Edingen-Neckarhausen. Der Powerschaum ist gelb und duftet nach Zitrone. Oder er ist weiß und hat ein Aroma von Minze. Die Farbe ist aber völlig unschädlich, wie Theobald Humbert betont – Lebensmittelfarbe. Der Mann aus Edingen, Jahrgang 1956, ist seit Jahrzehnten Betreiber dieser SB-Waschanlage für Autos im Gewerbegebiet. Hier in der Flößerstraße war er einer der Ersten in Deutschland, die so eine Anlage in Betrieb nahmen, wie er sagt. Das war 1987.
Die Autowaschanlage selbst ist dagegen älter. Unter der Nummer DE1187943 wurde die „selbsttätige Waschanlage für Kraftfahrzeuge“ am 8. August 1962 zum Patent angemeldet, von den Augsburger Unternehmern und Erfindern Johann Sulzberger und Gebhard Weigele. Bei der ersten Waschanlage fuhr man das Auto wie in eine Garage. Zwei Jahre später legten die Pioniere nach und präsentierten das Modell Waschstraße.
Waschanlage in Edingen-Neckarhausen: Blechpflege ist Handarbeit
Bei Humberts Anlage legen die Kunden dagegen selbst Hand an. Anders als bei vielen anderen Waschboxenbetreibern beginnt es hier nicht mit Hochdruckwäsche, sondern mit besagtem Aktivschaum. Dieser löse den Schmutz, wie der Betreiber betont und am Golf plus des Reporters demonstriert.
„Eine Minute einwirken lassen, das reicht“, erklärt er. Wer also einmal um das eigene Auto gelaufen ist und dieses eingeschäumt hat, kann mit der Hochdruckwäsche beginnen. Stolz zeigt er auf den Wasserstrahl an der Spitze der Hochdrucklanze und lädt dazu ein, den Strahl zu filmen und sich das Video anzuschauen. Tatsächlich ist da ein Pulsieren zu erkennen. Modernste Technik eines Start-ups aus Berlin, wie Humbert erklärt.
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Der Lieferant, der Familienbetrieb Clean-Unit aus Thüringen, unterhält seit mehr als 25 Jahren eigene SB-Waschanlagen und betreut weitere 250 von Kunden. „Die haben pfiffige Weiterentwicklungen“, schwärmt Humbert. Dazu gehört besagte Düse, die Wasser spart. Fast ein Viertel, wie er sagt. 36 Liter Wasser fließen im Schnitt bei einer Wäsche.
Wie die Waschanlage in Edingen-Neckarhausen Energie spart
Anders als bei Waschstraßen gibt es hier keinen Kreislauf mit Recycling. „Umso wichtiger ist es, Wasser zu sparen“, findet der Betreiber. Neue Pumpen senkten zudem den Stromverbrauch um ein Drittel. Gesamtzahlen will Humbert nicht nennen, weil die Konkurrenz daraus seinen Umsatz ermitteln könnte. „Das ist Geschäftsgeheimnis“, sagt er.
Apropos Energiesparen. Auf dem Dach der Boxen befindet sich eine Solarthermie-Anlage, die für das Brauchwasser genutzt wird. Doch bei den neuen Reinigungsmitteln braucht er gar kein warmes Wasser. „Die sind kaltaktiv“, erklärt er. Also plant er im nächsten Jahr eine weitere Investition: Eigene Photovoltaik-Module sollen zumindest einen Teil des benötigten Stroms für die Anlage liefern.

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Seit er 2018 die Kooperation mit dem neuen Partner aus Thüringen begonnen hat, hat Humbert nach eigenen Angaben inzwischen 130 000 Euro in die Anlage investiert. Allein die komplette Erneuerung des Systems im vergangenen Jahr habe 90 000 Euro gekostet. Und bei der Chemie spart er auch nicht. Sein Lieferant habe sich gewundert, dass er das teuere Mittel kaufe, weil er doch damit seinen Umsatz senke, plaudert er aus dem Nähkästchen. Das Gegenteil sei der Fall, versichert Humbert. Weil die Kunden zufrieden seien, spreche sich das herum, und der Umsatz steige weiter.
Wohnmobile und Transporter stehen sogar Schlange. Denn mit einer begehbaren Tribüne ermöglicht es der Inhaber seinen Kunden, die Fahrzeuge „auf Augenhöhe“ zu reinigen. Das war auch für Nele Neidig aus Plankstadt der Grund, hierher zu kommen. „Ich wüsste wirklich nicht, wo ich sonst noch hinfahren sollte“, sagt sie, während ihr Partner das Auto einschäumt.
Trocknung mit Riesenföhn und 500 km/h
Wenn die Autos gewaschen sind, wird meist noch das Innere ausgesaugt, und dann geht’s ab nach Hause. Nicht so in diesem Waschpark. Neben den Standplätzen mit Staubsaugern hat Humbert noch eine weitere Innovation installiert: die SB-Trocknung. Wie ein riesiger Föhn pustet die Düse mit bis zu 500 Kilometern pro Stunde die Wassertropfen vom Lack, eine Einrichtung, die es sonst bislang fast nur bei Waschstraßen gibt. Edingen sei damit, so versichert er, die Nummer zwei in ganz Deutschland.
Innovationen wie diese sorgen dafür, dass seine Kunden auch weite Anfahrtswege in Kauf nehmen. „Manche kommen sogar von der anderen Rheinseite“, freut sich der Betreiber, der im Hauptberuf Coach und Trainer für Führungskräfte ist. Sein Know-how rund um die Waschboxen bringt er als Zweiter Vorsitzender der Interessengemeinschaft SB-Waschpark (IGSBW) ein, in der sich rund 50 Betreiber von 250 Anlagen bundesweit zusammengeschlossen haben.
Waschanlage in Edingen ist sparsam beim Wasserverbrauch
36 Liter Wasser für eine Autowäsche, ist das viel oder wenig? Aktuelle Zahlen dazu sind schwer zu bekommen. „Der Wasser- und Energieverbrauch der Anlagen ist in den letzten Jahren tendenziell gesunken“, heißt es vom Geschäftsführer des Bundesverbands Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche Deutschland e. V., zu dem auch die IGSBW als Fachgruppe gehört.
Der Waschanlagenbetreiber WashTec beziffert den Verbrauch in einer Portalanlage auf 150 Liter, also so viel wie beim Vollbad in einer Badewanne. Durch Rückgewinnung lasse sich das auf 15 bis 25 Liter Frischwasser reduzieren. Mit seinen 36 Litern liegt Humbert also gar nicht so schlecht. Und sauber werden die Autos auch. „Ich wasche mein Auto nur selten“, verrät eine Kundin aus Edingen: „Aber mit dem Ergebnis hier bin ich sehr zufrieden, deshalb komme ich immer hierher.“
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[2] https://sb-waschpark-edingen.de/
[3] https://www.fdx.de/
[4] https://clean-unit.de/
[5] https://www.airffect.com/
[6] https://www.washtec.de/