Jugendamtes als notwendig erachtet werden.

Weitere Plätze in Edingen-Neckarhausen sollen nach Punkten vergeben werden

Die dann noch verbleibenden Plätze werden nach Punkten vergeben. Diese berücksichtigen als wesentliches Kriterium die vertragliche Arbeitszeit der Erziehungsberechtigten. Alleinerziehende erhalten 44 Punkte, bei zwei berufstätigen Elternteilen gibt es 40 Punkte, bei Alleinverdienern sind es 15. Auch das Alter der Kinder wird berücksichtigt. Für einen Erstklässler gibt es zehn Punkte, für einen Viertklässler nur zwei. Ein ausgeklügeltes System also, in das viel Arbeit gesteckt wurde, und trotzdem macht sich König keine Illusionen: „Ganz gerecht werden wir es nicht hinbekommen.“

Dort, wo die Zahl der Betreuungsplätze nicht ausreichte, hat die Gemeinde in der Vergangenheit allerdings jeweils das Angebot aufgestockt, wie Gerhard Fischer vom Hauptamt auf Nachfrage der Redaktion erläuterte. Das Interesse an einer Betreuung ist groß. In Edingen (Ganztagsschule) lag die Quote der Nutzer bei 84,4 Prozent, in Neckarhausen bei 65,5 Prozent. Berücksichtigt sind dabei alle Kinder, die an mindestens einem Tag der Woche eines der Angebote in Anspruch nehmen. Die Vielfalt der Betreuungsmöglichkeiten sorgt dabei für einen hohen Arbeitsaufwand in der Verwaltung, wie Fischer bestätigte.

Gemeinderäte in Edingen-Neckarhausen loben „gutes Ergebnis“

Gemeinderat Georg Koch von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) räumte unumwunden ein: „Ich habe den Aufwand in der Arbeitsgruppe und die Vielzahl der möglichen Konstellationen unterschätzt.“ Es habe „heiße Diskussionen“ gegeben, aber dank der sehr gut vorbereiteten Unterlagen der Verwaltung sei ein gutes Ergebnis gelungen.

Markus Schläfer (CDU) bestätigte: „Wir haben in der Tat viel diskutiert.“ Ausdrücklich begrüßte er, dass künftig nicht mehr zwischen Warm- und Kaltessern unterschieden werde. „Ab 2026 rollen neue Richtlinien des Landes auf uns zu“, sagte der Christdemokrat: „Dann müssen wir erneut sehen, wie wir es umsetzen können, und wer es bezahlt.“

An der Pestalozzischule in Edingen sind die Sanierungsarbeiten inzwischen beendet, das Kernzeitangebot kann wieder ohne Umwege erreicht werden. © Hans-Jürgen Emmerich

Sandra Schwarz von der Offenen Grünen Liste (OGL) betonte: „Wir begrüßen, dass Eltern das Essen nicht kaufen müssen, sondern die Kinder es auch mitbringen können.“ Zugleich äußerte sie die Hoffnung, dass die Vergabe der Plätze durch die neue Matrix erleichtert werde.

Andreas Daners (SPD) bezeichnete die Arbeit in der Gruppe als konstruktiv, man habe viel gerechnet. „Man kann es nicht allen recht machen“, unterstrich der Sozialdemokrat. Die Situation sei jetzt deutlich besser als vorher: „Bislang sind einige durchs Raster gefallen“ Gerd Wolf (Die PARTEI) begrüßte ebenfalls den Wegfall der Zwangsregelung beim Essen. Bürgermeister König fasste schließlich zusammen: „Es war anstrengend, aber das Ergebnis ist gut.“

Betreuungsgebühren in Edingen-Neckarhausen steigen an

Für die Betreuung ihrer Kinder müssen die Eltern künftig tiefer in die Tasche greifen. Die Sätze seien seit 2003 nicht mehr angepasst worden, hieß es zur Begründung. Für den Hort an der Schule gilt künftig ein Stundensatz von 1,74 Euro, für die Kernzeitbetreuung und die flexible Nachmittagsbetreuung liegt er bei 1,30 Euro. Damit kostet die Betreuung je Schultag künftig zwischen 32,89 und 42,02 Euro. Das sind zwischen 10 und 17 Prozent mehr als bisher.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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