Der neu gegründete Verein „urwüchsig“ mit Sitz in Mannheim möchte einen Naturkindergarten gründen und in Edingen eine „Wiesengruppe“ mit 20 Betreuungsplätzen für über Dreijährige einrichten. Eine zweite Gruppe, die „Waldgruppe“, soll im Wald bei Mannheim-Pfingstberg entstehen. Der Verein hat bei der Gemeinde Edingen-Neckarhausen die Aufnahme der Wiesengruppe in die Kindergarten-Bedarfsplanung und eine finanzielle Förderung beantragt. Am Mittwoch, 21. April, ist dies Thema in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats. Beginn ist um 18.30 Uhr in der Pestalozzi-Halle in Edingen.
Die Gemeinde begrüßt den Antrag des Vereins, wie es in den Sitzungsunterlagen heißt. Grund: „Die Kindergartensituation in Edingen-Neckarhausen ist angespannt.“ Die Nachfrage nach Plätzen sei höher als die vorhandene Kapazität und werde in den kommenden Jahren weiter ansteigen. Durch die naturpädagogische Konzeption werde die Angebotsvielfalt zudem erweitert. Schon Anfang September möchte „urwüchsig“ als Trägerverein mit dem Betrieb der Gruppen starten.
Das Rathaus schlägt in Anlehnung an die gesetzlichen Bestimmungen und die Förderung der konfessionellen Träger vor, dass sich die Gemeinde mit einem jährlichen Zuschuss von 84 Prozent an den Personalkosten der Wiesengruppe beteiligt (gut 100 000 Euro). Das Land zahlt laut Verwaltung über die Ausgleichsbeträge rund 40 000 Euro.
Höherer Personalaufwand
Die Elternbeiträge der neuen Einrichtung würden damit zwar monatlich noch etwa 25 Euro höher liegen als in den anderen Einrichtungen der Gemeinde. Dies könne aus Sicht des Vereins jedoch mit dem erhöhten Personalaufwand begründet werden. Aufgrund der besonderen Aufsichtspflicht in Naturkindergärten seien zwei Fachkräfte während der gesamten Öffnungszeit Pflicht, eine zusätzliche Unterstützung werde überdies empfohlen.
So ist es auch für die Edinger Wiesengruppe geplant, wie Stefanie Celic vom dreiköpfigen „urwüchsig“-Vorstand auf „MM“-Nachfrage erläutert. „Es werden immer mindestens zwei pädagogische Fachkräfte anwesenden sein und gegebenenfalls eine dritte Zusatz- oder Fachkraft“, sagt die Neckarhäuserin, deren Tochter ebenfalls die Wiesengruppe besuchen wird. Sowohl dort als auch in der Mannheimer „Waldgruppe“ sollen je 20 Plätze für Kinder ab drei Jahren angeboten werden. 23 der 40 Plätze seien derzeit schon vergeben. Interessierte Eltern dürften sich gerne noch melden. Gerade bei Müttern und Vätern kleinerer Kinder sei die Nachfrage bereits groß, daher freue man sich auch über die Anmeldung „älterer“ Kindergartenkinder. Ebenso würde das Team gern noch einige weitere Mädchen begrüßen, erklärt Celic. Geplant sei eine Betreuung von 7.30 Uhr bis 14.30 Uhr (verlängerte Öffnungszeit). Ein Ganztagsangebot sei insbesondere im Winter schwer umsetzbar.
Obst, Beeren und Gemüse
Heimisch werden sollen die Wiesen-Kinder – die „Wikis“ – auf einem Grundstück im Edinger Süden, östlich der Grenzhöfer Straße unweit des Bauhofs. Auf den rund 1800 Quadratmetern, die der Verein gepachtet hat, soll eine elektrisch beheizte Schutzunterkunft in Form eines Holzhauses mit etwa 40 Quadratmetern entstehen. „Dort können die Kinder ihre Zeit verbringen, wenn es draußen zu unangenehm wird, etwa bei starkem Regen oder Kälte“, führt Celic aus. Im Sommer soll es schattige Plätze auf der Terrasse geben.
„Wir wollen viele Obstbäume, Beeren- und Nusssträucher pflanzen und Gemüsebeete anlegen“, gibt sie Einblick in die Pläne, zu denen auch ein großer Sandhügel und eine „Matschküche“ gehören. „Ansonsten möchten wir ganz im Sinne der Naturpädagogik viele Freiräume schaffen zum Werkeln, Bauen und Natur-Erleben.“ Zum perfekten „Bullerbü-Idyll“ solle auch ein Platz für ein Lagerfeuer beziehungsweise eine Grillstelle beitragen.
Der Verein rechnet mit rund 63 000 Euro an Investitionskosten. Das ist im Vergleich zu einer „normalen“ Kita zwar wenig, will aber gleichwohl finanziert sein. Laut Celic werde man neben den staatlichen Zuschüssen auch auf Spenden und Sponsoring zurückgreifen. Ein Teil müsse vermutlich auch mit einem Kredit abgedeckt werden.
Durch ihre Mitgliedschaft im Verein haben Eltern „direkten Einfluss auf die strategische und operative Gestaltung des Kindergarten-Alltags“, erklärt die Vorständin das „urwüchsig“-Konzept, das aus einer Elterninitiative heraus entstanden ist. „Im Vergleich zu einem Regelkindergarten wird es viele Möglichkeiten geben, sich einzubringen“, verspricht sie .
Der Verein und sein Konzept
- Der Verein „urwüchsig e.V.“ wurde Ende Januar gegründet. Sitz ist in Mannheim, die Eintragung ins Vereinsregister steht noch aus.
- Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt und wird die Trägerschaft des Naturkindergartens mit zwei Gruppen zu 20 Kindern übernehmen: der Wiesengruppe in Edingen und der Waldgruppe in Mannheim (für Kinder mit Wohnsitz in Mannheim) .
- Eröffnung der Gruppen soll Anfang September sein.
- Das Konzept ist aus einer Initiative von Eltern mit (angehenden) Kindergartenkindern entstanden. Durch ihre Mitgliedschaft im Verein haben die Eltern Einfluss auf die Gestaltung des Kiga-Alltags.
- Aktuell hat der Verein 13 Mitglieder und drei Vorstände: Christian Hammer, Lisa Sand und Stefanie Celic.
- Infos und Kontakt: per Mail an vorstand@urwuechsig.org; Internet: urwuechsig.org
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