Edingen. Das Ziel ist klar: die globale Erderwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius halten. Das haben die Vertragsstaaten mit dem historischen Klimavertrag von Paris beschlossen. Der deutsche Beitrag dazu ist, die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 senken. Doch die Balance zwischen Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit zu finden bedeutet: Ressourcen einsparen, Emissionen reduzieren und für Unternehmen mit machbaren Prozessen kostensparend am Markt agieren.
Denn Wirtschaftlichkeit ist in heutigen Zeiten ein unantastbares Dogma. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Klimaschutz bezahlbar und wirtschaftlich sinnvoll sein muss, andernfalls wird er an der harten Realität scheitern. „Gesetzliche Vorgaben des Klimaschutzes auf EU- und Bundesebene, dazu Energieknappheit, Inflation, unterbrochene Lieferketten, Baustoff- und Fachkräftemangel sowie die aktuelle politische Situation sind Bedingungen, die eine wahre Herkulesarbeit, vor allem in der Kommune erfordern“, eröffnete Gemeinderat Lukas Schöfer, Organisator und Conférencier, die Veranstaltung im Bürgersaal des Rathauses, zu der interessierte Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde eingeladen waren.
Als Gäste der CDU-Fraktion Edingen-Neckarhausen waren an diesem Abend Kommunalberater Andreas Stampfer (Netze BW) und Benjamin Wanke (Quartierentwickler und Urbane Infrastruktur) von der EnBW eingeladen, die auf die Themengebiete „Kommunale Energie- und Wärmewende“ und „Quartier der Zukunft“ spezialisiert sind. Sie standen nach ihren Vorträgen auch für Fragen und für Diskussionen mit den Besuchern zur Verfügung.
Die Vernetzung der Photovoltaik-Anlagen auf jedem Dach soll zur Optimierung des Eigenverbrauchs beitragen
Strom zu bezahlbaren Preisen
Mittel- bis längerfristig sollen alle gemeindeeigenen Liegenschaften auf realistischem Weg CO2-neutral mit Strom und Wärme zu bezahlbaren Preisen versorgt werden. „Setzt man aber dabei auf die falschen Pferde (fossile Brennstoffe) wird man in Zukunft sehr viel Geld bezahlen müssen“, insistierte Benjamin Wanke, der mit Stampfer mögliche Lösungen aus Sicht des Energieversorgers EnBW aufzeigte.
In den vergangenen Jahren hat der Gemeinderat bereits Beschlüsse gefasst, die die Gemeinde in Sachen Energieverbrauch effizienter und nachhaltiger machen. Eines der hochaktuellen Entwicklungsprojekte der Gemeinde ist das Neubaugebiet Neckarhausen-Nord.
Eine detaillierte Machbarkeitsstudie der EnBW zum „Quartier Neckarhausen-Nord“ veranschaulichte der Versammlung eine „intelligente“ Vernetzung von Energie, Mobilität, Ökologie und Wohnen als Gesamtkonzept unter Berücksichtigung von Aspekten von Nachhaltigkeit, Umwelt und Natur. Für Synergieeffekte sollen unter anderem ein Mieterstrommodell für nachhaltige Stromversorgung mit einem „kalten“ Nahwärmenetz und der Flusswärmenutzung mit Hilfe des Neckars sorgen.
Die Vernetzung der Photovoltaik-Anlagen auf jedem Dach soll zur Optimierung des Eigenverbrauchs beitragen. Der Autarkiegrad im „Quartier“ des Wärme-Kälte -und Strombedarfs ist mit über 70 Prozent veranschlagt.
Neueste E-Mobilität
Des Weiteren sind Highspeed Glasfaser und Breitbandkabel und eine „dynamische“ Ladeinfrastruktur für E-Mobilität auf dem neuesten Stand der Technik vorgesehen. „Unbestritten ist, dass das alles andere als einfach umzusetzen ist, auch im Hinblick auf die dabei entstehenden Kosten, die im Idealfall unter marktüblichen Preisen liegen sollen“, informierte Andreas Stampfer.
Referenzprojekte, die bereits angelaufen sind, befinden sich unter anderem in Kuppenheim („Kiefer Koffer Areal“), Schwetzingen („Schwetzinger Höfe“) und Plankstadt („Kultur- und Sportquartier Westend“).
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